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Griechenland sucht …

Unter­des­sen haben Haus­frau­en, Erzie­he­rin­nen und ande­re öko­no­mi­sche Lai­en begrif­fen, dass Schul­den eine böse Sache sind. Zumal dann, wenn man die Zin­sen nicht mehr stem­men kann. RTL-Schul­den­be­ra­ter Peter Zweg­at zieht es in sol­chen Fäl­len regel­mä­ßig die Mund­win­kel nach oben und die Stirn in Fal­ten: „Böse Sache“.

Seit 2009 strahlt die RTL-Toch­ter Alpha TV in Grie­chen­land das glei­che For­mat unter dem Titel Gia log­aris­mo sas aus – was soviel heißt wie „Für Ihr Kon­to“. Der grie­chi­sche Zweg­at heißt Nikos Samo­lis und sei­ne Sen­dung freut sich reger Nach­fra­ge. Und zwar auf bei­den Sei­ten. Mit jedem EU-Umschul­dungs­pro­gramm stei­gen die Ein­schalt­quo­ten in Schwin­del erre­gen­de Höhen. Umge­kehrt cam­pie­ren regel­mä­ßig end­lo­se und immer län­ger wer­den­de Schlan­gen von über­schul­de­ten Grie­chen vor den Athe­ner Sen­de­stu­di­os, um beim Cas­ting für die nächs­te Sen­dung in den Kreis der Aus­er­wähl­ten zu gelan­gen – auch Grie­chen­lands amtie­ren­der Prä­si­dent Karo­los Papouli­as soll – mit Son­nen­bril­le und Steh­kra­gen – in der War­te­schlan­ge gesich­tet wor­den sein.

Wir wis­sen nicht, ob das stimmt. Sicher ist aber, dass der kei­ne Pro­ble­me mit den Aus­wahl­kri­te­ri­en für die Kan­di­da­tur zur Teil­nah­me an der Sen­dung hat. Im Gegen­satz zu den meis­ten sei­ner Lands­leu­te. Pro­blem: 31% aller grie­chi­schen Haus­hal­te haben kein eige­nes Kon­to – und ohne Kon­to gibt es kon­se­quen­ter­wei­se auch kei­ne Über­schul­dung. Wäre viel­leicht mal ein Tipp für die EU, wie man die grie­chi­sche Über­schul­dung zumin­dest auf dem Papier regeln könnte.

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Umsteigen

Wie hal­ten Sie es mit der Ener­gie? Hei­zen Sie schon mit Wind­kraft? Oder gehö­ren Sie zu der Frak­ti­on, die am Wochen­en­de Pam­pers und Klo­pa­pier mit Fahr­rad und Hän­ger vom Super­markt nach Hau­se trans­por­tiert? NEIN! Dann hin­ken Sie aber ganz schön hin­ter dem Zeit­geist her. Wenigs­tens die Innen­tem­pe­ra­tur im Büro soll­ten Sie um ein hal­bes Grad her­un­ter­dre­hen – schließ­lich steht der Früh­ling vor der Tür, was die gefühl­ten Tem­pe­ra­tu­ren Ihrer Mit­ar­bei­ter schon ganz von allei­ne anstei­gen lässt.

Gera­de rich­tig kommt da jetzt eine Neu­ent­wick­lung aus dem Schwarz­wald – genau aus dem Gröch­ter­tal, das ist eine Ecke, die bis­her mehr für Milch und Kuckucks­uh­ren als für den tech­no­lo­gi­schen Fort­schritt steht. Dort heizt man unter­des­sen den gan­zen Hof mit Kuh­mist. Und die­ses Ver­fah­ren soll jetzt auch auf den mit­tel­stän­di­schen Büro­ar­beits­platz über­tra­gen wer­den. Kon­kret: Via Tas­ta­tur über­trägt der Mit­ar­bei­ter sei­ne Wär­me-Ener­gie an den PC. Die wird dort direkt in Strom umge­wan­delt und betreibt die Chips  – so eine Art Kraft-Wär­me-Kopp­lung. Im nächs­ten Schritt könn­te man ja viel­leicht auch direkt auf die Hirn­strö­me zugrei­fen – was Brain­stor­mings deut­lich abkür­zen wür­de. Damit könn­ten wir uns den teu­ren Aus­bau und die Ver­schan­de­lung der Land­schaft mit Strom­mas­ten ein. Ein­zi­ge Vor­aus­set­zung: Der Mit­ar­bei­ter muss gut früh­stü­cken, damit er genug Wär­me abgibt.

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Stresstest

Es gibt die­se (Sch) ver­flix­ten Tage, an denen ein­fach nichts geht. Meis­tens fängt das schon beim Früh­stück an. Aber die­ser Tag hat­te es wirk­lich in sich. Eigent­lich begann die Pan­nen-Serie bereits vor dem Früh­stück. Beim Zäh­ne­put­zen. Chris­ti­an L. (Name von der Red. geän­dert) war der­ma­ßen in Gedan­ken (der Secu­ti­ty-Chef muss drin­gend abge­mahnt wer­den), dass er die Odol-Mund­spü­lung für einen Schnaps hielt und sofort ex run­ter­spül­te. Kein Wun­der, dass der Kaf­fee nicht schmeck­te. Bei Durch­sicht der Nacht-Faxe muss­te Cars­ten drei­mal Luft holen: 17 schwer­wie­gen­de Par­tei­aus­trit­te, die Julis gleich 5mal in der Pres­se und er abge­rutscht auf Platz 79 im Pol­ti­ba­ro­me­ter (Schluck). Die Zah­len­ko­lon­nen vor sei­nen Augen began­nen zu tan­zen. Chris­ti­ans Nase begann zu lau­fen. Ers­te Anzei­chen sei­ner Früh­jahrs­grip­pe, die sich nor­ma­ler­wei­se bis in den Herbst zieht. Dann der AB. Dükur, sei­ne bild­hüb­sche Assis­ten­tin, kann heu­te nicht kom­men (Magen­schleim­haut). Der Gerichts­voll­zie­her wird gegen Mit­tag wegen der Bei­trags­er­he­bung zur Künst­ler­so­zi­al­ver­si­che­rung wegen der letz­ten Wahl­pro­spek­te vor­bei schau­en. Die Fahrt ins Geschäft dau­ert. Außer­dem streikt die Bahn. Chris­ti­ans Fein­staub-Pla­ket­te ist abge­lau­fen. Das W‑LAN ist unter der plötz­li­chen Hoch­druck-Wet­ter­la­ge zusam­men­ge­bro­chen. Die Mit­ar­bei­ter nut­zen die Leer­zeit zu einem Brain­stor­ming über die ara­bi­schen Staa­ten. Neben­an sor­tiert der Betriebs­prü­fer Spen­den­be­schei­ni­gun­gen ins Note­book.  Na ja – wenn sonst Nichts ist, fängt der Tag ja an wie der letz­te auf­ge­hört hat.

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Nachruf

ver­schlos­se­nes Tor, offen

Vie­le BISS-Leser haben nach­ge­fragt, war­um wir zur Fuß­no­ten-Affai­re nichts zu sagen haben oder ob es uns die Spra­che ver­schla­gen hat. Jetzt, nach­dem Alles aus­ge­stan­den ist, dür­fen wir reden. Die Dis­ser­ta­ti­on selbst hat 15.000 Euros gekos­tet und wur­de von einem gewis­sen Adrain von Schma­len­bach geschrie­ben – einem glück­lo­sen und ver­arm­ten Ver­tre­ter sei­ner Zunft. Das erklärt auch, war­um es so lan­ge gedau­ert hat. Von Schma­len­bach muss­te zwi­schen­zeit­lich mehr­mals in die Reha. In der Sze­ne für sog. exter­ne Pro­mo­tio­nen gilt er als zuver­läs­si­ger Schrei­ber­ling, der auch ger­ne mal in genia­lis­ti­sche Pro­sa fällt und gele­gent­lich die Gren­ze zwi­schen wis­sen­schaft­li­cher Ana­ly­se und frei­mau­re­ri­scher Deu­tung als flie­ßend begreift. Insi­der ken­nen ihn pri­vat als tob­süch­tig und toll­pat­schig, aber schweig­sam wie ein rie­si­ges ver­schlos­se­nes Tor zu einem marok­ka­ni­sches Kas­bah, hin­ter dem Sodom und Gomor­rha wüten. Die Gut­ten­berg­sche Arbeit war sei­ne vor­läu­fig letz­te. Unter­des­sen lebt von Schma­len­bach auf einer klei­nen Farm in Para­gu­ay und züch­tet Peli­ka­ne, wäh­rend der Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter zu Hau­se die Sup­pe aus­löf­feln muss. Noch Fragen?

Lite­ra­tur: Fuß­no­ten­ge­sel­len, Aus dem Leben des Hoch­stap­lers Adri­an von Schma­len­bach > zum Roman

Auch Frau Koch-Mehrin ist unter­des­sen ohne Doktor-Titel …

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Frauenquote

Was für ein The­ma. Das muss sich auch Hei­ner Thor­borg von der Hei­ner Thor­borg GmbH & Co. KG gedacht haben. Was? – noch nie gehört. Da wird es aber Zeit. Zumal uns der Mann vor­macht, wie es geht. Von den fünf Ange­stell­ten sei­ner Exe­cu­ti­ve Search gibt es einen Mann – sprich Hei­ner selbst – und vier Frau­en, sei­ne Per­so­nals Assists – wie es auf sei­ner etwas leb­lo­sen Inter­net-Sei­te in bes­tem busi­ness eng­lish heißt. Auf­merk­sam wur­den wir jetzt durch sei­nen „Offe­nen Brief zur Frau­en­quo­te“, der punkt­ge­nau zum Medi­en­hype in einer ganz­sei­ti­gen Anzei­ge im Han­dels­blatt erschien – seit Mer­kels Brief zum Wachs­tums­be­schleu­ni­gungs­ge­setz ja durch­aus ein in die Mode gekom­me­nes PR-Instru­ment. Bewährt hat sich nach eige­nen Anga­ben sein Enga­ge­ment für die Frau­en ganz prak­tisch in der Bera­tung. So eröff­net er seit neu­es­tem sei­ne Kun­den­ge­sprä­che mit den DAX-Auf­sichts­rä­ten mit: „Wie wäre es denn mal mit einer Frau?“. Dann ant­wor­ten die meis­ten (männ­li­chen) Kli­en­ten – so Thor­berg – nach sekun­den­lan­gem Schwei­gen (und wahr­schein­lich rie­si­gen­gro­ßen Augen): „War­um eigent­lich nicht!“. Na dann mal ran.

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Wer hat den Aufschwung erfunden?

Bau-BoomWas macht eigent­lich Schar­ping? Sie erin­nern sich, unser glück­lo­ser Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter, der irgend­wann mit sei­ner irdi­schen Prin­zes­sin irgend­wo­hin in den blau­en Him­mel ent­schweb­te. Aber weit gefehlt: Ist der Ruf erst ram­po­niert, lebt es sich ganz unge­niert. Und zwar als Geschäfts­füh­rer der Bera­tungs­fir­ma RSBK – was so viel heißt wie Rudolf Schar­ping Stra­te­gie Bera­tung Kom­mu­ni­ka­ti­on GmbH – eine PR-Bera­tungs­fir­ma für schwie­ri­ge Fäl­le, die die Din­ge so lan­ge hin und her dreht, bis sie stim­men. Damit sind wir dann schon bei unse­rem eigent­li­chen The­ma: Wer hat den Auf­schwung gemacht? Die Schwei­zer waren es in die­sem Fall ganz sicher nicht. Die Fir­ma Ric­co­la wol­len wir hier aus Fair­niss­grün­den mal ganz aus der Schuss­li­nie neh­men. Bleibt eigent­lich nur noch der Brü­der­le übrig. Dazu haben wir her­aus­ge­fun­den, dass der Minis­ter bis 2009 im Bei­rat eben die­ser RSBK saß und dort wömög­lich sei­nen eige­nen PR-Bera­tern auf­ge­ses­sen ist. So, dass er sich tat­säch­lich selbst für den leib­haf­ti­gen Aus­lö­ser des Auf­schwungs hält. Womög­lich hat er jedes Mal, wenn er sei­nen Geld­beu­tel auf­macht – etwa um But­ter und Bröt­chen ein­zu­kau­fen – die wag­hal­si­ge Vor­stel­lung, dass er damit irgend­wie eine Inves­ti­ti­on aus­löst. Als Volks­wirt kennt er das ja aus sei­nen Büchern.

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Preis-Gefluester

na dann Prost …

Es geschah zuletzt in der„Blauen Fisch­grä­te“ – einem Ham­bur­ger Nobel-Restau­rant mit Blick auf den Jung­fern­stieg und bekannt dafür, dass der Han­se­at hier Kon­fir­ma­tio­nen und ande­re Fami­li­en­fes­te fei­ert. Die weiß­rus­si­sche Gas­tro-Fach­kraft Anna­mil­ja hat­te mit­be­kom­men, dass sich Ree­der Sön­ke Feder­son – des­sen Fami­lie hier die Kon­fir­ma­ti­on von Töch­ter­chen Wieb­ke fei­er­te – und der per­si­sche Import-Expor­teur Amud Jah­ria – der hier die Ehe­schlie­ßung sei­nes Soh­nes Ach­med II fei­er­te – sich zusam­men in die Kel­ler­bar für ein paar Bier und Korn zurück­ge­zo­gen hat­ten. Auch, dass Feder­son die gemein­sa­me Rech­nung dafür begli­chen hat­te – inkl. quit­tier­tem Trink­geld.  Wie immer in sol­chen Fäl­len infor­mier­te Anna­mil­ja unver­züg­lich die ört­li­chen Kar­tell­be­hör­den – so wie sie es mit dem Pass­amt für ihre Auf­ent­halts- und Arbeits­ge­neh­mi­gung ver­ein­bart hat­te. Die fan­den dann schnell her­aus, dass die bei­den ihre Geschäf­te in ver­däch­tig „ver­wand­ten“ Bran­chen abwi­ckel­ten und allei­ne schon die ein­sei­ti­ge Ein­la­dung den Ver­dacht eines Kar­tell­ver­ge­hens unmit­tel­bar recht­fer­tig­te. Eine Kopie der Rech­nung wur­de zu den Unter­la­gen genom­men. Die Ton-Mit­schnit­te auf dem Mobil­te­le­fon gaben aller­dings nicht viel mehr als ein ganz all­ge­mei­nes „Gekrat­ze“ wie­der. Bei­des zusam­men genügt aber – so der zustän­di­ge Sach­be­ar­bei­ter der Kar­tell­be­hör­de – für einen Buß­geld­be­scheid in – sagen wir – in die­sem Fall in 5‑stelliger Höhe – „schrei­ben Sie mal 75.000 €“. Begrün­dung: Preis­ab­spra­che im ver­ti­ka­len Ein­fuhr-Kar­tell. Kein Ein­zel­fall: Geschieht nahe­zu täg­lich mit­ten unter uns in Deutsch­land und Euro­pa. Allein die EU-Kom­mis­si­on ver­häng­te 2010 Buß­gel­der in Höhe von 3,05 Mrd. Euro. Ree­der Feder­son trinkt seit­her Korn und Bier nur noch alleine.

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Seitenwechsel

Anla­ge­be­ra­ter, windig

Über die – sagen wir – Unmög­lich­kei­ten einer objek­ti­ven Anla­ge­be­ra­tung haben wir ja schon in einem der letz­ten BISS berich­tet (Bafin ver­sus TÜV). Gera­de ein­mal 6 Mona­te spä­ter hat uns das The­ma schon wie­der fest im Griff. Nach inter­ner Abstim­mung zwi­schen Frau Aigner, Herrn Schäub­le und der Bun­des­an­stalt für Finanz­dienst­leis­tung wer­den nun seit Dezem­ber in den Job­cen­tern der Arbeits­agen­tu­ren ganz beson­de­re Kur­se für Umschü­ler, Lang­zeit­ar­beits­lo­se und ande­re Pro­blem­fäl­le ange­bo­ten. Die tra­gen sol­che Arbeits­ti­tel wie „Auf­bau und Inhalt eines Bera­tungs­pro­to­kolls“, „Rhe­to­rik für Anle­ger“, „Wie Sie Ihren Bank­be­ra­ter auf dem Par­kett in die Irre füh­ren“ oder „Wie Sie Ihre Bank mit 5 geziel­ten Fra­gen um 50.000 € erleich­tern!“. Der Andrang war so mäch­tig, dass man in den Job­cen­tern den Nume­rus clau­sus ein­füh­ren muss­te. Sogar ‑zig von wäh­rend der Finanz­kri­se vor die Tür gesetz­ten Anla­ge­be­ra­tern wech­sel­ten flux auf die Gegen­sei­te. Unter­des­sen hat sich her­um­ge­spro­chen, dass es ab Janu­ar ein neu­es Ver­gü­tungs­mo­dell für die Bank­be­ra­ter-Tes­ter geben wird! Sie ahnen es sicher schon: Der Tes­ter erhält eine erfolgs­ab­hän­gi­ge Ver­gü­tung –  und zwar pro über­führ­ter Falsch­be­ra­tung 50% vom Buß­geld. Ist doch schön, wie ein­fach sich die Pro­ble­me im Markt lösen.

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Arriva

Sie wis­sen ja: Ita­li­en und Deut­sche Bahn AG gehö­ren mit­hin zu unse­ren Ste­cken­pfer­den. Heu­te nun ergibt sich die gera­de­zu genia­le Mög­lich­keit, die bei­den The­men zu ver­ei­ni­gen: Als der 11-jäh­ri­ge Mau­ro Moret­ti 1964 zum ers­ten Mal sei­ne Groß­el­tern besuch­te, war das eine hal­be Welt­rei­se – genau genom­men ging es mit der Bahn von Rimi­ni via Mila­no, Bern, Zürich und Stutt­gart nach Heil­bronn. Ein sein Leben prä­gen­des Rei­se-Erleb­nis. Das Unheil begann in Bolo­gna – der Streik des Wei­chen­stell­diens­tes ver­hin­der­te vor­erst die Wei­ter­fahrt. Den nächs­ten Tag und die dazu­ge­hö­ri­ge Nacht ver­brach­te der klei­ne Mau­ro in der Sozi­al­sta­ti­on. Unglück im Glück, da der Kon­trol­leur bei der Fahr­aus­weis­kon­trol­le zwi­schen Sin­gen und Donau­eschin­gen nicht wis­sen konn­te, dass das Aus­stel­lungs­da­tum der Fahr­kar­te auf­grund des Streiks um 2 Tage nicht mehr stimm­te. Was sich dann aber auf dem Poli­zei­re­vier und nach eini­gen Tele­fo­na­ten auf­klä­ren ließ. Noch mehr mach­te Mau­ro aller­dings zu schaf­fen, dass es ihn von Kopf bis Fuß juck­te – das hat kurz hin­ter Par­ma ange­fan­gen, als es bei 38 Grad in der Po-Ebe­ne zusam­men mit 14 ande­ren Män­nern, Mamas und Bam­bi­ni im Abteil etwas enger wur­de und Zecken und Flö­he leich­tes Speil hatten.

Jetzt – schlap­pe 45 Jah­re danach – hat Mau­ro sei­nen Kind­heits-Alb­traum end­gül­tig bezwun­gen. Ab sofort fährt er mit sei­ner ita­lie­ni­schen Eisen­bahn in Deutsch­land her­um. Für schlap­pe 170 Mio. Euros hat der jet­zi­ge Vor­stands­vor­sit­zen­de der Fer­ro­vie del­lo sta­to die DB-Toch­ter Arri­va gekauft: Für 20 Cent pro Pas­sa­gier­ki­lo­me­ter (statt 10,8 Cent in Ita­li­en) wird er jetzt den Kun­den der Vogt­land-Bahn, der ost­deut­schen Eisen­bahn, der ost­han­no­ver­schen Eisen­bah­nen AG und ein paar ande­rer Stre­cken einen Rei­se-Ser­vice bie­ten, der sogar noch etwas über ita­lie­ni­schen Ver­hält­nis­sen liegt. Ob mit oder ohne Streik­ga­ran­tie, ist noch offen. Immer­hin hat die DB den ursprüng­lich ver­an­schlag­ten Kauf­preis von 300 Mio. Euros wegen eini­ger „Son­der­re­ge­lun­gen und Haf­tungs­über­nah­men“ fast hal­biert. Da sind wir ganz hell­hö­rig gewor­den. Das The­ma bleibt auf jeden Fall auf unse­rer Agenda.

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Wikileaks

Was steckt in den Köpfen?

Erin­nern Sie sich noch an Ihre Bewer­bun­gen um den ers­ten Job? Als BWL-er, VWL-er oder Jurist gab es da ja kein vor­bei an der FAZ. Und „nur so zum Spaß“ hat der ein oder ande­re sei­ne Bewer­bungs­un­ter­la­gen auch ans Aus­wär­ti­ge Amt geschickt – auf die Aus­schrei­bung für den geho­be­nen Dienst in einer deut­schen Bot­schaf­ten irgend­wo in der wei­ten Welt – Karat­schi oder Dakar. Da war so rich­tig Phan­ta­sie drin. Die per­fek­te Ver­bin­dung von Wohl­stand und Aben­teu­er – was für ein Leben lag da vor den Füßen.

Wenn es da nicht das stren­ge Aus­wahl­ver­fah­ren gege­ben hät­te. Abschluss mit Aus­zeich­nung. Zwei Fremd­spra­chen flie­ßend. Und – für die meis­ten „KO“-Kriterium: Per­fek­te Umgangs­for­men und ein Prak­ti­kum beim Goe­the-Insti­tut. Bis dato konn­te man also guten Gewis­sens davon aus­ge­hen, dass in Diplo­ma­ten­krei­sen Bil­dung, Stil und Eti­ket­te eine gewis­se Rol­le spie­len – und nur die Bes­ten zum Zuge kom­men, bei uns wie in den USA.

Jetzt wis­sen wir: Selbst unter Diplo­ma­ten scheint es üblich zu sein, die Prot­ago­nis­ten ihrer Besin­nungs­auf­sät­ze so zu beschrei­ben, dass jeder Pen­ä­ler eine glat­te sechs dafür bekom­men wür­de. Geeig­net für Stamm­ti­sche oder XXDia­ries – wie man das in RTL2-Zei­ten nennt. Pre­ka­ri­ats-Diplo­ma­tie. So gese­hen offen­bart das Ver­öf­fent­li­chungs-Drum-Drum um Wiki­leaks ein wei­te­res bis­her nicht erkann­tes (Bil­dungs-) Problem.