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Treuepunkte

An oder mit bzw. im Zusam­men­hang mit den Coro­na-Imp­fun­gen wur­de jetzt eine inter­mi­nis­te­ri­el­le Arbeits­grup­pe ein­be­ru­fen – bestehend aus Die­ter R. vom Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­te­ri­um, Dr. Paul K. vom neu begrün­de­ten Bun­des­mi­nis­te­ri­um für poli­ti­sche Kom­mu­ni­ka­ti­on (BfpK) und das Gan­ze unter der Lei­tung von Dani­el D., CEO der Agen­tur Pro­me­theus PR und Poli­tik­be­ra­tung. Man will her­aus­fin­den, wie man eine Durch­imp­fung von 100% errei­chen kann – und zwar mit frei­wil­li­ger Impf­vor­ga­be. Ers­tes Ergeb­nis: Ein Deal mit der Fir­ma Pay­back. Die Imp­fung wird direkt im Pay­back-Chip gespei­chert. Fra­gen wie „Sind Sie geimpft“ oder „Legen Sie Ihren Impf­pass vor“ sind dann über­flüs­sig. Statt­des­senn lau­tet die Fra­ge: „Sam­meln Sie Treue­punk­te?“. Im nächs­ten Schritt wür­de man das mit einer Zugangs­kon­trol­le in Super­märk­ten kop­peln, wobei sich die Ein­gangs­schran­ke nur noch für sol­che Kun­den öff­net, die im Besitz einer Pay­back-Kun­den­kar­te mit ent­spre­chen­dem Impf-Ver­merk sind. Bei unbe­fug­tem Betre­ten löst ein Warn­si­gnal aus und die Secu­ri­ty greift ein zur unmit­tel­ba­ren Über­stel­lung der Pro­ban­den in eine der aus­ge­wähl­ten psych­ia­tri­schen Kli­ni­ken. Beson­de­ren Bene­fit hat eine gro­ße deut­sche Air­line bereits ange­kün­digt: Mit gül­ti­gem Chip sitzt man/frau grund­sätz­lich in der Busi­ness-Class. Gute Sache.

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Schlemmen beim Italiener

Wir waren zum Essen ver­ab­re­det. Eigent­lich. Aber alle Restau­rants in der Stadt waren geschlos­sen. Natür­lich auch unser Ita­lie­ner. Obwohl: Nach die­sen end­lo­sen, genuss­lo­sen und essens­frei­en Aben­den – vom Vino ganz zu schwei­gen – wären wir sogar mit dem Neben­raum eines Imbis­ses und einem Döner mit Knob­lauch­pam­pe (darf man das so sagen oder gibt das bereits Ärger mit den Offi­zi­el­len?) ein­ver­stan­den gewe­sen. Also haben wir uns mit unse­rem Ita­lie­ner in den Unter­grund ver­ab­re­det. Ich habe ihr noch gesagt – ein­ge­bläut – sie soll etwas Unauf­fäl­li­ges, etwas Dunk­les anzie­hen. Und wenn sie unbe­dingt eine Tisch­de­cke und Ser­vi­et­ten mit­brin­gen will, dann bit­te in dun­kel­blau. Ich brin­ge den Klapp­tisch und zwei Stüh­le mit. Und den Mini-Gene­ra­tor und den Heiz­pilz. Damit uns in der Unter­füh­rung zwi­schen der Ber­li­ner- und der Sund­gau­al­lee nicht kalt wird. Punkt Neun­zehn­drei­ßig tauch­te dann der dün­ne Licht­strahl einer Lam­pe am Ost­ein­gang auf, einer Fahr­rad­leuch­te mit einem Gum­mi um die Brust gespannt. In den Hän­den das Tablett mit den Anti­pas­ti mis­ti, dem Orvie­to clas­si­co, pane e olio di oli­va. Trotz Käl­te (knapp über dem Gefrier­punkt) spür­te ich Was­ser im Mund. Pure Vor­freu­de auf Essen. Man konn­te schon etwas rie­chen. Schnel­len Schritts – wie man es von ita­lie­ni­schen Kell­nern gewohnt ist und erwar­ten kann – näher­te sich die Erlö­sung. Nur noch ein paar Meter bis zum Ende kuli­na­ri­scher Ent­halt­sam­keit und dann hör­te ich die­se Stim­me: „Sofort auf­ste­hen und mitkommen“.

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Verschwörung

Heu­te wol­len wir ein­mal das Bes­te aus allen bekann­ten und weni­ger bekann­ten Ver­schwö­rungs­theo­rien zur Coro­na-Pan­de­mie zusam­men­fas­sen. Zuge­ge­ben – kein leich­tes Anlie­gen. Zum einen hat uns der Bun­des­nach­rich­ten­dienst Zugang zu wesent­li­chen Infor­ma­ti­ons­quel­len ver­wei­gert. Und: Nur weni­ge Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­ker sind vira­le Plap­per­mäu­ler. Die meis­ten arbei­ten im Unter­grund. Eine ers­te Spur führ­te uns in den Ori­ent. Laut Kis­met han­delt es sich um eine gött­li­che Gabe, die sich die Mensch­heit red­lich und unter gro­ßen Mühen ver­dient hat, und vie­len Betei­lig­ten und Unbe­tei­lig­ten den Weg vom Jüngs­ten Gericht direkt ins Para­dies wei­sen wird. Aber weder in Rom noch im thü­rin­gi­schen Wit­ten­berg wur­de uns ein akti­ves Ein­grei­fen des Schöp­fers bestä­tigt – hier ist ledig­lich von Insek­ten­schwär­men und ande­ren Pla­gen die Rede – respek­ti­ve die Schrift. Rich­tig ist, dass man im Reich der Mit­te schon seit ewi­gen Zei­ten mit kleins­ten Lebe­we­sen rum­han­tiert und man dort Alles nur denk­ba­re als Nah­rungs­mit­tel ver­zehrt. Ein gewis­ses Auf­se­hen sorg­te in jüngs­ter Zeit der Auf­tritt von Lin Wuhan vor dem gro­ßen Par­tei­tag in Peking. Wört­lich: „Nie­mand plant, den Sta­tus von Hon­kong zu ver­än­dern“. Seit­dem gilt in Hon­kong die sog. erwei­ter­te Abstands­re­gel, nach der Zusam­men­rot­tun­gen von mehr als drei Per­so­nen eine geneh­mi­gungs­pflich­ti­ge Demons­tra­ti­on dar­stel­len und in der Regel nicht geneh­migt wer­den. Anschlie­ßend hat man den Virus Bill Gates zum Kauf ange­bo­ten. Wer kann da schon Nein sagen. Nur die Phar­ma-Indus­trie zöger­te noch aus uner­find­li­chen Grün­den. Der vor­läu­fi­ge Höhe­punkt: Ursprüng­lich war vor­ge­se­hen, dass Elvis den Anstich für die welt­wei­te Mas­sen­imp­fung vor­nimmt, die per Zoom for Teams mit aller­lei Pro­mi­nenz welt­weit auf die Dis­plays aller Kühl­schrän­ke die­ser Erde live ein­ge­spielt wird. Lei­der muss­te man aus unbe­kann­ten Grün­den umdis­po­nie­ren. Statt­des­sen wird CDU-Kanz­ler­kan­di­dat Jens Spahn per­sön­lich für sei­nen uner­müt­li­chen Eifer mit dem ers­ten Piks­er­stich  belohnt. Unter­des­sen sind die Ver­trä­ge unter­zeich­net und alle Pro­ban­ten dür­fen wie­der zurück auf Null. Gut, dass es nur Ver­schwö­rungs­theo­rien sind. Stel­len Sie sich mal vor, es wäre Rea­li­tät. Unvorstellbar.

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Zum krönenden Abschluss …

- also wirk­lich coro­na-gerecht – wird Bun­des­prä­si­dent Frank-Wal­ter Stein­mei­er direkt nach dem 31. August dem Par­la­ment vor­schla­gen, unser poli­ti­sches Sys­tem in eine par­la­men­ta­ri­sche Mon­ar­chie umzu­wan­deln. Und damit den lang ersehn­ten Wunsch vie­ler Mit­bür­ger end­lich wahr wer­den las­sen. Dazu wird er Ange­la Mer­kel im Ber­li­ner Olym­pia­sta­di­on die Ernen­nungs­ur­kun­de über­rei­chen. Die anschlie­ßen­de Krö­nung im Deut­schen Dom wird auf fast allen Kanä­len live über­tra­gen und welt­weit ein Mil­li­ar­den­pu­bli­kum errei­chen. Höhe­punkt wird dann sein, wenn der kurz nach Ostern wie­der auf­er­stan­de­ne Rio Rei­ser mit der neu­en Köni­gin vor den Altar und damit als ers­tes deut­sches Königs­paar nach dem Ende des zwei­ten Welt­krie­ges in Amt und Wür­den tritt. In ers­ter Amts­hand­lung wird König Rio I. zusam­men mit sei­nem Freund Georg von Rauch zuerst die Immo­bi­li­en-Lob­by­is­ten aus dem Bun­des­bau­mi­nis­te­ri­um ver­trei­ben. Anschlie­ßend wird er zusam­men mit den Genos­sen von der Kom­mu­ne 1 im Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­te­ri­um ein Hap­pe­ning für die Hel­den der Moder­ne ver­an­stal­ten. Ehe dann Köni­gin Ange­la I. eine Volks­be­fra­gung zur neu­en Viren­schutz­ver­ord­nung ankün­di­gen wird. Welch ein Fina­le. Und alle haben etwas davon. Die Poli­ti­ker ihre Süpp­chen. Die 68er ein biss­chen Spaß. Die Medi­zi­ner gewin­nen ihr im Sys­tem-Gesund­heits­we­sen abhan­den­ge­kom­me­nes Reno­mee zurück. Die Yoga­schu­len sind wie­der offen. Klo­pa­pier-Her­stel­ler und Pfle­ge­diens­te stür­men an die Bör­sen. Die Spe­ku­lan­ten set­zen wie­der auf Auf­schwung. Sta­tis­ti­ker dür­fen wie­der mit dem Rechen­schie­ber. Nur der klei­ne Mann muss wie­der ran. Mal mit und mal ohne Job.

Frei­burg 18. April 2020 .. kurz nach Ostern in Erwar­tung der ange­kün­dig­ten ganz gro­ßen Welle …

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Meinungsmache

Jetzt stel­len Sie sich doch ein­fach ein­mal vor, jeder wür­de im Netz schrei­ben, was er denkt. Zum Bei­spiel, dass Donald Trump ein groß­ar­ti­ger Mensch ist. Der tol­le Arbeit macht. Der bemer­kens­wer­te ana­ly­ti­sche Fähig­kei­ten hat. Ein Stra­te­ge, der Unglaub­li­ches für die Mensch­heit leis­tet. Mit einem Ein­füh­lungs­ver­mö­gen, das sei­nes glei­chen sucht. Selbst schwie­rigs­te Situa­tio­nen intui­tiv meis­tert und das gro­ße Gan­ze nie aus den Augen ver­liert. Der die Wahr­heit … wir wagen es gar nicht aus­zu­spre­chen. Aber zu den­ken. Das muss doch mal gesagt wer­den dür­fen. Wobei in Wahr­heit hat er doch eher den Cha­rak­ter eines klei­nen, mie­sen Geschäf­te­ma­chers. Der sich nicht einen Fun­ken dar­über bewusst ist, dass er sei­ne Geschäf­te nur machen kann, weil es einen kom­ple­xen gesell­schaft­li­chen Rah­men dafür gibt. Der sich wie ein Kind freut, wenn er sei­nen Gegen­über beim Geschäf­te machen über´s Ohr hau­en kann. Und gar nicht begrei­fen kann, dass es Geschäf­te nur gibt, wenn es nach­hal­ti­ge Win-Win-Situa­tio­nen gibt. Der mit Men­schen schachert als habe er von Empa­thie noch nie etwas gehört. Ist und bleibt für ihn ein Fremd­wort. Wie gesagt: Es han­delt sich ledig­lich um Mei­nun­gen. So wie man im 3. Reich der Mei­nung war, dass die Juden nicht dazu gehö­ren. Und die Neger. Und der Rus­se. Die Spa­ghet­ti­fres­ser. Und das wür­de so im Netz ste­hen, dass es jeder lesen kann. Am bes­ten machen Sie sich ein eige­nes Bild. Z. B. auf einem Pres­se­ter­min, wenn er Men­schen abwatscht als sei­en sie schwach­sin­nig. Oder auf einer Wahl­kampf­ver­an­stal­tung. Fazit: Nicht jede Mei­nung muss gesagt wer­den. Kri­tik ist auch eine Mei­nung. Selbst vie­le Mei­nun­gen sind kei­ne Infor­ma­ti­on. Und eine Infor­ma­ti­on ist immer noch nicht die Wahr­heit. Ganz wich­tig: Erst den­ken, dann meinen.

 

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Nachruf

Wie heißt es so schön: Jedem Anfang wohnt ein Zau­ber inne (Herr­mann Hes­se). Und der folgt ja bekannt­lich jedem Ende. Also – das wird schon wer­den. Den­noch soll­te es erlaubt sein, den alten Zei­ten so rich­tig nach­zu­trau­ern. Als es die­se pola­ri­sie­ren­de Pole­mik noch nicht gab. Die kon­kur­rie­ren­den Par­tei­en immer das gro­ße Gan­ze im Auge hat­ten. Zum Woh­le aller Bür­ger. Die Zeit vor und nach dem Radi­ka­len­er­lass als lang­haa­ri­ge Bun­des­wehr­sol­da­ten zum Tra­gen eines Harr­net­zes ver­pflich­tet wer­den muss­ten. Als der Nume­rus Clau­sus ein­ge­führt wer­den muss­te, weil zu vie­le, auch bil­dungs­fer­ne jun­ge Men­schen stu­die­ren woll­ten. Die Zei­ten, als es für kom­ple­xe Pro­ble­me noch pas­sen­de Lösun­gen gab. Vor BAFÖG, Leis­tungs­ren­te und Eltern­zeit. Das waren die schö­nen Zei­ten von Frei­heit statt Sozia­lis­mus oder geht doch ein­fach nach drü­ben. Da hat der Wäh­ler noch geglaubt, was er gewählt hat. Und jetzt ste­hen alle vor einem rie­si­gen Trüm­mer­hau­fen und kei­ner weiß, was zu tun ist. Jeden­falls muss das Netz schnel­ler wer­den. Strom bil­li­ger. Und der Indi­vi­du­al­ver­kehr muss weg. STOP. Macht doch ein­fach mal lang­sam Leu­te. Erst den­ken, dann reden. Und Klap­pe hal­ten, wenn man/frau nichts zu sagen hat. Jeff Bezos Ver­mö­gen liegt bei 146.000.000.000 $. Da kann man/frau nichts machen. Noch Fragen?

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Gebührenboykott

Ange­fan­gen hat alles damit, dass die damals noch sehr jun­ge Eli­sa­beth W. in wis­sen­schaft­li­chen Stu­di­en und näch­te­lan­gem Bücher­le­sen her­aus­ge­fun­den hat­te, „dass nur 2% des Den­kens bewusst erfolgt“. Dem ist die jun­ge Sozio­lo­gie-Stu­den­tin dann ein­fach kon­se­quent nach­ge­gan­gen und bedient seit­dem kon­ser­va­ti­ve Thinktanks – wie es so schön heißt – mit ihren Erkennt­nis­sen. Letz­tes Opfer: Die Öffent­lich-Recht­li­chen in ihrem ver­zwei­fel­ten, ja fast aus­sichts­lo­sem Kampf gegen den Gebüh­ren­boy­kott. Also gegen das bevor­ste­hen­de Ende des frei­en Jour­na­lis­mus. Die letz­te Bas­ti­on im Kampf für Demo­kra­tie und Frei­heit. Oder um es nicht ganz so postm­ar­tia­lisch zu sagen: Weil der gewöhn­li­che Fern­seh-Zuschau­er zu Hau­se auf dem Sofa nach dem Fall des eiser­nen Vor­hangs bzw. der blei­er­nen Zeit kaum noch zwi­schen Frei­heit oder Sozia­lis­mus unter­schei­den kann, hat Frau W. jetzt mit ihrer so gewon­ne­nen rhe­to­ri­schen Bril­li­anz ein wenig nach­ge­hol­fen: „Frei­heit statt Umsatz“. Bes­ser hät­ten wir es auch nicht sagen können.

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BISS - DIE Wirtschafts-Satire Volkelt-Briefe

BISS: Mediale Selbstbezichtigung

Ange­fan­gen hat Alles mit einem Repor­ter. Dem habe man in Mün­chen „durch­ge­steckt“, dass See­ho­fer zurück­ge­tre­ten ist oder zurück­tre­ten wol­le. Das wird sich im Lau­fe des Abends noch klä­ren. Wobei nicht geklärt wer­den konn­te, wer durch­ge­steckt hat bzw. wodurch durch­ge­steckt wur­de. Minu­ten spä­ter war die durch­ge­steck­te Nach­richt bereits in allen Medi­en. Mög­li­cher­wei­se hat der Infor­mant die Infor­ma­ti­on unter der ver­schlos­se­nen Sit­zungs­tür durch­ge­steckt. Oder vom Fens­ter ins Fens­ter vom Neben­raum des Sit­zungs­raums durch­ge­steckt, so dass der Repor­ter den Infor­man­ten nicht sehen konn­te. Mög­li­cher­wei­se war das Durch­ge­steck­te ledig­lich der Wunsch des Infor­man­ten. Im Lau­fe des fol­gen­den Tages hat­ten dann alle Prot­ago­nis­ten die Mög­lich­keit, das Durch­ge­steck­te zu kom­men­tie­ren. Unter­des­sen konn­te man eine ganz Bild-Zei­tung damit fül­len, ohne dass  das Durch­ge­steck­te jemals gesagt wor­den war noch von jeman­den bestä­tigt wer­den konn­te – noch nicht ein­mal vom Durch­ste­cker selbst. Media­le Welt. So ähn­lich funk­tio­niert gute PR-Arbeit.

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Tod dem Q‑Tip

Auch das noch: Unser gelieb­tes, uner­setzliches Wat­te­stäb­chen wird wohl aus dem Ver­kehr gezo­gen. Wobei ich ein­ge­ste­hen muss, dass ich selbst erst im hohen Alter begrif­fen habe, wie man das Q‑Tip rich­tig benutzt. Der Dreck darf damit nicht ein­fach nach hin­ten ins Ohr hin­ein gescho­ben wer­den. Rich­tig ist, mit einer sanf­ten Dre­hung – so wie man mit einem Löf­fel die Res­te des Kuchen­teigs auf­nimmt – mit einer leich­ten Dreh­be­we­gung die noch flüs­si­gen Schmutz­res­te auf­zu­neh­men. So jeden­falls hat es mir mein Hals‑, Nasen- Ohren­arzt emp­foh­len und mir von sei­ner Assis­ten­tin anhand eines rie­si­gen Ohr­mu­schel-Modells aus Plas­tik mit einem klo­bürs­ten­ar­ti­gen Instru­ment vor­ma­chen müs­sen. „So geht das. Haben Sie das ver­stan­den”. Dabei schau­te sie mir fest in die Augen, um fest­zu­stel­len, ob ich lüge. Aller­dings muss ich seit­dem regel­mä­ßig zur Gehör­test-Prü­fung antan­zen, die man in mei­nem Alter zumin­dest jähr­lich durch­füh­ren soll. Zuge­ge­ben: Mit der regel­mä­ßi­gen Ohr­spü­lung hat mein Q‑Tip-Ver­brauch spür­bar nach­ge­las­sen, was sich auch im Porte­mo­naie bemerk­bar macht. Aber was tut man nicht Alles, um die Welt vor Plas­tik­müll zu retten.

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Theranos Holmes

Aus aktu­el­lem Anlass: Jetzt hat die US-Bör­sen­auf­sicht gegen Eliza­beth Hol­mes eine Stra­fe über 500.000 $ aus­ge­spro­chen und eine 10-jäh­ri­ges Ver­bot, dass ihr eine Unter­neh­mens­füh­rung ver­bie­tet. Zur Erin­ne­rung: Hier unser BISS aus dem Juli 2016:

HolmesSher­lock Hol­mes ken­nen Sie. Eliza­beth Hol­mes ist aber nicht des­sen bis­lang unbe­kann­te Frau. Die ken­nen Sie nur, wenn Sie regel­mä­ßig Wirt­schafts­pres­se lesen oder sich im Land der unbe­grenz­ten Mög­lich­kei­ten aus­ken­nen. Immer­hin hat sie in kür­zes­ter Zeit ein Ver­mö­gen von 4,5 Mrd. Dol­lar „gemacht“. Zumin­dest auf dem Papier. Das ist etwa so, wenn Sie zum Bank­au­to­mat gehen, sich den Kon­to­aus­zug aus­dru­cken las­sen und lesen: 4.501.101.234 € im Haben. Wahr­schein­lich wer­den Sie dann erst ein­mal nach Hau­se gehen, sich in den Ses­sel fal­len las­sen, einen Kaf­fee auf­brü­hen, in den Spie­gel schau­en und den­ken: „Das ist jetzt aber nicht wahr“. Eine Stun­de spä­ter gehen Sie noch­mals zur Bank, las­sen noch­mals einen Aus­druck raus und sie­he da: 1.267 € im Soll. Wie immer. Frau Hol­mes Fir­ma Ther­anos jeden­falls ist jetzt nix mehr wert. Irgend­wie hat sich her­aus­ge­stellt, dass die neue Blut­be­stim­mungs-Metho­de der Fir­ma gar nicht funk­tio­niert. Hat bis­her nur nie­mand gemerkt. Jetzt stu­diert Frau Hol­mes wie­der. Bio­che­mie. Toll – was so Alles geht.