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Big Brother (Small Sister)

Ist Ihnen das auch schon mal pas­siert? Ich sit­ze in der Redak­ti­on vor dem Note­book und tip­pe irgend­wel­che Tex­te ein. Koch­re­zep­te. Ver­an­stal­tungs­hin­wei­se. Oder Ver­miss­ten­an­zei­gen und Ver­nis­sa­gen-Repor­ta­gen. Ab und zu ein poli­ti­scher Kom­men­tar oder was zum EURO. Und just dabei ist es mir das ers­te Mal auf­ge­fal­len. Ich war mir ziem­lich sicher, dass ich „Rezes­si­on“ ein­ge­tippt hat­te. Auf dem Moni­tor stand aber „Rezen­si­on“. Ich pro­bier­te das ein paar Mal. Glei­ches Ergeb­nis. Unter­des­sen wis­sen wir ja mehr: Dem bri­ti­schen Geheim­dienst ist es augen­schein­lich gelun­gen, die Auto-Com­ple­te-Funk­ti­on von Goog­le zu einer ech­ten Auto-Sub­sti­tu­te-Funk­ti­on zu machen. Da wer­den nicht erst groß Text­vor­schlä­ge gemacht. Der Text wird ein­fach kom­plett ersetzt. Das wird unter­des­sen wahr­schein­lich welt­weit spe­zi­ell für Jour­na­lis­ten, Schrei­ber­lin­ge und ande­re noto­ri­sche Nörg­ler eingesetzt.

Ich möch­te Ihnen das mal anhand eines Mus­ter-Sat­zes exem­pla­risch vor­füh­ren. Aus dem Satz „Es ist nur die hal­be Wahr­heit, dass der Ver­fas­sungs­schutz V‑Leute in die rech­te Sze­ne ein­schleus­te. Der ande­re Teil der Wahr­heit ist, dass die Ver­bin­dungs­leu­te der rech­ten Sze­ne im Ver­fas­sungs­schutz dafür sor­gen und sorg­ten, dass immer mehr Kame­ra­den mit rech­ter Gesin­nung beim Ver­fas­sungs­schutz ange­stellt und auch beför­dert wur­den und in immer höhe­re bis hin zu lei­ten­den Posi­tio­nen kamen und die­se besetz­ten und bis heu­te beset­zen“. So der ursprüng­li­che Ana­ly­se-Text mei­ner 300-tägi­gen Recher­che zum NSU. Die Auto-Sub­sti­tu­te-Funk­ti­on macht dar­aus ohne groß Rum­zu­zi­cken: „Die nack­te Wahr­heit ist nur das hal­be Leben im Strom. Die Ver­bin­dungs­ste­cker sor­gen und sorg­ten dafür, dass die Kato­den nicht mit minus abschlie­ßen und dass die Lei­ter­plat­ten des Borg­ward ord­nungs­ge­mäß ver­ka­belt wur­den und wer­den. Fra­ge Sie Ihren Elek­tro-Instal­la­teur oder die Bun­des­agen­tur für Arbeit“. So, dass der ganz Text doch in einer eher hei­te­ren und ver­söhn­li­chen, fast mit lyri­scher Note erstrahlt. Toll, was so Alles geht.

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Bio-Bürokratie

KneipeNur so zum Spaß haben wir unse­rem Steu­er­be­ra­ter mal eine etwas knif­fe­li­ge Fra­ge vor­ge­legt: „3 Gas­tro­no­men haben sich einen Tag lang zusam­men­ge­setzt, um mal zu über­le­gen, wie man im Ort nach­hal­ti­ge Gas­tro­no­mie nach vor­ne brin­gen kann – sprich, um gemein­sa­me Ver­mark­tungs­stra­te­gien für Bio-Pro­duk­te zu ent­wi­ckeln. In der Mit­tags­pau­se lang­te es – weil Gas­tro­no­men latent wenig Zeit und Geld haben – gera­de ein­mal für eine Cur­ry­wurst bei Fred um die Ecke (6,30 EUR + 9,46 EUR für Geträn­ke + 1,50 für einen Expres­so). Der wei­gert sich, einen Bewir­tungs­be­leg aus­zu­stel­len. Fra­ge: Kann der ein­la­den­de Wirt die Aus­ga­ben (7 % MWSt) auch ohne Beleg als Kos­ten der Bewir­tung für Geschäfts­freun­de abset­zen?“ So weit der rela­tiv ein­fa­che Vorgang.

Der Steu­er­be­ra­ter woll­te die Anfra­ge „bom­ben­si­cher“ beant­wor­ten und schick­te besag­tes Anlie­gen per sog. Ver­bind­li­cher Anfra­ge an das Finanz­amt (Kos­ten 50 EUR + 0,58 EUR Por­to). Dort wur­de man gleich stut­zig und stell­te einen Sach­be­ar­bei­ter ab, um den Vor­gang im Case-Manage­ment abzu­ar­bei­ten. Zunächst lei­te­te er den Vor­gang an alle betei­lig­ten Behör­den wei­ter. Zum einen an die Lan­des­kar­tell-Behör­den, da hier dem Ver­dacht „einer gemein­sam ver­ab­re­de­ten Ver­triebs- und Preis­stra­te­gie“ nach­ge­gan­gen wer­den muss. Eine wei­te­re Mel­dung erging an die Lan­des­be­hör­den für Ver­brau­cher­schutz wegen einer Prä­ven­tiv-Prü­fung, ob die betei­lig­ten Betrie­be über­haupt berech­tigt sind, Bio-Pro­duk­te „in Ver­kehr zu brin­gen“ (Ver­stoß gegen Arti­kel 28 Abs.1 der EG-Ver­ord­nung Nr. 834/2007 in Ver­bin­dung § 6 Abs. 2 des Geset­zes zur Durch­füh­rung der Rechts­ak­te der Euro­päi­schen Gemein­schaft oder der Euro­päi­schen Uni­on auf dem Gebiet des öko­lo­gi­schen Land­baus in Ver­bin­dung mit § 13 des glei­chen Geset­zes, Buß­geld­an­dro­hung bis 20.000 EUR). Denn ohne Zer­ti­fi­zie­rung (Mini­mum 600 EUR) dür­fen kei­ne Bio-Lebens­mit­tel in den Ver­kehr gebracht und natür­lich nicht ange­prie­sen wer­den. Selbst die Vor­la­ge einer Rech­nung direkt vom zer­ti­fi­zier­ten Bio-Ver­käu­fer, die zum Vor­steu­er­ab­zug berech­tigt, hilft hier nicht wei­ter. Schließ­lich ist zu prü­fen, ob der Würst­chen­ver­käu­fer berech­tigt war, sei­ne Ware mit 7 % Mehr­wert­steu­er für den Ver­kauf von Lebens­mit­teln zu ver­güns­ti­gen (even­tu­ell Ver­zehr vor Ort). Außer­dem ist zu prü­fen, ob der Ansatz von Bewir­tungs­kos­ten ohne Beleg den Tat­be­stand der vor­sätz­li­chen Steu­er­hin­ter­zie­hung erfüllt. So weit der Ausgangspunkt.

Also ganz so ein­fach wie zunächst ange­nom­men ist der Sach­ver­halt wohl doch nicht zu lösen. Dem Sach­be­ar­bei­ter im Lan­des­kar­tell­amt war der Fall rela­tiv schnell klar. Jetzt ging er drum, eine Kopie der Ver­bind­li­chen Anfra­ge an das Finanz­amt zur Beweis­si­che­rung zu kopie­ren, die Anschrif­ten der 3 betei­lig­ten Gast­wir­te zu ermit­teln und zu prü­fen, ob einer der Betei­lig­ten als Kron­zeu­ge taugt. Dann geht es nur noch dar­um, die Höhe der Kar­tell­stra­fe zu bezif­fern (1/10 des Jah­res­um­sat­zes) und den ent­spre­chen­den Bescheid zu verschicken.

In der Pro­jekt­grup­pe „Öko-Kon­trol­le“ in der Lan­des­be­hör­de für Ver­brau­cher­schutz war man sich schnell einig dar­über, dass hier zunächst die Unter­be­hör­de ver­stän­digt wer­den muss, die für die Kon­trol­le der Zer­ti­fi­zie­run­gen für die Inver­kehr­brin­gung von Lebens­mit­teln aus bio­lo­gi­scher Erzeu­gung ein­ge­schal­tet wer­den muss, bevor man selbst tätig wer­den kann. Kon­kret: Der WKD vor Ort wur­de dazu aus­ge­for­dert, mal an der Knei­pe vor­bei zu gehen und zu gucken, ob das Zer­ti­fi­zie­rungs-Zer­ti­fi­kat ord­nungs­ge­mäß aus­ge­hängt ist. Zugleich wur­de die Rech­nungs­stel­le befragt, ob die Über­wei­sung für die Zer­ti­fi­zie­rung bereits ein­ge­gan­gen ist. Das dau­ert und solan­ge muss der Vor­gang war­ten. Mit dem Ergeb­nis, dass auf das Ange­bot an Lebens­mit­teln aus bio­lo­gi­schem Anbau (z. B. vom schwä­bisch-hal­li­schen Schwein oder Gut­edel aus bio­lo­gisch ange­bau­ten Trau­ben) weder in der Spei­se­kar­te noch im Inter­net-Auf­tritt und auch nicht auf der Schie­fer­ta­fel mit den täg­li­chen Emp­feh­lun­gen ver­merkt wer­den darf.

Unge­klärt bleibt der Sach­ver­halt, ob die Bedie­nun­gen auf Nach­fra­ge eines Gas­tes „ob es sich um Lebens­mit­tel aus bio­lo­gi­schem Anbau han­delt“ wahr­heits­ge­mäß ant­wor­ten dür­fen, ver­le­gen auf den Knei­pen­bo­den gucken müs­sen oder ob sie den gesam­ten Sach­ver­halt in der oben dar­ge­stell­ten epi­scher Brei­te erzäh­len dür­fen (müs­sen), ohne gegen Öko-Lebens­mit­tels­­recht­li­che Vor­schrif­ten (sie­he oben) oder sons­ti­ge Bestim­mun­gen aus dem Arbeits­ver­trag zu ver­sto­ßen (Preis­ga­be von Geschäfts­ge­heim­nis­sen, Tätig­keit außer­halb der ver­trag­li­chen Leis­tungs­er­brin­gungs­pflicht). Auf unse­re Nach­fra­ge bestä­tigt das zustän­di­ge Regie­rungs­prä­si­di­um fol­gen­den For­mu­lie­rungs­vor­schlag für Ser­vice-Kräf­te: „Ich bin nicht befugt, dazu Aus­kunft zu ertei­len”. Wir emp­feh­len: Dabei unbe­dingt ernst blei­ben und bit­te kei­nen iro­ni­schen Gesichts­aus­druck auf­le­gen (am bes­ten üben Sie das mit Ihren Ser­vice-Kräf­ten ein!). Schließ­lich könn­te es sich bei dem neu­gie­ri­gen Gast um einen getarn­ten Pres­se-Fuz­zi han­deln, der eine Repor­ta­ge über Miss­brauchs­fäl­le mit dem Bio-Sie­gel macht oder um einen Agen­ten vom Wirt­schafts­kon­troll­dienst, der für jedes Buß­geld eine dicke Prä­mie erhält.

Last not least: Ohne Beleg gibt es kei­nen Abzug der Bewir­tungs­kos­ten (§ 4 Abs. 5 Ein­kom­men­steu­er­ge­setz). Inso­fern ist der Fall klar.

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Säumnisgebühren

Wenn Sie Ihrer Kran­ken­kas­se 100 EUR schul­den, müs­sen Sie dafür nach 10 Jah­ren 10.995,12 Euros zurück­zah­len. Wenn Sie auf eige­ne Kap­pe sagen wir 2000 Euro brut­to ver­die­nen, müs­sen Sie aller­dings monat­lich schon 310 Euros an die Kran­ken­ver­si­che­rung zah­len. Macht nach unse­rer obi­gen Modell­rech­nung genau 34.084,86 Euros, die Sie schul­dig sind. Jetzt mal ange­nom­men, Sie sind ein Jahr plei­te und pflicht­ver­si­chert, dann ergibt sich aus der Zin­ses­zins-Rech­nung bereits ein Fehl­be­trag von 409.018,33 Euros – eine gar nicht mal so schlech­te Immo­bi­lie in ange­neh­mer Wohn­la­ge. Was in etwa den Bezü­gen des 3‑köpfigen Gesamt-Vor­stan­des der Tech­ni­ker Kran­ken­kas­se ent­spricht. Wir kön­nen das aber auch direkt in Zahn­be­hand­lun­gen umrech­nen. Mit die­sem Geld könn­ten Sie sich im Lau­fe Ihres Lebens immer­hin 100 kom­plett neue Gebis­se leis­ten. Bleibt die Fra­ge, was Sie damit kon­kret anfan­gen kön­nen. Bei den meis­ten von uns ist ja schon kurz nach den Drit­ten Schluss. Sie könn­ten es sich aber auch exakt 355 Tage im Herz­zen­trum Ber­lin gut gehen las­sen. Die Kran­ken­haus-Kan­ti­ne genießt einen über die Stadt­gren­zen Ber­lins hin­aus gehen­den guten bis her­vor­ra­gen­den Ruf. Aber Alles ist ja irgend­wie rela­tiv. So reicht das ver­lo­re­ne Ange­spar­te für schlap­pe 20 künst­li­che Hüf­ten inklu­si­ve OP und Nach­be­hand­lung. Aber mal ganz ehr­lich, frei nach dem Mot­to der pri­va­ten Kran­ken­ver­si­che­rer: Lie­ber zah­len als krank sein.

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Köttbullar

Wir wis­sen nicht, wie vie­le von uns nach dem ein oder ande­ren Fein­schme­cker Ster­ne-Geschäfts­es­sen in den nächs­ten Tagen (meist heim­lich) im McDri­ve oder bei IKEA vor­bei­ge­schaut haben, um mal wie­der „was Ordent­li­ches“ auf den Tel­ler zu bekom­men. Aber jetzt ist es aus damit. Unzäh­li­ge Kött­bullar-Fleisch­bäll­chen waren und sind mit Pfer­de­fleisch ver­setzt. Womög­lich ist die­se ein­zig­ar­ti­ge, so ein wenig nach Ren­tier­fleisch anmu­ten­de Geschmacks­knos­pe nur mit Hil­fe von Pfer­de­fleisch zu erzie­len. Im Mischungs­ver­hält­nis 1:2:3 Heu­ler, Pferd, Elch. Neben­an hat man schon damit begon­nen, die Bil­ly-Rega­le abzu­bau­en. Oder das IKEA-Glas-Sor­ti­ment und Tisch-Deko-Sets aus­zu­sor­tie­ren. Das The­ma hat damit eine welt­wei­te Dimen­si­on erreicht. Alles deu­tet auf einen Boy­kott unge­ahn­ten Aus­ma­ßes hin. In der FDP-Zen­tra­le denkt man bereits über einen Wech­sel der Ver­eins­far­ben nach. So weit die Theo­rie. Als wir heu­te Mor­gen im ört­li­chen IKEA-Restau­rant einen Tel­ler Kött­bullar  mit Prei­sel­beer­kom­pott und Kar­tof­fel­pü­ree bestell­ten, wur­de der Vor­gang in gewohn­ter Rou­ti­ne abge­ar­bei­tet. An der Kas­se gab es kei­ne Warn­hin­wei­se und auch mit gutem Zure­den war ein Preis­nach­lass nicht zu machen. Die Rezep­tur – so die Aus­kunft des Restau­rant­lei­ters – ist und bleibt Geheim­sa­che. Nur so viel ist bekannt: Pie­ment und Ing­wer­pul­ver sind ein Muss. Alles ande­re ist ein kann. Kann also auch Pferd sein.

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Der Bundestags-Wahlkampf BISS …

Wahlk®ampf”, 89 Sei­ten, Rea­listät oder Sati­re – Alles, was Sie über unse­re Poli­ti­ke­rIn­nen und die Poli­tik schon ein­mal wis­sen woll­ten, aber nicht glau­ben konn­ten, dass es wirk­lich wahr ist. Für Jour­na­lis­ten zum Zitie­ren, für Wäh­ler, um Anders-Wäh­ler zu ärgern, Hin­ter­grün­de für Inter­es­sier­te, Humor für Gelang­weil­te. PS: der ein  oer ande­re Poli­ti­ker hat sich schon beschwert, dass er hier nicht erwähnt wird …  > Hier ankli­cken

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Schavan

Als wir Mit­te der Acht­zi­ger beim Umstei­gen in Köln-Hbf in der S‑Bahn nach­zah­len muss­ten, weil das ein­ge­lös­te Ticket nur für die Zone 1 reich­te, ahn­ten wir ja nicht, dass wir uns auf his­to­ri­schen Pfa­den bewe­gen wür­den. Dem Taxi­fah­rer war die anschlie­ßen­de Stre­cke vom Bahn­hof Ber­gisch-Glad­bach zu – nen­nen wir ihn – Dr. Frank G. nicht ganz unver­traut. Wie oft war er die­se Tour schon gefah­ren? Erwar­tungs­fro­he jun­ge Gesich­ter auf dem Weg nach ganz oben. Män­ner wie Frau­en. Juris­ten und Betriebs­wir­te. Im Unter­ge­schoss sei­nes anschau­li­chen Neu­baus hat­te G. ein rie­si­ges Büro ein­ge­rich­tet. „Alles Dis­ser­ta­tio­nen“, ver­kün­de­te er mit einem gewis­sen Stolz und wies mit der aus­ge­streck­ten Hand auf hun­der­te und tau­sen­de von Buch­rü­cken, die sich über die gesam­te Län­ge sei­nes statt­li­chen Büros über fast 25 Meter und sie­ben Regal­bö­den streck­te. „Wel­che wol­len Sie haben?“. Es war eine rhe­to­ri­sche Fra­ge, denn Dr. G. wuss­te ganz genau, dass wir nicht des­we­gen hier waren und dass es nicht ganz so ein­fach wer­den wür­de, die obli­ga­to­ri­schen 30.000 DM ein­zu­strei­chen. So wie von unse­rem dama­li­gen Kol­le­gen B., der sich aus dem Urlaub als Dr. B. im Betrieb zurück­mel­de­te und (jeden­falls für ein paar Jah­re) ein wenig Kar­rie­re mach­te, bevor er wie­der im Nir­va­na einer sach­be­ar­bei­ten­den Posi­ti­on ver­sank. Wir wis­sen nicht, ob Frau Scha­van auch zu Dr. Gs Kun­dIn­nen gehör­te. Nur soviel: Wäh­rend es die Spat­zen von den Dächern prus­te­ten und in der Wirt­schafts­pres­se die Adres­sen der Pro­mo­ti­ons­be­ra­ter wie Bra­vo-Star­schnit­te gehan­delt wur­den, trug der ordent­li­che Ordi­na­ri­us Flie­ge und freu­te sich dar­über, dass nun auch die Röcke der Stu­dent- und Assis­ten­tin­nen kür­zer wur­den. Mein Gott, wenn inter­es­siert es denn spä­ter schon mal, dass er die Klei­ne zwi­schen Bett­kan­te und Früh­stück zur Dis­ser­ta­ti­on erst über­re­den muss­te. Und das war erst der Anfang in einem damals noch kopier­funk­ti­ons­lo­sen Zeitalter.

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Männerphantasien

Ken­nen Sie den Unter­schied zwi­schen einem Kom­pli­ment und einer sexu­el­len Beläs­ti­gung? Nein. Dann soll­ten Sie mal einen Benimm-Kurs besu­chen. Oder noch bes­ser: Unse­re männ­li­chen Leser wären gut bera­ten, wenn Sie die­sen Anlass mal zu einer nor­ma­ti­ven Gene­ral­über­ho­lung nut­zen und sich einer ganz gewöhn­li­chen Gesprächs­the­ra­pie unter­wer­fen. Was die meis­ten von uns Män­nern scheu­en wie der Teu­fel das Weih­was­ser. Wann haben Sie eigent­lich das letz­te Mal geheult? Als Ihr schö­ner Mase­r­a­ti ohne Ihr Zutun von der Stra­ße abkam und kopf­über im Gra­ben lan­de­te? Oder als Sie im Über­schwang samt Kla­mot­ten in den Bag­ger­see spran­gen und dabei über­se­hen haben, dass das fun­kel­na­gel­neue IPho­ne noch in der Hosen­ta­sche steck­te? Nur so als Anre­gung, um mal kurz über die männ­li­che Exis­tenz als sol­ches nach­zu­sin­nen. Etwa wie Klaus The­we­leit in sei­nem Grund­la­gen­werk „Män­ner­phan­ta­sien“, wenn er sich über die Unfä­hig­keit des Man­nes zu mensch­li­chen Bezie­hun­gen aus­lässt. Nicht, dass wir Ihnen Ihren Mase­r­a­ti nicht gön­nen wür­den. Oder wir Ihnen das IPho­ne als Hirn- und die Por­ti­on Kal­zi­um­kar­bo­nat als Nah­rungs­mit­tel-Ergän­zung ver­grau­len woll­ten. Aber mal im Ver­trau­en: So rich­tig geschafft haben Sie es erst, wenn Sie Ihren Klei­nen mit dem Ford KA regel­mä­ßig um 15 Uhr aus der KITA abho­len. Nicht ver­ges­sen: Hin­ten sit­zen, im Kin­der­sitz, auf jeden Fall anschnal­len und den Bug­gy ord­nungs­ge­mäß im Kof­fer­raum ver­stau­en. Wäh­rend es aus der Müt­ter­run­de hin­ter ihm her schallt: „Ist es nicht süß, wie er das macht”.

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Carglass

An die­ser Stel­le haben wir ja schon öfter auf die Kor­re­la­ti­on zwi­schen Wer­be-Akti­vi­tä­ten und Insol­venz­la­ge von Fir­men hin­ge­wie­sen. In allen Fäl­len haben wir bis­her Recht behal­ten. Für die betrof­fe­nen ist das natür­lich scha­de. Für uns ist das immer wie­der Her­aus­for­de­rung für den guten Rie­cher. Etwa bei Flow­tex gehör­ten wir mit zu den ers­ten, die den Radio-Spot mit dem gera­de­zu pro­sa­ischen Slo­gan „über­le­gen ver­le­gen“ weder ver­stan­den noch für ziel­grup­pen­ad­äquat pla­ziert hiel­ten. Da war dann auch nix mehr zu machen. Auch das Star­ensem­ble um Tom­my Gott­schalk, Alt­meis­ter Rudi Völ­ler und Wen­de­hals Michel Bal­lack konn­te Tel­da­fax nicht ret­ten. Nicht zu ver­ges­sen Flex­strom –  da geht jetzt ja auch in die Schluss­pha­se. Jetzt schril­len die Alarm­glo­cken für Car­glass. Zuletzt haben die Wer­be­frit­zen die etwas aus­ge­nu­del­ten und sprö­den Dia­lekt-Radio-Spots (heeeee­sisch) mit Hil­fe des klei­nen Erzie­hungs­rat­ge­bers vom SWR1 ein wenig jugend­lich aktua­li­siert. Dann kamen sogar Frau­en zu Wort. Spä­tes­tens da war uns klar: Es geht dem Ende ent­ge­gen. Unte­re­des­sen haben wir aus mehr oder weni­ger zuver­läs­si­gen Krei­sen erfah­ren, dass fast alle Auto­ver­si­che­rer im Klein­ge­druck­ten ihre Haf­tung für Glas­schä­den ein ganz klein wenig abge­än­dert haben. Mit kata­stro­pha­len Fol­gen für das gesam­te Car­glass-Geschäfts­mo­dell – falls es das über­haupt gibt.

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Leihstimmen

Die FDP-Füh­rung hat jetzt die inter­na­tio­nal renom­mier­te und auf knif­fe­li­ge Fra­gen spe­zia­li­sier­te Kanz­lei Hohen­thurm, Spie­gel­berg und Cro­nen­burg kurz HSC & Part­ner damit beauf­tragt zu prü­fen, ob die 1027 Leih­stim­men-Ver­wei­ge­rer, die zur Abwahl der schwarz-gel­ben Regie­rungs­ko­ali­ti­on in Nie­der­sach­sen geführt haben, juris­tisch belangt wer­den kön­nen. Kein Pro­blem war es nach ers­ter Prü­fung, die betrof­fe­nen Per­so­nen samt Adres­sen aus­fin­dig zu machen, da die Daten ja erst gesam­melt wer­den müs­sen, bevor man sie schüt­zen kann. Inso­fern also frei zugäng­lich sind. Geprüft wird, ob es sich um Wahl­be­trug han­delt. Im Fal­le eines Hotel­be­sit­zers und eines Apo­the­kers wird zusätz­lich zu prü­fen sein, ob sog. umge­kehr­te Kor­rup­ti­on vor­liegt. Sie also trotz Vor­teils­nah­me ihr Wahl­ver­spre­chen nicht ein­ge­hal­ten haben. In einem nächs­ten Schritt – so der Pres­se­spre­cher von HSC & Part­ner – ist zu prü­fen, ob die Wahl wie­der­holt wer­den muss. Wegen der erwar­tet lan­gen Ver­fah­rens­dau­er könn­te die Wahl­wie­der­ho­lung zusam­men mit der nächs­ten Nie­der­sach­sen-Wahl in 2018 durch­ge­führt wer­den. Aber auch Regress ist mög­lich. Näm­lich dann, wenn SPD/Grüne wie gewohnt in die Taschen grei­fen und mehr Geld aus­ge­ben als vor­han­den ist. Auch das könn­te auf die Leih­stim­men­ver­wei­ge­rer zurück­fal­len. Die geben sich (noch) gelas­sen. Eini­ge von Ihnen leben ohne­hin im Pfle­ge­heim, so dass sie den Aus­gang des Ver­fah­rens mit gro­ßer Wahr­schein­lich­keit nicht mehr erle­ben wer­den. Die FDP-Füh­rung selbst beur­teilt die Erfolgs­aus­sich­ten unter­schied­lich. Zum Bei­spiel Wes­ter­wel­le, selbst gelern­ter Jurist: „Da kann man nie wis­sen, was bei raus­kommt“.

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BER

Sich über miss­lun­ge­ne Groß­pro­jek­te a la Schür­mann (wer erin­nert sich noch?), Elb-Phil­har­mo­nie oder Ber­lin-Bran­den­burg das Maul zu ver­rei­ßen, ist unse­re Sache nicht. Uns inter­es­sie­ren die Men­schen hin­ter den Zah­len. Die Schick­sa­le im Klei­nen. Zum Bei­spie­le Rena­te N., Ex-Lebens­part­ne­rin des Steu­er­be­ra­ters Karl-Wil­li Nob­ber, der ihr zum Abschluss ihrer wirk­lich mise­ra­blen und desas­trö­sen Bezie­hungs­kis­te mit einem klei­nen aber fei­nen Sola­ri­um eine Per­spek­ti­ve in beruf­li­cher Selb­stän­dig­keit bie­ten woll­te und um so um regel­mä­ßi­ge Zah­lun­gen her­um zu kom­men. Und zwar im Bereich des Ter­mi­nals B. Also mit inter­na­tio­na­ler Kund­schaft und einer Aus­sicht auf eine neue Bezie­hung, viel­leicht nach Sau­di Ara­bi­en, in den Kuwait oder nach Butan. Noch hat­te sie dank Was­ser und CD ihre einst straf­fe Mäd­chen­haut eini­ger­ma­ßen erhal­ten und noch stand die 5 nicht. Das ist jetzt eini­ge Jah­re her. Genau genom­men hat­te man sich 99 getrennt und kurz dar­auf das Laden­lo­kal im Ber­li­ner Süden ange­mie­tet und mit einem hono­ri­gen Miet­vor­schuss gegen die Kon­kur­renz abge­si­chert. Aber das ist jetzt Alles schon sehr lan­ge her. Rena­te N. ist der­weil geschie­den, plei­te und im Ruhe­stand. Ihr Ren­ten­an­spruch bemisst sich auf glat­te 350 Euros. Im Kel­ler sta­peln sich die unter­des­sen in die Jah­re gekom­me­nen Sola­ri­en (die sie laut EU-Vor­schrif­ten ohne­hin nicht mehr hät­te ver­wen­den dür­fen). Soeben hat man ihr per Ein­schrei­ben mit­ge­teilt, dass der vor­läu­fi­ge Ter­mi­nal B in den nächs­ten Tagen abge­ris­sen wird und dass sie eine der abge­ris­se­nen Beton­wän­de zu einem Schnäpp­chen­preis erwer­ben kön­ne. Qua­si als Erin­ne­rung an eine schö­ne beruf­li­che Zeit. Jetzt lebt sie von Luft und tro­cken Brot. Cla­ro: Wir haben kei­ne Sekun­de gezö­gert und ihr ein Spen­den­kon­to eingerichtet.