Schlagwort: Geschäftsführer Gehalt
Volkelt-Brief 25/2020
Geschäftsführer-Gehalt: Alle müssen kürzer treten + GmbH/Strategie: Anregungen für die Zeit „danach“ + Geschäftsführer-Perspektive: Papier und Praxis + Praktisch: Preise neu kalkulieren + Digitales: Hygiene – neu erfinden + GmbH/Finanzen: Gute Ideen für höhere Preise und mehr Umsatz + Neues Urteil: Schutz von Geschäftsgeheimnissen + Sommerpause: Mehr Möglichkeiten für kurzfristige Beschäftigungen + GmbH/Recht: Rechtsstreitigkeiten bleiben liegen + Neues Urteil: Korrekte Ausstellung eines qualifizierten Arbeitszeugnisses + GmbH/Recht: gUG (haftungsbeschränkt) ist möglich
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Wenn es gut läuft, ist es durchaus schon einmal eine Ehre, wenn man/frau mit vollem Namen in der regionalen Zeitung gewürdigt wird. Weniger erfreulich, wenn es Kritik hagelt oder das Unternehmen an den Pranger gestellt wird. Da hilft nur beste PR. Durchaus diskutabel ist allerdings, wenn Sie als Geschäftsführer/in in Ihrer Zeitung nachlesen können/müssen, wie viel Sie verdienen. So wie jetzt die Geschäftsführer der größten Unternehmen mit Landes-Beteiligung in Baden-Württemberg. Etwa Frank M vom Energieversorger EnBW. Der erhält stolze 3,01 Mio. EUR. Oder Rainer N., Vorstandschef der Landesbank Baden-Württemberg, der „mehr als 2 Mio. EUR“ verdient. Auch der Chef des staatlichen Bierbrauers Rothaus ist vermerkt: Christian R. verdiente 387.580 EUR im abgelaufenen Geschäftsjahr. Solange es nur die Vertreter der Vermögensverwaltungs-Gesellschaften sind, die so gebrieft bei Ihnen vorstellig werden, sollte das noch zu machen sein. Schwieriger dürfte es allerdings werden, wenn die Vertreter der OK vor der Tür stehen. Transparenz: JA. Aber nur da, wo es Sinn macht. U. E. genügt es, wenn die Summe der Vorstands- bzw. Geschäftsführer-Bezüge ohne Namensnennung öffentlich wird. Mit freundlichen Grüßen.
Die BBE-Media hat die neuesten Zahlen zur GmbH-Geschäftsführer-Vergütung veröffentlicht. Abgefragt wurde auch die Gehaltsentwicklung aus dem aktuellen Geschäftsjahr und den sich aus den vorläufigen Zahlen zum Jahresergebnis ergebenden Werten für die Tantieme. Wir haben die Gehaltsentwicklung für Einzelhandel-GmbHs etwas genauer angeschaut. Der Anteil, der als Erfolgsvergütung (Tantieme) gezahlt wird, ist auch in diesem Wirtschaftssektor überdurchschnittlich hoch. Im Vorjahr lag der durchschnittlich als Tantieme gezahlte Anteil an der Gesamtvergütung bei rund 22 %. Mittlerweile liegt der durchschnittliche Tantieme-Anteil bei knapp über 21 % – jeder fünfte Euro wird demnach in Abhängigkeit vom Betriebsergebnis gezahlt. Auffällig: Im Schuheinzelhandel wird ein außergewöhnlich hoher Tantieme-Anteil gezahlt (47 %).
Ebenfalls auffällig: Im Vergleich zu den Vorjahreswerten gab es im Einzelhandel kaum Abweichungen oder nur geringfügige Steigerungen. In einzelnen Segmenten wurde sogar weniger verdient als im Vorjahr. Das kann aber z. B. auch daran liegen, dass immer mehr Einzelhändler ihr persönliches Risiko mit Gründung einer kleinen GmbH (oder: haftungsbeschränkte Unternehmergesellschaft) auf das GmbH-Vermögen reduzieren wollen und sich die Datenbasis der Vergütungs-Studie hin zu mehr kleineren GmbHs verschoben hat. Besonderheit Online-Handel: Hier wird unterdessen nur noch „moderat” verdient. Das dürfte u. a. auch daran liegen, dass immer mehr Händler sich jetzt auch Online positionieren und es zahlreiche zusätzliche Angebote im Internet gibt. Folge: Im Durchschnitt wird weniger verdient. Hier einige ausgewählte Vergleichswerte im Einzelnen:
Einzelhandel mit … | Fest-Gehalt 2018/2019 | Fest-Gehalt 2019/2020 | Anteil Tantieme | Gesamtvergütung inkl. Tantieme |
Bekleidung/Lederwaren | 122.000 EUR | 121.000 EUR | 12 % | 136.000 EUR |
Elektro-/Unterhaltung/PC | 102.000 EUR | 105.000 EUR | 16 % | 122.000 EUR |
Heimwerker/Gartencenter | 100.000 EUR | 101.000 EUR | 19 % | 120.000 EUR |
Kfz-Handel/Handwerk | 93.000 EUR | 94.000 EUR | 21 % | 114.000 EUR |
Lebensmittel/Reformhäuser | 150.000 EUR | 138.000 EUR | 20 % | 166.000 EUR |
Möbel/Küchen | 111.000 EUR | 115.000 EUR | 22 % | 140.000 EUR |
Online-Handel | 116.000 EUR | 115.000 EUR | 23 % | 141.000 EUR |
Raumausstattung/ Wohntextilien | 123.000 EUR | 107.000 EUR | 15 % | 123.000 EUR |
Schuhe | 107.000 EUR | 115.000 EUR | 47 % | 169.000 EUR |
Sport-/Spielwaren | 120.000 EUR | 119.000 EUR | 30 % | 155.000 EUR |
Sonstige | 116.000 EUR | 130.000 EUR | 6 % | 138.000 EUR |
Kennen Sie Ulf Papenfuß? Professor für Public Management und Public Policy an der Zeppelin-Universität in Friedrichshafen und in dieser Eigenschaft mit den Gehältern der Geschäftsführer kommunaler GmbHs befasst. Sein Anliegen: Unternehmen, die neben dem Geldverdienen zusätzliche öffentliche Aufgaben haben, sollten „transparent” sein. Es stärkt die demokratische Legitimation, wenn die Bürger wissen, was verdient wird. Ausgerechnet die Sparkassen und Volksbanken – so Prof. Papenfuß – tun sich nach wie vor schwer mit solch „demokratierelevanten Informationen”. Problematisch: Gibt es nur zwei Vorstände, darf nicht veröffentlicht werden, weil man aus den Gesamtbezügen auf den Einzelverdienst schließen kann. Das darf nicht sein: „Bei Gesellschaften, die keine börsennotierten Aktiengesellschaften sind, können die Angaben über die Gesamtbezüge unterbleiben, wenn sich anhand dieser Angaben die Bezüge eines Mitglieds dieser Organe feststellen lassen” (§ 286 HGB). Das ist gesetzt. Mit freundlichen Grüßen.
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Volkelt-Brief 05/2020
Geschäftsführer-Know-How: KI and more … + Industrie-GmbHs: Geschäftsführer-Gehalt – Abbild der Konjunktur + Geschäftsführer-Perspektive: … dem Steuerberater sei Dank + Geschäftsführer/Compliance: Was Sie jetzt veranlassen müssen + Digitales: BIG DATA – Sammeln ohne Grenzen – was geht und was nicht geht! + Geschäftsführer-Gehalt: Wenn die Presse zu viel wissen will + Geschäftsführer privat: Vorsicht bei vorweggenommener Erbfolge + Cum/Ex-Geschäfte: „Denknotwendig” nicht zulässig + Achtung: Fake-Aufforderung zur Eintragung zum Transparenzregister +Lebensmittel-GmbHs: Neue Hygiene-Plattform macht Betriebe öffentlich
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Die BBE-Media hat – wir haben dazu berichtet – die neuesten Zahlen zur GmbH-Geschäftsführer-Vergütung veröffentlicht. Abgefragt wurde auch die Gehaltsentwicklung aus dem aktuellen Geschäftsjahr und den sich aus den vorläufigen Zahlen zum Jahresergebnis ergebenden Werten für die Tantieme. Wir haben die Gehaltsentwicklung für die Industrie-GmbHs etwas genauer angeschaut.
Auffällig: Der Anteil, der als Erfolgsvergütung (Tantieme) gezahlt wird, ist in diesem Wirtschaftssektor leicht gefallen. In 2018/19 lag der durchschnittlich als Tantieme gezahlte Anteil an der Gesamtvergütung noch bei etwas über 28 %. Der Abschwung und insbesondere die rückläufige Auslandsnachfrage sind in der Industrie zuerst zu spüren. Mittlerweile liegt der durchschnittliche Tantieme-Anteil nur noch bei knapp über 25 % – das ist ein Rückgang immerhin um 3 Prozentpunkte innerhalb eines Jahres.
Dennoch wird jeder vierte Euro in Abhängigkeit vom Betriebsergebnis verdient. Das deckt sich auch mit den Zahlen aus anderen Sektoren – auch dort ist ein hoher Tantieme-Anteil auszumachen. Insgesamt ergibt sich gegenüber dem Vorjahr ein sehr differenziertes und uneinheitliches Bild. Die allgemeinen Durchschnittswerte (sonstige Industrie) werden in 2019/20 mit 125.000 EUR ausgewiesen gegenüber 122.000 EUR im Vorjahr. Im Sektor Kunststoff/Textil/Leder wurde 2019/20 mit 144.000 EUR weniger verdient als im Vorjahr (155.000 EUR). Auffällig: Im den Sektoren Chemie/Pharma wurde ausgesprochen gut verdient – gegenüber 169.000 EUR im Vorjahr, waren es in 2019/20 bereits 179.000 EUR. Das entspricht einer Steigerung um fast 6 %. Mit 34 % wurde hier jeder dritte Euro auf Erfolgsbasis gezahlt. Dank der guten Bau-Konjunktur gab es im Sektor Bauzubehör/Holz mit einem Gehaltszuwachs um 6,7 % ein überdurchschnittliches Ergebnis. Vgl. dazu einige ausgewählte Vergleichswerte in der Tabelle unten.
Industrie … | Festgehalt
2018/19 |
Festgehalt
2019/20 |
Anteil
Tantieme |
Gesamtvergütung
2019/20 |
Branche gesamt | - | 144.000 EUR | 26 % | 182.000 EUR |
Chemie/Pharma | 169.000 EUR | 179.000 EUR | 34 % | 237.000 EUR |
Kunststoff/Textil/Leder | 155.000 EUR | 144.000 EUR | 27 % | 183.000 EUR |
Fahrzeugbau | 154.000 EUR | 155.000 EUR | 25 % | 194.000 EUR |
Bauzubehör/Holz | 149.000 EUR | 159.000 EUR | 21 % | 193.000 EUR |
Maschinen/Anlagen | 140.000 EUR | 146.000 EUR | 21 % | 176.000 EUR |
Elektro/Elektronik | 135.000 EUR | 135.000 EUR | 30 % | 175.000 EUR |
Metall/Werkzeuge | 137.000 EUR | 137.000 EUR | 28 % | 175.000 EUR |
Sonstige Industrie | 122.000 EUR | 125.000 EUR | 18 % | 147.000 EUR |
Energiewirtschaft | 130.000 EUR | 132.000 EUR | 16 % | 153.000 EUR |
Quellen: GmbH-Geschäftsführer Vergütungen 2019, BBE Media, Werte gerundet, eigene Berechnungen
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Heute geht unser ausdrücklicher Dank an alle Steuerberater – insbesondere an die, die unsere Kollegen/Innen in Sachen „steuerlich angemessene Höhe des Geschäftsführer-Gehalts” beraten. Es ist festzustellen, dass die Zahl der in der Sache anhängigen und veröffentlichen Verfahren vor den Finanzgerichten in den letzten Jahren deutlich abgenommen hat. So haben wir in 2019 nicht ein FG-Urteil dazu veröffentlichen müssen. Fazit: Man spricht offen über die Gehälter. Und: Es gibt ausführliches Zahlenmaterial, das Transparenz herstellt. Siehe oben. Und schlussendlich ist es der Steuerberater, der die Kollegen/Innen unter Hinweis auf sein berufsrechtliches Haftungsrisiko zur Mäßigung ermahnt. Das erspart den Kollegen/Innen eine Menge Ärger mit dem Steuerprüfer. Mit freundlichen Grüßen.