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BISS - DIE Wirtschafts-Satire

Schlemmen beim Italiener

Wir waren zum Essen ver­ab­re­det. Eigent­lich. Aber alle Restau­rants in der Stadt waren geschlos­sen. Natür­lich auch unser Ita­lie­ner. Obwohl: Nach die­sen end­lo­sen, genuss­lo­sen und essens­frei­en Aben­den – vom Vino ganz zu schwei­gen – wären wir sogar mit dem Neben­raum eines Imbis­ses und einem Döner mit Knob­lauch­pam­pe (darf man das so sagen oder gibt das bereits Ärger mit den Offi­zi­el­len?) ein­ver­stan­den gewe­sen. Also haben wir uns mit unse­rem Ita­lie­ner in den Unter­grund ver­ab­re­det. Ich habe ihr noch gesagt – ein­ge­bläut – sie soll etwas Unauf­fäl­li­ges, etwas Dunk­les anzie­hen. Und wenn sie unbe­dingt eine Tisch­de­cke und Ser­vi­et­ten mit­brin­gen will, dann bit­te in dun­kel­blau. Ich brin­ge den Klapp­tisch und zwei Stüh­le mit. Und den Mini-Gene­ra­tor und den Heiz­pilz. Damit uns in der Unter­füh­rung zwi­schen der Ber­li­ner- und der Sund­gau­al­lee nicht kalt wird. Punkt Neun­zehn­drei­ßig tauch­te dann der dün­ne Licht­strahl einer Lam­pe am Ost­ein­gang auf, einer Fahr­rad­leuch­te mit einem Gum­mi um die Brust gespannt. In den Hän­den das Tablett mit den Anti­pas­ti mis­ti, dem Orvie­to clas­si­co, pane e olio di oli­va. Trotz Käl­te (knapp über dem Gefrier­punkt) spür­te ich Was­ser im Mund. Pure Vor­freu­de auf Essen. Man konn­te schon etwas rie­chen. Schnel­len Schritts – wie man es von ita­lie­ni­schen Kell­nern gewohnt ist und erwar­ten kann – näher­te sich die Erlö­sung. Nur noch ein paar Meter bis zum Ende kuli­na­ri­scher Ent­halt­sam­keit und dann hör­te ich die­se Stim­me: „Sofort auf­ste­hen und mitkommen“.