Stimmt. Bei diesem Wort muss man zweimal hinlesen. Heißt es womöglich Fiskalk-Lippe und ist eine banale Unterkategorie von Herpes. Oder handelt es sich um die ominöse Fis-Kalk-Lippe von Rügen, die Jahr für Jahr schwindet bis in einigen Jahrzehnten nichts mehr davon übrig ist. Weder noch. Hier geht es um die amerikanische Fiskal-Klippe. Was so viel bedeutet wie: Hinter der Klippe liegt bekanntlich der Abgrund. Dagegen ist der griechische Abgrund ein regelrechtes Abgründchen um nicht zu sagen Peanuts. Oder um es mal in Zahlen zu benennen: Während wir in Griechenland mickrige Milliardenbeträge vor uns herschieben, umschulden, auf- und abzinsen geht es bei der Fiskalklippe um sechzehntausend Milliarden Dollar. Dagegen, das muss man sich vergegenwärtigen, beträgt so eine lasche Griechenland-Tranche gerade einmal 0,09 %. Selbst das griechische Gesamtvolumen liegt noch unter 1 % – damit wir wissen von was wir reden und wie hoch die Fallhöhe ist. So hoch, dass der Aufprall aufs Wasser wie der Aufschlag auf Stahlbeton wirkt. Danach ist sicherlich auch der letzte wach.
Kategorie: BISS - DIE Wirtschafts-Satire
Die Kommunikationswissenschaftler (Sprachforscher) der Uni Hohenheim haben die Redefertigkeiten unserer CEO´s (Vorstandsvorsitzenden) analysiert (untersucht). Problem: Die meisten Shareholder (Aktionäre) verstehen Sätze mit mehr als 20 Worten nicht. Fachjargon (Fachbegriffe) schon gleich gar nicht. Kein Wunder, dass Linde Vorstands-Chef Wolfgang Reitzle auf dem letzten Platz des Rankings (der Wettbewerbsauswertung) landete. Jeder fünfte seiner Sätze war länger als 20 Wörter. Aber auch sonst könne sich die Results (Ergebnisse) sehen lassen. Heribert Hainers, CEO von Adidas, Reden sind danach „noch anschaulicher als die Texte der Bild-Zeitung“ und das in Englich. Möglicherweise waren es Subjekt (1. Fall), Prädikat (Tu-Wort), Objekt (4. Fall)- wahlweise Adjektiv (Eigenschaftswort)-Sätze. Allianz-Chef Diekmann nuschelt beim Vortrag. BASF-Chef Boch muntert seine Aktionäre gelegentlich auf mit: „Jetzt klatschen Sie doch mal“. Der holländische BAYER-CEO Dekkers verblüfft durch einen breiten Wortschatz. BMW-Chef Norbert Reithofer erhält sogar die Auszeichnung „besser als BILD“. Zetsche gilt als Showtalent. Rene Obermann überzeugt mit verständlichen Sprachbildern ohne Bandwurmsätze. Fresenius-Chef Schneider neigt zu Substantivierungen. EON-CEO Teyssen redet zu lang und kompliziert. Siemens-Chef Löscher gilt ohnehin nicht als großer Redner. SAP-CEO McDermott weiß, dass „mehr Menschen ein Handy als eine Zahnbürste besitzen“. VW-Chef Winterkorn gipfelt mit: „Der Golf ist ein globales Phänomen“. Der Erkenntnisgewinn hielt sich nach dem Studium der Studie in Grenzen. Aber auf jeden Fall haben wir es jetzt amtlich und jeder der Kritisierten kann jetzt mit seinem Stab von Performance-Coaches üben bzw. den PR-Berater, der die Rede geschrieben hat, einfach feuern. Uns jedenfalls hat das Kriterium „Echtheit” des Menschen (Authentizität) gefehlt.
Handelsblättchen
Als Wirtschafts-Fachinformations-Dienst müssen wir von Berufs wegen viel lesen. Das fängt an beim Bundesgesetzblatt bis quer durch DER BETRIEB, die Neue Juristische Wochenschrift bis hin zur GmbH-Rundschau. Nicht regelmäßig gelesen haben wir die Frankfurter Rundschau und selbst die Osnabrücker Nachrichten, die gelegentlich so was von gut über zum Beispiel Dirk Niebel unterrichtet ist, oder die Saarbrücker Zeitung sind für unsere Redakteure kein Muss. Mit etwas Wehmut lesen wir derzeit die letzten Ausgaben der Financial Times Deutschland. Zugegeben, an das zart rosa-braune Papier mussten wir uns erst gewöhnen. Und jetzt bleibt uns nur noch das Handelsblatt als tägliche Quelle der Aktualität. Wie lange noch? Letzten Donnerstag waren es 56 Seiten, die unser Presseschau-Fritze durcharbeiten musste. Anfang der Woche wurden wir stutzig, weil der Kollege, der sonst immer als letzter zum Mittagessen in die Kantine kommt, sich bereits um 11.30 Uhr vor der Essensausgabe langweilte. Und dann kam es heraus: Seit Montag muss er nur noch 48 Seiten Handelsblättchen „studieren“. Und neue Zeitschriften-Abos können selbst wir uns nicht leisten. Als Ökonomen haben wir gleich nachgerechnet: Die Kürzung um 8 Seiten entspricht einer Preiserhöhung um 15 %. Also in etwa in Höhe der gefühlten Inflation. Außer den Mieten, den Energiepreisen, den Rohstoffen, den Lebensmitteln, der KfZ-Versicherung, den Rechtsanwaltsgebühren, den Bahnpreisen und dem Öffentlichen Nahverkehr usw. bleiben die Preise ja einigermaßen unverändert
Seehofer
Nur ganze wenige der Menschen, die außerhalb der bayrischen Landesgrenzen leben müssen, haben eine mehr oder weniger vage Vorstellung von den Eigenheiten und Sonderartigkeiten, mit denen unsere südostdeutschen Bundesgenossen tagein tagaus konfrontiert sind. Die meisten haben noch nicht einmal eine blasse Ahnung von Brauchtum, Werteinstellungen und dem schnöden Alltagsleben. Etwa wenn Badstuber und Schweini in der Krachledernen auf der Wiesn einen Schuhplattler zum Besten geben und Horst der I. hoch auf die Rampe zur Blasmusik klettert und solche Sätze verkündet wie: „Da beben die Alpen, da wackelt der Frankenwald. Aber keine Angst, das ist kein Tsunami – das ist nur eine ……. Westerwelle“ (berstendes Lachen). Dann ist Oktoberfest in Bayern und die CSU unangefochten. Umgekehrt braucht es natürlich eine ungeheure Fähigkeit, ein solches Chaos zu beherrschen. Wenn die Moaß die sonst eher beschaulichen Straßen zwischen Hauptbahnhof, Sendling und Isarvorstadt in pure Anarchie versetzt, so dass die Vorgärten im Urin versauern, in den Hausfluren der biederen Stadthäuser Kotzwettbewerbe ausgetragen werden und im Schatten fuseligen Laternenlichts auf offener Straße gekackt und gevögelt wird und die braven Anwohner in Scharen hinaus aufs Land flüchten, um Ruhe und Ausgleich auf den bayrischer Almwiesen zwischen Rindern und Truthühnern und ‑hähnen zu finden. All das muss Horst Seehofer durch den Kopf gegangen sein, als er seine Geliebte verlassen musste, um bayrischer Ministerpräsident zu werden. Und zu bleiben. So soll denn auch die sog. Medienaffäre ihren Lauf im Kefer-Zelt im besagten September 2012 genommen haben. Während OB Ude ozapfte, ist Seehofer zusammen mit einem Kameramann des ZDF-Boulevard-Magazins gesichtet worden, wie sie sich in ziemlich eindeutiger Geste zuprosteten und die Moaß ex herunter gestürzt haben sollen. Ein schöner Anfang. Das böse Ende kennen Sie ja jetzt. Armer Horst.
Arzneimittel
Etwas ganz besonderes haben sich der Pharmahersteller Sanofi-Aventis (vormals u. a. Höchst AG) und Siegfried Pulgrabia einfallen lassen. Der clevere Kaufmann mit Sitz in Venezuela hat für schlappe 200 Mio. € Medikamente eingekauft. Und zwar die doppelte Menge, die man normalerweise dafür bekommt. Dazu nutzte er eine nicht vorhandene Lücke im Gesetz – wie es so schön heißt – , wonach der Verkäufer bis zu 50 % Preisnachlass geben darf, wenn die erworbenen Medikamente nicht in Deutschland sondern im Ausland verkauft werden. Wie wir alle ja wissen sind alle Medikamente – wenn man mal von Viagra und den Aids-Präperaten absieht – im Ausland deutlich günstiger zu haben. Also musste der gute Geschäftsmann sich etwas einfallen lassen. Hat er und da muss man erst einmal drauf kommen. Er hat sich dann zu einer Kooperation mit den großen Kreuzfahrtgesellschaften (Costa) zusammengefunden und Exklusivverträge über die Ausstattung der Bord-Apotheken mit seinen Medikamenten abgeschlossen. Allerdings – mit einem leichten Preisaufschlag. Recherchen haben dann aber ergeben, dass diese Verträge niemals abgeschlossen wurde, sondern – man höre und staune – die Präparate über den Schwarzmarkt direkt wieder auf dem Tresen der deutschen Apotheken gelandet sind. Das entspricht in etwa dem Anstieg im Budget für Medikamente der Krankenkassen. So etwas haben wir uns ja fast schon gedacht. Und jetzt die Gretchenfrage dazu: Wahr oder nicht wahr? Und: Wusste unser Krankheitsminister davon bzw. warum wusste er nichts davon? Naja: Solange sich der Betrag noch im Millionenbereich hält, wollen wir da mal ganz großzügig beide Augen inklusive aller Hühneraugen zudrücken.
Deutsche Bahn AG
„Thank ju vor träweling with Deutsche Bahn“ ist und bleibt ein Hit, der es aber leider nicht in die internationalen Charts schaffen dürfte. Dennoch haben sich die Weis Geis damit in die Herzen der Münchner-Freiheits-Fans und aller Bahncard-InhaberInnen gesungen. Gratuliere. Die Vorlagen dazu sind ja auch vielfältig und manchmal brilliant. Nehmen Sie doch mal die Sache mit der Klimaanlage. Auf der eigens daraufhin einberufenen Pressekonferenz zog Technikchef Kefer vor den gesammelten Pressefritzen demonstrativ sein Jackett aus. Seht her: „So sieht flexibel aus“. Nicht richtig ist allerdings eine Begebenheit, die sich auf dem Mannheimer Hauptbahnhof abgespielt haben sollte. Danach soll der vordere ICE-Teil nach Norden in Richtung Hamburg und der hintere Teil zugleich Richtung Süden nach München angefahren sein. Das kann schon deswegen nicht stimmen, weil ICEs grundsätzlich nur mit einem Lokführer fahren. Oder nehmen Sie die Sache mit der Weiche im Stuttgarter Hauptbahnhof. Später hat man herausgefunden, dass der Radius zu eng bemessen war. Im Prinzip eine Übungsaufgabe für Seifenkisten-Rennbegeisterte, wenn sie das Spiel des Seilzugs ausrechnen, um nicht in den Heuballen zu landen. Bis jetzt haben wir allerdings nicht herausfinden können, ob die Deutsche Bahn AG mit dieser Aktion für ein bisschen Schmunzeln in der Presse sorgen wollte, um davon abzulenken, dass der neue Stuttgarter Bahnhof wegen brandschutztechnischer Unzulänglichkeiten komplett neu geplant werden muss. Was für das Architekturbüro Ingenhoven eine weitere große Herausforderung ist und die Baukosten der Hochgeschwindigkeitstrasse zwischen Montpellier und Bratislawa um eine weitere Milliarde verteuert. Nach dem Volksentscheid gerade einmal eine Randnotiz. Derweil sich der Schwabe beim Umsteigen von der S‑Bahn aus der Canstatter Kurve in die Gäu-Bahn die Haare einzeln ausrauft: „Aufgrund einer technischen Störung ….“ Verärgerte Kunden, die sich im Fernseh- oder Radiointerview kritisch zur Bahn äußern, müssen allerdings damit rechnen, dass weder sie selbst noch die näheren Familienangehörigen und selbst Neffen und Großnichten – falls sie sich denn um eine Stelle bei der DB bewerben – genommen werden. Auch Witzeleien über Verspätungen, Schäden an Radlagern oder Achsen sollten nicht gleich auf Youtube verewigt werden. Seit der Datenaffäre 2009 wissen wir, dass man bei der Personalrecherche IT-mäßig ganz was Besonderes drauf hat.
Energiewende
Nein, nein. Es ist nicht so wie Sie es denken: Grundpfeiler der Marktwirtschaft ist nicht die Energie, also Kohle, Erdöl oder Strom oder Gas. Grundlage unseres Wohlstandes ist das Gesetz vom abnehmenden Grenzertrag. Schon mal gehört? Für die Biertrinker unter uns bedeutet das zum Beispiel, dass das erste Glas schön kühl und erfrischend ist. Eventuell das zweite auch noch. Das dritte schon nicht mehr so ganz usw. Allgemein kann man sagen: Jedes weitere Glas bringt relativ weniger Erfrischung als das vorhergehende. Bei den meisten ist nach rund 10 Gläsern definitiv Schluss. Einige wenige schaffen es mit etwas Ausdauer bis direkt unter die Brücke. Genau umgekehrt funktioniert das mit den Grenzkosten. Produziert der Bierhersteller nur ein Glas Bier, verrechnet er die ganzen Kosten für die Brau- und die Abfüllanlage auf das eine Glas, dann kostet das genau 1.000.000 €. Schafft die Anlage aber 1.000.000 Gläser bei Vollauslastung, kostet das Glas Bier nur noch 1 €. Sie möchten wissen, was das mit der Energiewende zu tun hat? Da lassen wir Sie gar nicht lange hängen. Verkauft der Bierhersteller z. B. nur 500.000 Kilowattstunden, kostet die Stunde nach Adam Opel exakt 2 €. Verkauft er jetzt nur noch – z. B. weil alle Hartz4-Haushalte per Stromspar-Fernseher mit einer Bildschirmdiagonale von 305 Zentimetern Sky gucken und gleichzeitig nur noch mit Stromspar-Glühstrahlern das Wohnzimmer ausleuchten – 250.000 Kilowattstunden, dann kostet die Kilowattstunde immerhin 4 € und damit vier Mal so viel, als wenn alle saufen wie gedopt. Das Beispiel ist zwar nicht wirklich vorbildlich im erzieherischen Sinne aber zumindest versteht das (fast) jeder. Bis auf den Energieminister. Der geht Milchmädchen rechnender Weise davon aus, das weniger Verbrauch zu sinkenden Kosten für den Strom-Verbraucher führt. Wo hat er das denn her? So wissen wir zwar, dass Juristen ein – wie sollen wir sagen – Theorie lastigen Blick aufs wirkliche Leben haben. Insofern ist Peter Altmaier einigermaßen entlastet. Aber die anderen aus der Union hätten ihm das doch sagen müssen oder er hätte einfach mal so ein bisschen in Ludwig Erhards „Wohlstand für alle“ herumblättern sollen.
ERGO
Zunächst einmal zum Angenehmen: Ergo ist ein ziemlich unübersichtlicher Versicherungskonzern rund um die ehemalige Hamburg-Mannheimer (Herr Kaiser) und ein Kind der „Munich Re“ und macht immerhin 20 Mrd. Euros aus Versicherungsbeiträgen. Der Vorstandsvorsitzende Christian Diedrich ist Jurist und verdient rund 5 Mio. Euros. Putzarbeiten in der Düsseldorfer Zentrale werden gestaffelt vergütet. In den Stockwerken 1 bis 15 gibt es den Mindestlohn für Leiharbeiter in der Branche Gebäudereinigung. Der liegt derzeit bei 8,82 € pro Stunde. In den Stockwerken 16 bis 32 gibt es einen Abschlag von 15 %. Weil hier oben die Aussicht so schön ist und von der Stechuhr bis hier hoch schon mal 15 Minuten auf der Treppe vertrödelt werden. Einen Extra-Aufzug für Putzkräfte gibt es nämlich nicht. Die müssen zu Fuß hoch. In den Etagen ganz oben, wo die Luft dünn, schweinegut (entschuldigen Sie) verdient wird und die Riester-Verträge umgeschrieben werden, darf noch nicht einmal der Weihnachstmann und schon garnicht der Staatsanwalt von draußen rein. So weit der schöne Teil der Sache. Da sind dann noch die 20.000 hauptamtlichen Vertreter. Die müssen ja auch irgendwie belustigt werden. Die 100 besten von ihnen bekommen jedes Jahr eine besondere Aufmerksamkeit. Man lässt sich da immer etwas Besonderes einfallen. Etwa einen Opernabend in Neapel oder ein Wochenendeausflug nach Madrid, um endlich einmal die wirklich tollen Museen der Stadt (Hagia Sophia) kennen zu lernen. Kultur kann ja nie schaden. 2011 war man in Budapest. Nach dem Altstadt-Rundgang – so jedenfalls die offizielle Version des eigens dafür eingesetzten internen Untersuchungsausschusses – wurden eine kleine Gruppe hauptamtlicher Vertreter von jungen Ungarinnen wahrscheinlich wegen ihrer adretten Erscheinungen angesprochen. Da aus sprachlichen Gründen eine Verständigung kaum möglich war, kam es zu Missverständnissen – woraus sich dann die sog. Sexparty-Affäre entwickeln konnte. Fest steht, dass einige der anwesenden Hostessen blaue und andere rote Armbändchen trugen. Nun bestand die Aufgabe der jungen Drückerkolonne darin herauszufinden, was den Unterschied ausmacht. Nach nur 5 Minuten war das Rätsel gelöst. Gar nicht dumm die Jungs. Rein steuerrechtlich war die Sache nicht zu beanstanden. Die dafür fälligen 83.000 € durften sozusagen anstandslos als Betriebsausgaben für Helikopter-Rundflüge abgesetzt werden. Kein Problem. Später hat man dann noch herausgefunden, dass die Belohnung in Form von Sex auch schon auf diversen Führungsseminaren am Zürich-See praktiziert wurde. Erfinder dieses Entlohnungs-Systems soll übrigens der Deutsche Max Herold gewesen sein. Als der seine ersten, mühsam verdienten Provisionen in den Bordellen Jamaikas verprasste, war ihm klar: Das ist die einzig wahre Entlohnung für den alltäglichen Wahnsinn an der Versicherungsfront.
Es war am 27. Februar im Jahr 1900 als 11 tapfere Männer die Mitgliederversammlung des MTV München total frustriert verließen, sich nach Schwabing ins Restaurant Gisela absetzten und aus lauter Frust den FC Bayern München gründeten. Besser hätte Hoeness das auch nicht inszenieren können. Mit den Vereinsfarben – wie sonst – weißblau – und einem bescheidenen Mitgliedsbeitrag von einer Reichsmark. 1902 gab es das erste Münchner Deby gegen die Löwen. Die Bayern siegten 3:0. 1906 spielten sie in weißen Trikots und roten Hosen und wurden fortan nur noch die Rothosen genannt. Das ist lange her. Aber der ein oder andere von unseren Lesern erinnert sich sicher noch an den wieselflinken rechten Flügelflitzer „Gaberl“ Gablonsky. Dann kam schon gleich Beckenbauer, der zuvor noch beim SC München 1906 kickte und dann wechseln wollte. Und zwar zum Bundesligisten TSV 1860 und nicht zum Regionalligisten FC Bayern. Dann schlug das Schicksal zu: In einem Spiel seines SC München gegen die Löwen kam es zu eine paar hässlichen Szenen. Einer der TSV-Spieler verpasste Beckenbauer eine Ohrfeige. Was den dazu veranlasste, in Zukunft doch die Stiefel für den FC Bayern zu schnüren. Nicht auszudenken, was über München gekommen wäre, wenn der Kaiser damals in der Grünwälder Straße unterschrieben hätte. Unterdessen ist der FC Bayern eine weltweite Marke. Wobei sich die eine Hälfte des Publikums freut und kaputt lacht, wenn den Bayern wieder einmal die Lederhosen ausgezogen werden. Z. B., wie damals in Barcelona als sie eigentlich schon gegen Manu gewonnen hatten, aber in den letzten zwei Minuten der Nachspielzeit doch noch verloren – also das Unmögliche doch noch möglich machten. Die andere Hälfte trauert dann minutenlang, um sich bei Weißbier und Brezn unterm blau-weißen Himmel tagelang die Kante zu geben. An dieser Freindschaft der Fans hat sich bis heute nichts geändert. Daran wird sich auch nichts ändern, auch wenn unterdessen Adidas und Audi jeweils 9,09 % der Aktien an der FC Bayern München AG (Amtsgericht München HRB 140475) besitzen, Klose sich weigerte, mit Adidas zu kicken, und Matze Sammer das sagen hat. Umsatz 350 Mio. Euros (2012). Konzerngewinn so um die 10 bis 20 Mio. soll es laut Aufsichtsrats-Chef Hoeness schon sein. Dazu kommen noch die Überschüsse aus der Allianz Arena München Stadion GmbH, der Arena One GmbH und der E.ON Facility Management Allianz Arena . Solange es der Fan zahlt, haben wir damit keinerlei Probleme. Wäre natürlich eine schöne Sache, wenn die auch mal wieder fußballerisch was zusammen kriegen würden und nicht immer so lange vor dem Tor rummachen.
Peer Steinbrück
Unser Ustinov der Politik. Mutter Ilse war Dänin und sein Urgroßonkel hieß Adelbert Delbrück und war Mitbegründer der Deutschen Bank. Mit schlappen 21 Jahren erlangte Peer die Hochschulreife an einem Hamburger Wirtschaftsgymnasium. Leider war nicht ganz klar in Erfahrung zu bringen, was er in den drei überhängigen Jahren gemacht hat. Kritiker behaupten, er hätte gebrauchte Mercedes Limousinen nach Teheran überführt und sich dabei ausführlich zum orientalischen Bakschisch-System informiert. Sein persönlicher Biograf dagegen behauptet, Peer sei ein miserabler Schüler gewesen, musste mehrmals die Schule wechseln und ist zweimal durchgefallen. Das imponiert uns und lässt das Startpaket des ein oder anderen Migrationsschülers in hoffnungsfrohem Licht erscheinen. Das gehört hier aber nicht hin. Wie dem auch sei: Sein Volkswirtschaftsstudium absolvierte er in für damalige Zeiten rekordverdächtigen 12 Semestern. Gegen Ende der Sechziger ging es ja nicht ohne Zweitstudium und einigen Feriensemestern. Falsch ist, dass er einmal den Satz „Die Renten sind sicher“ gesagt haben soll (Das war Blüm). Von ihm stammt „Die Banken sind sicher“ – was sich dann aber im Falle der Hypo Real Estate als nicht ganz zutreffend erwiesen hat. Auch der legendäre Satz „Ihre Einlagen sind sicher“ ist vielleicht für die Befußung richtig. Alle Lebensversicherten haben aber definitiv weniger in der Tasche. Spaß beiseite: Die Zeitschrift Cicero hatte Peer schon am 21. September 2012 zum Kandidaten gekürt. Die Dementis schwirrten nur noch kurz durch die Republik. Jetzt kann er dem Volk zeigen, dass er nicht nur ein guter Witze-Erzähler ist. Seine Utopie heißt Normalität und das bedeutet im O‑Ton: „Das weltweite Handelsvolumen an den Finanzmärkten liegt bei ungefähr 4.400 Billionen US-Dollar und ist damit über 70mal so groß wie die jährliche weltweite Wirtschaftsleistung“. Das will er drehen.