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Fiskalklippe

Stimmt. Bei die­sem Wort muss man zwei­mal hin­le­sen. Heißt es womög­lich Fis­kalk-Lip­pe und ist eine bana­le Unter­ka­te­go­rie von Her­pes. Oder han­delt es sich um die omi­nö­se Fis-Kalk-Lip­pe von Rügen, die Jahr für Jahr schwin­det bis in eini­gen Jahr­zehn­ten nichts mehr davon übrig ist. Weder noch. Hier geht es um die ame­ri­ka­ni­sche Fis­kal-Klip­pe. Was so viel bedeu­tet wie: Hin­ter der Klip­pe liegt bekannt­lich der Abgrund. Dage­gen ist der grie­chi­sche Abgrund ein regel­rech­tes Abgründ­chen um nicht zu sagen Pea­nuts. Oder um es mal in Zah­len zu benen­nen: Wäh­rend wir in Grie­chen­land mick­ri­ge Mil­li­ar­den­be­trä­ge vor uns her­schie­ben, umschul­den, auf- und abzin­sen geht es bei der Fis­kal­klip­pe um sech­zehn­tau­send Mil­li­ar­den Dol­lar. Dage­gen, das muss man sich ver­ge­gen­wär­ti­gen, beträgt so eine lasche Grie­chen­land-Tran­che gera­de ein­mal 0,09 %. Selbst das grie­chi­sche Gesamt­vo­lu­men liegt noch unter 1 % – damit wir wis­sen von was wir reden und wie hoch die Fall­hö­he ist. So hoch, dass der Auf­prall aufs Was­ser wie der Auf­schlag auf Stahl­be­ton wirkt. Danach ist sicher­lich auch der letz­te wach.

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CEOs (Vorstandsvorsitzende)

Die Kom­mu­ni­ka­ti­ons­wis­sen­schaft­ler (Sprach­for­scher) der Uni Hohen­heim haben die Rede­fer­tig­kei­ten unse­rer CEO´s (Vorstands­vorsitzenden) ana­ly­siert (unter­sucht). Pro­blem: Die meis­ten Share­hol­der (Aktio­nä­re) ver­ste­hen Sät­ze mit mehr als 20 Wor­ten nicht. Fach­jar­gon (Fach­be­grif­fe) schon gleich gar nicht. Kein Wun­der, dass Lin­de Vor­stands-Chef Wolf­gang Reit­zle auf dem letz­ten Platz des Ran­kings (der Wett­be­werbs­aus­wer­tung) lan­de­te. Jeder fünf­te sei­ner Sät­ze war län­ger als 20 Wör­ter. Aber auch sonst kön­ne sich die Results (Ergeb­nis­se) sehen las­sen. Heri­bert Hai­ners, CEO von Adi­das, Reden sind danach „noch anschau­li­cher als die Tex­te der Bild-Zei­tung“ und das in Eng­lich. Mög­li­cher­wei­se waren es Sub­jekt (1. Fall), Prä­di­kat (Tu-Wort), Objekt (4. Fall)- wahl­wei­se Adjek­tiv (Eigenschaftswort)-Sätze. Alli­anz-Chef Diek­mann nuschelt beim Vor­trag. BASF-Chef Boch mun­tert sei­ne Aktio­nä­re gele­gent­lich auf mit: „Jetzt klat­schen Sie doch mal“. Der hol­län­di­sche BAYER-CEO Dek­kers ver­blüfft durch einen brei­ten Wort­schatz. BMW-Chef Nor­bert Reit­ho­fer erhält sogar die Aus­zeich­nung „bes­ser als BILD. Zet­sche gilt als Show­ta­lent. Rene Ober­mann über­zeugt mit ver­ständ­li­chen Sprach­bil­dern ohne Band­wurm­sät­ze. Fre­se­ni­us-Chef Schnei­der neigt zu Sub­stan­ti­vie­run­gen. EON-CEO Teys­sen redet zu lang und kom­pli­ziert. Sie­mens-Chef Löscher gilt ohne­hin nicht als gro­ßer Red­ner. SAP-CEO McDer­mott weiß, dass „mehr Men­schen ein Han­dy als eine Zahn­bürs­te besit­zen“. VW-Chef Win­ter­korn gip­felt mit: „Der Golf ist ein glo­ba­les Phä­no­men“. Der Erkennt­nis­ge­winn hielt sich nach dem Stu­di­um der Stu­die in Gren­zen. Aber auf jeden Fall haben wir es jetzt amt­lich und jeder der Kri­ti­sier­ten kann jetzt mit sei­nem Stab von Per­for­mance-Coa­ches üben bzw. den PR-Bera­ter, der die Rede geschrie­ben hat, ein­fach feu­ern. Uns jeden­falls hat das Kri­te­ri­um „Echt­heit” des Men­schen (Authen­ti­zi­tät) gefehlt.

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Handelsblättchen

Als Wirt­schafts-Fach­in­for­ma­ti­ons-Dienst müs­sen wir von Berufs wegen viel lesen. Das fängt an beim Bun­des­ge­setz­blatt bis quer durch DER BETRIEB, die Neue Juris­ti­sche Wochen­schrift bis hin zur GmbH-Rund­schau. Nicht regel­mä­ßig gele­sen haben wir die Frank­fur­ter Rund­schau und selbst die Osna­brü­cker Nach­rich­ten, die gele­gent­lich so was von gut über zum Bei­spiel Dirk Nie­bel unter­rich­tet ist, oder die Saar­brü­cker Zei­tung sind für unse­re Redak­teu­re kein Muss. Mit etwas Weh­mut lesen wir der­zeit die letz­ten Aus­ga­ben der Finan­cial Times Deutsch­land. Zuge­ge­ben, an das zart rosa-brau­ne Papier muss­ten wir uns erst gewöh­nen. Und jetzt bleibt uns nur noch das Han­dels­blatt als täg­li­che Quel­le der Aktua­li­tät. Wie lan­ge noch? Letz­ten Don­ners­tag waren es 56 Sei­ten, die unser Pres­se­schau-Frit­ze durch­ar­bei­ten muss­te. Anfang der Woche wur­den wir stut­zig, weil der Kol­le­ge, der sonst immer als letz­ter zum Mit­tag­essen in die Kan­ti­ne kommt, sich bereits um 11.30 Uhr vor der Essens­aus­ga­be lang­weil­te. Und dann kam es her­aus: Seit Mon­tag muss er nur noch 48 Sei­ten Han­dels­blätt­chen „stu­die­ren“. Und neue Zeit­schrif­ten-Abos kön­nen selbst wir uns nicht leis­ten. Als Öko­no­men haben wir gleich nach­ge­rech­net: Die Kür­zung um 8 Sei­ten ent­spricht einer Preis­er­hö­hung um 15 %. Also in etwa in Höhe der gefühl­ten Infla­ti­on. Außer den Mie­ten, den Ener­gie­prei­sen, den Roh­stof­fen, den Lebens­mit­teln, der KfZ-Ver­si­che­rung, den Rechts­an­walts­ge­büh­ren, den Bahn­prei­sen und dem Öffent­li­chen Nah­ver­kehr usw. blei­ben die Prei­se ja eini­ger­ma­ßen unverändert

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Seehofer

Nur gan­ze weni­ge der Men­schen, die außer­halb der bay­ri­schen Lan­des­gren­zen leben müs­sen, haben eine mehr oder weni­ger vage Vor­stel­lung von den Eigen­hei­ten und Son­der­ar­tig­kei­ten, mit denen unse­re süd­ost­deut­schen Bun­des­ge­nos­sen tag­ein tag­aus kon­fron­tiert sind. Die meis­ten haben noch nicht ein­mal eine blas­se Ahnung von Brauch­tum, Wert­ein­stel­lun­gen und dem schnö­den All­tags­le­ben. Etwa wenn Bad­s­tu­ber und Schwei­ni in der Krach­le­der­nen auf der Wiesn einen Schuh­platt­ler zum Bes­ten geben und Horst der I. hoch auf die Ram­pe zur Blas­mu­sik klet­tert und sol­che Sät­ze ver­kün­det wie: „Da beben die Alpen, da wackelt der Fran­ken­wald. Aber kei­ne Angst, das ist kein Tsu­na­mi – das ist nur eine ……. Wes­ter­wel­le“ (bers­ten­des Lachen). Dann ist Okto­ber­fest in Bay­ern und die CSU unan­ge­foch­ten. Umge­kehrt braucht es natür­lich eine unge­heu­re Fähig­keit, ein sol­ches Cha­os zu beherr­schen. Wenn die Moaß die sonst eher beschau­li­chen Stra­ßen zwi­schen Haupt­bahn­hof, Send­ling und Isar­vor­stadt in pure Anar­chie ver­setzt, so dass die Vor­gär­ten im Urin ver­sau­ern, in den Haus­flu­ren der bie­de­ren Stadt­häu­ser Kot­z­wett­be­wer­be aus­ge­tra­gen wer­den und im Schat­ten fuse­li­gen Later­nen­lichts auf offe­ner Stra­ße gekackt und gevö­gelt wird und die bra­ven Anwoh­ner in Scha­ren hin­aus aufs Land flüch­ten, um Ruhe und Aus­gleich auf den bay­ri­scher Alm­wie­sen zwi­schen Rin­dern und Trut­hüh­nern und ‑häh­nen zu fin­den. All das muss Horst See­ho­fer durch den Kopf gegan­gen sein, als er sei­ne Gelieb­te ver­las­sen muss­te, um bay­ri­scher Minis­ter­prä­si­dent zu wer­den. Und zu blei­ben. So soll denn auch die sog. Medi­en­af­fä­re ihren Lauf im Kefer-Zelt im besag­ten Sep­tem­ber 2012 genom­men haben. Wäh­rend OB Ude ozapf­te, ist See­ho­fer zusam­men mit einem Kame­ra­mann des ZDF-Bou­le­vard-Maga­zins gesich­tet wor­den, wie sie sich in ziem­lich ein­deu­ti­ger Ges­te zupros­te­ten und die Moaß ex her­un­ter gestürzt haben sol­len. Ein schö­ner Anfang. Das böse Ende ken­nen Sie ja jetzt. Armer Horst.

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Arzneimittel

Aus­schlag

Etwas ganz beson­de­res haben sich der Phar­ma­her­stel­ler Sano­fi-Aven­tis (vor­mals u. a. Höchst AG) und Sieg­fried Pul­grabia ein­fal­len las­sen. Der cle­ve­re Kauf­mann mit Sitz in Vene­zue­la hat für schlap­pe 200 Mio. € Medi­ka­men­te ein­ge­kauft. Und zwar die dop­pel­te Men­ge, die man nor­ma­ler­wei­se dafür bekommt. Dazu nutz­te er eine nicht vor­han­de­ne Lücke im Gesetz – wie es so schön heißt – , wonach der Ver­käu­fer bis zu 50 % Preis­nach­lass geben darf, wenn die erwor­be­nen Medi­ka­men­te nicht in Deutsch­land son­dern im Aus­land ver­kauft wer­den. Wie wir alle ja wis­sen sind alle Medi­ka­men­te – wenn man mal von Via­gra und den Aids-Prä­pe­ra­ten absieht – im Aus­land deut­lich güns­ti­ger zu haben. Also muss­te der gute Geschäfts­mann sich etwas ein­fal­len las­sen. Hat er und da muss man erst ein­mal drauf kom­men. Er hat sich dann zu einer Koope­ra­ti­on mit den gro­ßen Kreuz­fahrt­ge­sell­schaf­ten (Cos­ta) zusam­men­ge­fun­den und Exklu­siv­ver­trä­ge über die Aus­stat­tung der Bord-Apo­the­ken mit sei­nen Medi­ka­men­ten abge­schlos­sen. Aller­dings – mit einem leich­ten Preis­auf­schlag. Recher­chen haben dann aber erge­ben, dass die­se Ver­trä­ge nie­mals abge­schlos­sen wur­de, son­dern – man höre und stau­ne – die Prä­pa­ra­te über den Schwarz­markt direkt wie­der auf dem Tre­sen der deut­schen Apo­the­ken gelan­det sind. Das ent­spricht in etwa dem Anstieg im Bud­get für Medi­ka­men­te der Kran­ken­kas­sen. So etwas haben wir uns ja fast schon gedacht. Und jetzt die Gret­chen­fra­ge dazu: Wahr oder nicht wahr? Und: Wuss­te unser Krank­heits­mi­nis­ter davon bzw. war­um wuss­te er nichts davon? Naja: Solan­ge sich der Betrag noch im Mil­lio­nen­be­reich hält, wol­len wir da mal ganz groß­zü­gig bei­de Augen inklu­si­ve aller Hüh­ner­au­gen zudrücken.

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Deutsche Bahn AG

Thank ju vor trä­we­ling with Deut­sche Bahn“ ist und bleibt ein Hit, der es aber lei­der nicht in die inter­na­tio­na­len Charts schaf­fen dürf­te. Den­noch haben sich die Weis Geis damit in die Her­zen der Münch­ner-Frei­heits-Fans  und aller Bahn­card-Inha­be­rIn­nen gesun­gen. Gra­tu­lie­re. Die Vor­la­gen dazu sind ja auch viel­fäl­tig und manch­mal bril­li­ant. Neh­men Sie doch mal die Sache mit der Kli­ma­an­la­ge. Auf der eigens dar­auf­hin ein­be­ru­fe­nen Pres­se­kon­fe­renz zog Tech­nik­chef Kefer vor den gesam­mel­ten Pres­se­frit­zen demons­tra­tiv sein Jackett aus. Seht her: „So sieht fle­xi­bel aus“. Nicht rich­tig ist aller­dings eine Bege­ben­heit, die sich auf dem Mann­hei­mer Haupt­bahn­hof abge­spielt haben soll­te. Danach soll der vor­de­re ICE-Teil nach Nor­den in Rich­tung Ham­burg und der hin­te­re Teil zugleich Rich­tung Süden nach Mün­chen ange­fah­ren sein. Das kann schon des­we­gen nicht stim­men, weil ICEs grund­sätz­lich nur mit einem Lok­füh­rer fah­ren. Oder neh­men Sie die Sache mit der Wei­che im Stutt­gar­ter Haupt­bahn­hof. Spä­ter hat man her­aus­ge­fun­den, dass der Radi­us zu eng bemes­sen war. Im Prin­zip eine Übungs­auf­ga­be für Sei­fen­kis­ten-Renn­be­geis­ter­te, wenn sie das Spiel des Seil­zugs aus­rech­nen, um nicht in den Heu­bal­len zu lan­den. Bis jetzt haben wir aller­dings nicht her­aus­fin­den kön­nen, ob die Deut­sche Bahn AG mit die­ser Akti­on für ein biss­chen Schmun­zeln in der Pres­se sor­gen woll­te, um davon abzu­len­ken, dass der neue Stutt­gar­ter Bahn­hof wegen brand­schutz­tech­ni­scher Unzu­läng­lich­kei­ten kom­plett neu geplant wer­den muss. Was für das Archi­tek­tur­bü­ro Ingen­ho­ven eine wei­te­re gro­ße Her­aus­for­de­rung ist und die Bau­kos­ten der Hoch­ge­schwin­dig­keitstras­se zwi­schen Mont­pel­lier und Bra­tis­la­wa um eine wei­te­re Mil­li­ar­de ver­teu­ert. Nach dem Volks­ent­scheid gera­de ein­mal eine Rand­no­tiz. Der­weil sich der Schwa­be beim Umstei­gen von der S‑Bahn aus  der Can­stat­ter Kur­ve in die Gäu-Bahn die Haa­re ein­zeln aus­rauft: „Auf­grund einer tech­ni­schen Stö­rung ….“ Ver­är­ger­te Kun­den, die sich im Fern­seh- oder Radio­in­ter­view kri­tisch zur Bahn äußern, müs­sen aller­dings damit rech­nen, dass weder sie selbst noch die nähe­ren Fami­li­en­an­ge­hö­ri­gen und selbst Nef­fen und Groß­nich­ten – falls sie sich denn um eine Stel­le bei der DB bewer­ben – genom­men wer­den. Auch Wit­ze­lei­en über Ver­spä­tun­gen, Schä­den an Rad­la­gern oder Ach­sen soll­ten nicht gleich auf You­tube ver­ewigt wer­den. Seit der Daten­af­fä­re 2009 wis­sen wir, dass man bei der Per­so­nal­re­cher­che IT-mäßig ganz was Beson­de­res drauf hat.

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Energiewende

Nein, nein. Es ist nicht so wie Sie es den­ken: Grund­pfei­ler der Markt­wirt­schaft ist nicht die Ener­gie, also Koh­le, Erd­öl oder Strom oder Gas. Grund­la­ge unse­res Wohl­stan­des ist das Gesetz vom abneh­men­den Grenz­ertrag. Schon mal gehört? Für die Bier­trin­ker unter uns bedeu­tet das zum Bei­spiel, dass das ers­te Glas schön kühl und erfri­schend ist. Even­tu­ell das zwei­te auch noch. Das drit­te schon nicht mehr so ganz usw. All­ge­mein kann man sagen: Jedes wei­te­re Glas bringt rela­tiv weni­ger Erfri­schung als das vor­her­ge­hen­de. Bei den meis­ten ist nach rund 10 Glä­sern defi­ni­tiv Schluss. Eini­ge weni­ge schaf­fen es mit etwas Aus­dau­er bis direkt unter die Brü­cke. Genau umge­kehrt funk­tio­niert das mit den Grenz­kos­ten. Pro­du­ziert der Bier­her­stel­ler nur ein Glas Bier, ver­rech­net er die gan­zen Kos­ten für die Brau- und die Abfüll­an­la­ge auf das eine Glas, dann kos­tet das genau 1.000.000 €. Schafft die Anla­ge aber 1.000.000 Glä­ser bei Voll­aus­las­tung, kos­tet das Glas Bier nur noch 1 €. Sie möch­ten wis­sen, was das mit der Ener­gie­wen­de zu tun hat? Da las­sen wir Sie gar nicht lan­ge hän­gen. Ver­kauft der Bier­her­stel­ler z. B. nur 500.000 Kilo­watt­stun­den, kos­tet die Stun­de nach Adam Opel exakt 2 €. Ver­kauft er jetzt nur noch – z. B. weil alle Hart­z4-Haus­hal­te per Strom­spar-Fern­se­her mit einer Bild­schirm­dia­go­na­le von 305 Zen­ti­me­tern Sky gucken und gleich­zei­tig nur noch mit Strom­spar-Glüh­strah­lern das Wohn­zim­mer aus­leuch­ten – 250.000 Kilo­watt­stun­den, dann kos­tet die Kilo­watt­stun­de immer­hin 4 € und damit vier Mal so viel, als wenn alle sau­fen wie gedopt. Das Bei­spiel ist zwar nicht wirk­lich vor­bild­lich im erzie­he­ri­schen Sin­ne aber zumin­dest ver­steht das (fast) jeder. Bis auf den Ener­gie­mi­nis­ter. Der geht Milch­mäd­chen rech­nen­der Wei­se davon aus, das weni­ger Ver­brauch zu sin­ken­den Kos­ten für den Strom-Ver­brau­cher führt. Wo hat er das denn her? So wis­sen wir zwar, dass Juris­ten ein – wie sol­len wir sagen – Theo­rie las­ti­gen Blick aufs wirk­li­che Leben haben. Inso­fern ist Peter Alt­mai­er eini­ger­ma­ßen ent­las­tet. Aber die ande­ren aus der Uni­on hät­ten ihm das doch sagen müs­sen oder er hät­te ein­fach mal so ein biss­chen in Lud­wig Erhards „Wohl­stand für alle“ her­um­blät­tern sollen.

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ERGO

Zunächst ein­mal zum Ange­neh­men: Ergo ist ein ziem­lich unüber­sicht­li­cher Ver­si­che­rungs­kon­zern rund um die ehe­ma­li­ge Ham­burg-Mann­hei­mer (Herr Kai­ser) und ein Kind der „Munich Re“ und macht immer­hin 20 Mrd. Euros aus Ver­si­che­rungs­bei­trä­gen. Der Vor­stands­vor­sit­zen­de Chris­ti­an Died­rich ist Jurist und ver­dient rund 5 Mio. Euros. Putz­ar­bei­ten in der Düs­sel­dor­fer Zen­tra­le wer­den gestaf­felt ver­gü­tet. In den Stock­wer­ken 1 bis 15 gibt es den Min­dest­lohn für Leih­ar­bei­ter in der Bran­che Gebäu­de­rei­ni­gung. Der liegt der­zeit bei 8,82 € pro Stun­de. In den Stock­wer­ken 16 bis 32 gibt es einen Abschlag von 15 %. Weil hier oben die Aus­sicht so schön ist und von der Stech­uhr bis hier hoch schon mal 15 Minu­ten auf der Trep­pe ver­trö­delt wer­den. Einen Extra-Auf­zug für Putz­kräf­te gibt es näm­lich nicht. Die müs­sen zu Fuß hoch. In den Eta­gen ganz oben, wo die Luft dünn, schwei­negut (ent­schul­di­gen Sie) ver­dient wird und die Ries­ter-Ver­trä­ge umge­schrie­ben wer­den, darf noch nicht ein­mal der Weih­nach­stmann und schon gar­nicht der Staats­an­walt von drau­ßen rein. So weit der schö­ne Teil der Sache. Da sind dann noch die 20.000 haupt­amt­li­chen Ver­tre­ter. Die müs­sen ja auch irgend­wie belus­tigt wer­den. Die 100 bes­ten von ihnen bekom­men jedes Jahr eine beson­de­re Auf­merk­sam­keit. Man lässt sich da immer etwas Beson­de­res ein­fal­len. Etwa einen Opern­abend in Nea­pel oder ein Wochen­en­de­aus­flug nach Madrid, um end­lich ein­mal die wirk­lich tol­len Muse­en der Stadt (Hagia Sophia) ken­nen zu ler­nen. Kul­tur kann ja nie scha­den. 2011 war man in Buda­pest. Nach dem Alt­stadt-Rund­gang – so jeden­falls die offi­zi­el­le Ver­si­on des eigens dafür ein­ge­setz­ten inter­nen Unter­su­chungs­aus­schus­ses – wur­den eine klei­ne Grup­pe haupt­amt­li­cher Ver­tre­ter von jun­gen Unga­rin­nen wahr­schein­lich wegen ihrer adret­ten Erschei­nun­gen ange­spro­chen. Da aus sprach­li­chen Grün­den eine Ver­stän­di­gung kaum mög­lich war, kam es zu Miss­ver­ständ­nis­sen – wor­aus sich dann die sog. Sex­par­ty-Affä­re ent­wi­ckeln konn­te. Fest steht, dass eini­ge der anwe­sen­den Hos­tes­sen blaue und ande­re rote Arm­bänd­chen tru­gen. Nun bestand die Auf­ga­be der jun­gen Drü­cker­ko­lon­ne dar­in her­aus­zu­fin­den, was den Unter­schied aus­macht. Nach nur 5 Minu­ten war das Rät­sel gelöst. Gar nicht dumm die Jungs. Rein steu­er­recht­lich war die Sache nicht zu bean­stan­den. Die dafür fäl­li­gen 83.000 € durf­ten sozu­sa­gen anstands­los als Betriebs­aus­ga­ben für Heli­ko­pter-Rund­flü­ge abge­setzt wer­den. Kein Pro­blem. Spä­ter hat man dann noch her­aus­ge­fun­den, dass die Beloh­nung in Form von Sex auch schon auf diver­sen Füh­rungs­se­mi­na­ren am Zürich-See prak­ti­ziert wur­de. Erfin­der die­ses Ent­loh­nungs-Sys­tems soll übri­gens der Deut­sche Max Herold gewe­sen sein. Als der sei­ne ers­ten, müh­sam ver­dien­ten Pro­vi­sio­nen in den Bor­del­len Jamai­kas ver­prass­te, war ihm klar: Das ist die ein­zig wah­re Ent­loh­nung für den all­täg­li­chen Wahn­sinn an der Versicherungsfront.

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FC Bayern München AG

Es war am 27. Febru­ar im Jahr 1900 als 11 tap­fe­re Män­ner die Mit­glie­der­ver­samm­lung des MTV Mün­chen total frus­triert ver­lie­ßen, sich nach Schwa­bing ins Restau­rant Gise­la absetz­ten und aus lau­ter Frust den FC Bay­ern Mün­chen grün­de­ten. Bes­ser hät­te Hoe­ness das auch nicht insze­nie­ren kön­nen. Mit den Ver­eins­far­ben – wie sonst – weiß­blau – und einem beschei­de­nen Mit­glieds­bei­trag von einer Reichs­mark. 1902 gab es das ers­te Münch­ner Deby gegen die Löwen. Die Bay­ern sieg­ten 3:0. 1906 spiel­ten sie in wei­ßen Tri­kots und roten Hosen und wur­den fort­an nur noch die Rot­ho­sen genannt. Das ist lan­ge her. Aber der ein oder ande­re von unse­ren Lesern erin­nert sich sicher noch an den wie­sel­flin­ken rech­ten Flü­gel­flit­zer „Gabe­rl“ Gablon­sky. Dann kam schon gleich Becken­bau­er, der zuvor noch beim SC Mün­chen 1906 kick­te und dann wech­seln woll­te. Und zwar zum Bun­des­li­gis­ten TSV 1860 und nicht zum Regio­nal­li­gis­ten FC Bay­ern. Dann schlug das Schick­sal zu: In einem Spiel sei­nes SC Mün­chen gegen die Löwen kam es zu eine paar häss­li­chen Sze­nen. Einer der TSV-Spie­ler ver­pass­te Becken­bau­er eine Ohr­fei­ge. Was den dazu ver­an­lass­te, in Zukunft doch die Stie­fel für den FC Bay­ern zu schnü­ren. Nicht aus­zu­den­ken, was über Mün­chen gekom­men wäre, wenn der Kai­ser damals in der Grün­wäl­der Stra­ße unter­schrie­ben hät­te. Unter­des­sen ist der FC Bay­ern eine welt­wei­te Mar­ke. Wobei sich die eine Hälf­te des Publi­kums freut und kaputt lacht, wenn den Bay­ern wie­der ein­mal die Leder­ho­sen aus­ge­zo­gen wer­den. Z. B., wie damals in Bar­ce­lo­na als sie eigent­lich schon gegen Manu gewon­nen hat­ten, aber in den letz­ten zwei Minu­ten der Nach­spiel­zeit doch noch ver­lo­ren – also das Unmög­li­che doch noch mög­lich mach­ten. Die ande­re Hälf­te trau­ert dann minu­ten­lang, um sich bei Weiß­bier und Brezn unterm blau-wei­ßen Him­mel tage­lang die Kan­te zu geben. An die­ser Freind­schaft der Fans hat sich bis heu­te nichts geän­dert. Dar­an wird sich auch nichts ändern, auch wenn  unter­des­sen Adi­das und Audi  jeweils 9,09 % der Akti­en an der FC Bay­ern Mün­chen AG (Amts­ge­richt Mün­chen HRB 140475) besit­zen, Klo­se sich wei­ger­te, mit Adi­das zu kicken, und Mat­ze Sam­mer das sagen hat. Umsatz 350 Mio. Euros (2012). Kon­zern­ge­winn so um die 10 bis 20 Mio. soll es laut Auf­sichts­rats-Chef Hoe­ness schon sein. Dazu kom­men noch die Über­schüs­se aus der Alli­anz Are­na Mün­chen Sta­di­on GmbH, der Are­na One GmbH und der E.ON Faci­li­ty Manage­ment Alli­anz Are­na . Solan­ge es der Fan zahlt, haben wir damit kei­ner­lei Pro­ble­me. Wäre natür­lich eine schö­ne Sache, wenn die auch mal wie­der fuß­bal­le­risch was zusam­men krie­gen wür­den und nicht immer so lan­ge vor dem Tor rummachen.

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Peer Steinbrück

KfW, Frank­furt

Unser Usti­nov der Poli­tik. Mut­ter Ilse war Dänin und sein Urgroß­on­kel hieß Adel­bert Del­brück und war Mit­be­grün­der der Deut­schen Bank. Mit schlap­pen 21 Jah­ren erlang­te Peer die Hoch­schul­rei­fe an einem Ham­bur­ger Wirt­schafts­gym­na­si­um. Lei­der war nicht ganz klar in Erfah­rung zu brin­gen, was er in den drei über­hän­gi­gen Jah­ren gemacht hat. Kri­ti­ker behaup­ten, er hät­te gebrauch­te Mer­ce­des Limou­si­nen nach Tehe­ran über­führt und sich dabei aus­führ­lich zum ori­en­ta­li­schen Bak­schisch-Sys­tem infor­miert. Sein per­sön­li­cher Bio­graf dage­gen behaup­tet, Peer sei ein mise­ra­bler Schü­ler gewe­sen, muss­te mehr­mals die Schu­le wech­seln und ist zwei­mal durch­ge­fal­len. Das impo­niert uns und lässt das Start­pa­ket des ein oder ande­ren Migra­ti­ons­schü­lers in hoff­nungs­fro­hem Licht erschei­nen. Das gehört hier aber nicht hin. Wie dem auch sei: Sein Volks­wirt­schafts­stu­di­um absol­vier­te er in für dama­li­ge Zei­ten rekord­ver­däch­ti­gen 12 Semes­tern. Gegen Ende der Sech­zi­ger ging es ja nicht ohne Zweit­stu­di­um und eini­gen Feri­en­se­mes­tern. Falsch ist, dass er ein­mal den Satz „Die Ren­ten sind sicher“ gesagt haben soll (Das war Blüm). Von ihm stammt „Die Ban­ken sind sicher“ – was sich dann aber im Fal­le der Hypo Real Estate als nicht ganz zutref­fend erwie­sen hat. Auch der legen­dä­re Satz „Ihre Ein­la­gen sind sicher“ ist viel­leicht für die Befuß­ung rich­tig. Alle Lebens­ver­si­cher­ten haben aber defi­ni­tiv weni­ger in der Tasche. Spaß bei­sei­te: Die Zeit­schrift Cice­ro hat­te Peer schon am 21. Sep­tem­ber 2012 zum Kan­di­da­ten gekürt. Die Demen­tis schwirr­ten nur noch kurz durch die Repu­blik. Jetzt kann er dem Volk zei­gen, dass er nicht nur ein guter Wit­ze-Erzäh­ler ist. Sei­ne Uto­pie heißt Nor­ma­li­tät und das bedeu­tet im O‑Ton: „Das welt­wei­te Han­dels­vo­lu­men an den Finanz­märk­ten liegt bei unge­fähr 4.400 Bil­lio­nen US-Dol­lar und ist damit über 70mal so groß wie die jähr­li­che welt­wei­te Wirt­schafts­leis­tung“. Das will er drehen.