Anforderungen an die Geschäftsführung: Den Wandel managen + Geschäftsführer-Gehälter 2014: Mit + 6,4 % gut im Plus+ Geschäftsführer privat: So legen Sie Vorsorge-Verfügungen sicher ab+ Betriebs-Kontrolle: Finanzbehörden nutzen den Mindestlohn + Terminsache: Kirchensteuer-Abfrage bis 30.11.2014 verlängert + Steuerprüfung: BW verkürzt Prüfungs-Turnus für mittelgroße Betriebe + Personal: Mehr Spielraum mit Praktikanten + Haftung: Nächstes Kapitel im Fall Teldafax + BISS …
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Nr. 44/2014
Freiburg 31.10.2014
Sehr geehrte Geschäftsführer-Kollegin, sehr geehrter Kollege,
dass Geschäftsführer stets „auf Ballhöhe“ sein müssen, belegt Prof. Horst Wildemann von der Technischen Hochschule (TH) München mit seinen jüngsten Ausführungen zu den Anforderungen an ein modernes Management. Zugleich ist das ein Streifzug durch die Management-Themen und Management-Literatur der letzten Jahrzehnte.
Der Reihe nach: Die Zeiten, in denen die Optimierung der Produktion (Kaizen, Just-in-time, KVP) im Vordergrund stand, sind gezählt. In fast allen Unternehmen wurden in den letzten Jahren die Etats für Forschung und Entwicklung stetig aufgestockt – auch die sog. Innovations-Offensive ist in den meisten Betrieben umgesetzt. Die Erkenntnis, dass gute Mitarbeiterführung ein wichtiges Invest in die Resource „Köpfe“ ist, ist auch in der Praxis angekommen. In vielen Unternehmen musste die Geschäftsführung die Finanzierung neu aufstellen – weg von der Bankenfinanzierung zu flexiblen Finanzierungs-Instrumenten und zugleich ein Umdenken vom Shareholder-Value zum Stakeholder-Value.
Jüngste Herausforderung war und ist die Globale Wirtschaft unter digitalen Bedingungen. Gute Geschäftsführung beschränkt Krisen-Management und Stresstests nicht mehr nur auf Rezessionszeiten sondern sieht diese Herausforderung als permanentes Szenario. Ganz entscheidend für die Zukunft von Unternehmen ist das Aufspüren von Wachstumspotenzialen auf der Basis systematischer Innovationscluster.
Geschäftsführer-Gehälter 2014: Mit + 6,4 % gut im Plus
Der durchschnittliche Geschäftsführer ist männlich, 51 Jahre alt und verdient 146.412 € im Geschäftsjahr 2014. Das sind 6,4 % mehr als im Vorjahr. So das Ergebnis der aktuellen Geschäftsführer Vergütungs-Studie der BBE Media. Diese Zahlen dienen auch den Finanzbehörden als Orientierungsgröße, wenn die steuerliche Angemessenheit des Geschäftsführer-Gehalts geprüft wird (vgl. Nr. 47/2013).
Entscheidend für die Angemessenheit ist die Unternehmensgröße und hier an erster Stelle der Umsatz. Die BBE-Studie ermittelt für Unternehmen mit einem Umsatz < 5 Mio. EUR einen Durchschnittswert (hier: Median = 50 % verdienen mehr und 50 % verdienen weniger) für die Jahres-Gesamt-Bezüge von 143.000 €. Für Unternehmen mit einem Umsatz > 25 Mio. € ermittelt die Studie 331.000 € an Geschäftsführer-Gehalt. Ausführliche Vergleichszahlen nach Branchen gibt es > Hier anklicken.
Die Studie weist für Geschäftsführer im Einzelhandel gegenüber dem Vorjahr (98.000 €) eine überdurchschnittliche Steigerung um fast 30 % auf 130.000 €. Der Einzelhandel rangierte in den letzten Jahren am Ende der Skala (vgl. Nr. 47/2012).
Sie brauchen ein Gehalts-Kurzgutachten für 2015 > Hier anklicken
Geschäftsführer-Vergütung 2014 nach Branchen:
Branche | Festgehalt | Tantieme | Gesamt-Gehalt |
Industrie | 127.000 | 35.000 | 162.000 |
Großhandel | 128.000 | 27.000 | 155.000 |
Dienstleistung | 117.000 | 22.000 | 139.000 |
Einzelhandel | 105.000 | 25.000 | 130.000 |
Handwerk | 102.000 | 20.000 | 122.000 |
Quelle: BBE Media Geschäftsführer-Vergütungs-Studie 2014, gerundet auf Tsd. EUR
Geschäftsführer privat: So legen Sie Vorsorge-Verfügungen sicher ab
Mit der Vorsorgevollmacht können Privatpersonen bestimmen, welche Personen Sie im Vorsorgefall vertreten und welche vorsorglichen Maßnahmen Sie verfügt haben. Problem: Haben Sie keinen Hausanwalt, der Ihre Papiere ordnet und hinterlegt, und wissen die Angehörigen nicht Bescheid über die Ablage, kann das bei der Umsetzung Ihres Willens zu unnötigen Verzögerungen bis hin zur (unbeabsichtigten aber auch einer beabsichtigten) Unauffindbarkeit führen. Dieses Risiko können Sie ausschließen. Sie können Ihre Vorsorgevollmacht im zentralen Vorsorgeregister der Bundesnotarkammer eintragen.
Vorteil: Die Eintragung erleichtert das Auffinden einer bestehenden Vollmacht (Patientenverfügung, Betreuungsverfügung) im Versorgungsfall. Eine rechtlich verbindliche Umsetzung ist damit sichergestellt.
Betriebs-Kontrolle: Finanzbehörden nutzen den Mindestlohn
Um den Mindestlohn zu kontrollieren, werden die Zollbehörden ab 2015 personell kräftig aufrüsten. Und zwar um 1.600 Stellen. Davon sind bislang nur wenige besetzt (vgl. auch Nr. 36/2014). Bis spätestens 2019 wird das zusätzliche Personal aber bereit stehen. Die Mindestlohn-Kontrollen werden umgehend auch die Finanzbehörden auf den Plan rufen. Und zwar mit der Lohnsteuer-Nachschau. Die rechtlichen Vorgaben für dieses Kontrollinstrument wurden zum 30.6.2013 geschaffen. Im Gegensatz zu einer üblichen Betriebsprüfung, kann die Lohnsteuer-Nachschau sofort und ohne Vorankündigung in den Räumen des Betriebs durchgeführt werden.
Terminsache: Kirchensteuer-Abfrage bis 30.11.2014 verlängert
Ab 2015 müssen alle GmbHs bei Gewinnausschüttungen an den Gesellschafter neben der Abgeltungssteuer und dem Solidaritätszuschlag zusätzlich auch die Kirchensteuer einbehalten und ans Finanzamt abführen. Gesellschafter, die keiner Kirche angehören und keine Kirchsteuer zahlen wollen, konnten einen Sperrvermerk an das Bundeszentralamt für Steuern (BZSt) erreichen. Dazu waren und sind Fristen zu beachten: Wollen Sie für Gewinnausschüttungen 2015 keine Kirchensteuer abführen, mussten die Gesellschafter diesen Sperrvermerk spätestens bis zum 30.06.2014 bei der Behörde melden (vgl. Nr. 17/2014).
Prüfung: BW verkürzt Prüfungs-Turnus für mittelgroße Betriebe
Ab Januar 2015 müssen die ca. 8.400 Unternehmen in Baden-Württemberg, die einen Jahresumsatz > 10 Mio. EUR erwirtschaften damit rechnen, dass der Prüfungs-Turnus um 20 % abgesenkt wird. Sie müssen alle 3 bis 4 Jahre mit einer Betriebsprüfung rechnen. Laut Wirtschaftsminister Niels Schmid (SPD) hat sich im Pilotversuch bestätigt, dass die Kapazitäten durch eine bloße Umorganisation der Betriebsprüfung bereitgestellt werden (FM BW, Projekt „Zeitnahe Betriebsprüfung“, PM vom 20.10.2014).
Personal: Mehr Spielraum mit Praktikanten
Leistet der Praktikant während eine sozialversicherungsrechtlich geprägten Praktikantenverhältnisses teilweise reguläre Arbeitstätigkeiten, kann daraus nicht abgeleitet werden, dass ein Beschäftigungsverhältnis zustande gekommen ist. Auch dann nicht, wenn der Praktikantenvertrag von ursprünglich einem Monat auf bis 7 Monaten verlängert wird (LAG Hamm, Urteil vom 17.10.2014, 1 Sa 664/14).
Haftung: Nächstes Kapitel im Fall Teldafax
Nach einem Urteil des Landgerichts Köln muss der Teldafax-Sponsor-Partner Bayer Leverkusen den Gläubigern des Kommunikationsunternehmens 16 Mio. EUR Sponsorengelder zurückzahlen. Der Vertrag zwischen dem Sponsor und Teldafax war erst wenige Tage vor der Insolvenzanmeldung gekündigt worden. Zu spät, wie das Landgericht jetzt bescheinigte (Landgericht Köln, Urteil vom 22.10.2014, 26 O 140/13 u. a.).
Lothar Volkelt
Dipl. Volkswirt, Chefredakteur + Herausgeber