Kategorien
Volkelt-Briefe

Aktuell: Finanzämter müssen Verzugszinsen zurückzahlen

Das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt hat ent­schie­den: Die Ver­zin­sung von Steu­er­nach­for­de­run­gen und Steu­er­erstat­tun­gen mit jähr­lich 6 % ab dem Jahr 2014 ist ver­fas­sungs­wid­rig. Fol­ge: Danach müs­sen die Finanz­äm­ter zu 6 % – ver­zins­te Steu­er­nach­for­de­run­gen ab dem Jahr 2019 zurück­er­stat­ten. Der Gesetz­ge­ber ist auf­ge­for­dert, bis spä­tes­tens 2022 eine ent­spre­chen­de gesetz­li­che Kor­rek­tur vor­zu­neh­men (Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt, Beschluss v. 8.7.2021, 1 BvR 2237/14, 1 BvR 2422/17). 

Für die Pra­xis: Kur­ze eMail an den Steu­er­be­ra­ter, auf­zu­rech­nen, wie viel zu viel gezahlt wur­de und Ein­spruch gegen die Steu­er­be­schei­de ein­zu­le­gen. Auf­ge­passt: Umge­kehrt müs­sen Sie zu hohe Erstat­tun­gen zurückzahlen …

Das Gericht führt dazu aus:

Die Ver­zin­sung von Steu­er­nach­for­de­run­gen mit einem Zins­satz von monat­lich 0,5 % nach Ablauf einer zins­frei­en Karenz­zeit von grund­sätz­lich 15 Mona­ten stellt eine Ungleich­be­hand­lung von Steu­er­schuld­nern, deren Steu­er erst nach Ablauf der Karenz­zeit fest­ge­setzt wird, gegen­über Steu­er­schuld­nern, deren Steu­er bereits inner­halb der Karenz­zeit end­gül­tig fest­ge­setzt wird, dar. Die­se Ungleich­be­hand­lung erweist sich gemes­sen am all­ge­mei­nen Gleich­heits­satz aus Art. 3 Abs. 1 GG für in die Jah­re 2010 bis 2013 fal­len­de Ver­zin­sungs­zeit­räu­me noch als ver­fas­sungs­ge­mäß, für in das Jahr 2014 fal­len­de Ver­zin­sungs­zeit­räu­me dage­gen als ver­fas­sungs­wid­rig. Ein gerin­ge­re Ungleich­heit bewir­ken­des und min­des­tens gleich geeig­ne­tes Mit­tel zur För­de­rung des Geset­zes­zwecks bestün­de inso­weit in einer Voll­ver­zin­sung mit einem nied­ri­ge­ren Zins­satz. Die Unver­ein­bar­keit der Ver­zin­sung nach § 233a AO mit dem Grund­ge­setz umfasst eben­so die Erstat­tungs­zin­sen zuguns­ten der Steu­er­pflich­ti­gen. Das bis­he­ri­ge Recht ist für bis ein­schließ­lich in das Jahr 2018 fal­len­de Ver­zin­sungs­zeit­räu­me wei­ter anwend­bar. Für ab in das Jahr 2019 fal­len­de Ver­zin­sungs­zeit­räu­me sind die Vor­schrif­ten dage­gen unan­wend­bar. Der Gesetz­ge­ber ist ver­pflich­tet, bis zum 31. Juli 2022 eine ver­fas­sungs­ge­mä­ße Neu­re­ge­lung zu treffen.

Aus dem Urteil (Leit­satz 3): „Die typi­sie­ren­de Fest­le­gung des Zins­sat­zes ist trotz grund­sätz­li­cher Ein­schät­zungs­prä­ro­ga­ti­ve des Gesetz­ge­bers nicht mehr zu recht­fer­ti­gen, wenn die­ser Zins­satz unter ver­än­der­ten tat­säch­li­chen Bedin­gun­gen oder ange­sichts einer ver­än­der­ten Erkennt­nis­la­ge weder durch die maß­stabs­bil­dend zugrun­de geleg­ten noch durch sons­ti­ge geeig­ne­te Kri­te­ri­en getra­gen ist”.

Kategorien
Archiv: Volkelt-Briefe

Volkelt-Brief 31/2014

The­men heu­te: Arbeit­ge­ber-Beur­tei­lun­gen: So ver­bes­sern Sie Ihr Rating +  Geschäfts­füh­rer-Tan­tie­me: FG Köln bremst Steu­er­prü­fer aus Ein­per­so­nen-GmbH: Kei­ne Regis­trie­rung gegen die Kichen­steu­er + Com­pli­ance: Höhe­re Buß­gel­der statt Unter­neh­mens­straf­recht + IHK-Pflicht­bei­trag: Kei­ne Chan­ce gegen den Gerichts­voll­zie­her + Fir­men­wa­gen: Weni­ger Lohn­steu­er für Lea­sing-Son­der­zah­lung + Haf­tung: Geschäfts­füh­rer haf­tet nicht für Wett­be­werbs­ver­stö­ße der GmbH + GmbH-Finan­zen: Neue EU-För­der­mit­tel für klei­ne­re Unter­neh­men + BISS

Kategorien
Volkelt-Briefe

Erbschaftsteuer-Entscheid des Verfassungsgerichts kommt in 2014

Unter­neh­mer, die ihren Betrieb nach den bis­lang noch gel­ten­den Vor­schrif­ten (weit­ge­hend) steu­er­frei auf die nächs­te Gene­ra­ti­on über­tra­gen wol­len, müs­sen „drauf­hal­ten“. Der BFH hält die… 

Kategorien
Volkelt-Briefe

Bundesverfassungsgericht überprüft die sog. Zinsschranke

Seit 1.1.2008 gilt die Zins­schran­ke (§ 8 KStG). Mit der Rege­lung soll­te die Pra­xis von inter­na­tio­nal täti­gen Kon­zern­ge­sell­schaf­ten aus­brem­sen wer­den, wonach mit groß­zü­gi­gen Gesell­schaf­ter-Dar­le­hen z. B. an ihre deut­schen Toch­ter-GmbHs Gewin­ne in Form von (steu­er­frei­en) Zin­sen aus Deutsch­land abge­zo­gen wer­den konn­ten. Die­se Rege­lung war aber seit der Ein­füh­rung mit der Unter­neh­men­steu­er­re­form 2008 höchst umstrit­ten. Jetzt hat der Bun­des­fi­nanz­hof (BFH) in einem Ver­fah­ren um die Zins­schran­ke dem Antrag einer Immo­bi­li­en-Gesell­schaft auf vor­läu­fi­gen Rechts­schut­zes statt­ge­ge­ben (BFH, Beschluss vom 13.3.2012, I B 111/11). Hier ging es um die Fra­ge, ob die für Kör­per­schaf­ten gel­ten­de Rück­aus­nah­me von der sog. Stand-alo­ne-Klau­sel ver­fas­sungs­ge­mäß aus­ge­stal­tet ist. Der Bun­des­fi­nanz­hof bezwei­felt das. Im Ver­fah­ren geht es nicht um die grund­sätz­li­che Ver­fas­sungs­wid­rig­keit der gesam­ten Zins­schran­ken-Klau­sel. Viel­mehr muss das Ver­fas­sungs­ge­richt prü­fen, ob die Reich­wei­te der Zins­schran­ke nicht zu weit greift, weil davon auch üblich inlän­di­sche Finan­zie­run­gen durch her­kömm­li­che bürg­schafts­ge­si­cher­te Dar­le­hen erfasst wer­den. Begrün­dung: Bei sol­chen Finan­zie­run­gen fließt kein Geld ins Aus­land ab. Es spricht Eini­ges dafür, dass der Gesetz­ge­ber nach­bes­sern muss. Die Chan­cen für eine Ent­las­tung inlän­di­scher Finan­zie­run­gen ste­hen u. E. gut. Ach­ten Sie dar­auf, dass sol­che Steu­er­ver­an­la­gun­gen offen blei­ben, ggf. soll­te der Steu­er­be­ra­ter Ein­spruch ein­le­gen und auf das Ver­fah­ren vor dem Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt verweisen.

Kategorien
Aktuell

Werbungskostenabzug für häusliches Arbeitszimmer betrifft auch GmbH/UG-Geschäftsfüher

Das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt (BVerfG) hat – die Tages­pres­se hat dazu berich­tet – die Rege­lung zur steu­er­li­chen Behand­lung der Kos­ten für ein häus­li­ches Arbeits­zim­mer gekippt. Nach der der­zeit gel­ten­de Rege­lung wer­den die Kos­ten für ein häus­li­ches Arbeits­zim­mer nur aner­kannt wird, wenn der über­wie­gen­de Teil der beruf­li­chen Tätig­keit dort aus­ge­übt wird. Der Gesetz­ge­ber muss jetzt rück­wir­kend ab 1. Janu­ar 2007 eine Neu­re­ge­lung beschlie­ßen (BVerfG, Urteil vom 7.7.2010, 2 BvL 13/09).

Betrof­fen sind davon in ers­ter Linie Leh­rer, Jour­na­lis­ten und vor allem sol­che Beru­fe, für die kein ande­rer Arbeits­platz regel­mä­ßig zur Ver­fü­gung steht. Das trifft aber auch für den GmbH/UG-Geschäfts­füh­rer zu, .…