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Archiv: Volkelt-Briefe

Volkelt-Brief 01/2017

Volkelt-FB-01Wahl­kampf: Ober­gren­zen auch für Geschäfts­füh­rer-Gehäl­ter? + GmbH-Steu­ern: Die TOPs für das nächs­te Steu­er­be­ra­ter-Gespräch + GmbH-Gesell­schafts­ver­trag: Der Schieds­rich­ter hat immer Recht + GmbH-Recht: Bestel­lung zum Geschäfts­füh­rer ver­pflich­tet ACHTUNG: Unan­ge­mel­de­te Kas­sen-Nach­schau kommt 2018 + Rund­funk-Bei­trä­ge: Sixt nimmt noch eine Run­de + BISS

 

 

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Frei­burg, 5. Janu­ar 2017

Sehr geehr­te Geschäfts­füh­rer-Kol­le­gin, sehr geehr­ter Kollege,

Sie erin­nern sich: Im Jahr 2003 hat der Bun­des­fi­nanz­hof (BFH) die sog. 25 % – Regel für Tan­tie­me-Zah­lun­gen an den GmbH-Geschäfts­füh­rer gekippt (BFH, Urteil vom 4.6.2003, I R 24/02). Damit war der Weg frei, dass sich Geschäfts­füh­rer mehr als 25 % ihres Gehal­tes als Gew­inn­tan­tie­me aus­zah­len konn­ten, ohne dass das Finanz­amt die­se Zah­lung als ver­deck­te Gewinn­aus­schüt­tung zusätz­lich besteu­ern konn­te. Aus betriebs­wirt­schaft­li­cher Sicht war die­ses Urteil ein Mei­len­stein hin zur Leis­tungs­ver­gü­tung. Vie­le GmbH-Gesell­schaf­ter (-Geschäfts­füh­rer) haben die­se Mög­lich­keit genutzt und somit ihre GmbH zugleich vor hohen Fest­ge­halts-Ansprü­chen des Geschäfts­füh­rers in wirt­schaft­lich schlech­ten Zei­ten geschützt.

Jetzt – wie zuletzt zur Bunds­tags­wahl 2013 (vgl. Nr. 28/2012) – for­miert sich wie­der die Front für eine Betriebs­aus­ga­ben-Abzugs-Ober­gren­ze für Mana­ger Gehäl­ter bis 500.000 €. Zusätz­li­che For­de­rung der SPD: Der Boni/­Tan­tie­me-Gehalts­an­teil darf maxi­mal 50 % der Gehalts-Ober­gren­ze betra­gen (statt der alten 25 % Finanz­amts-Regel). Unterm Strich wür­de das bedeu­ten, dass maxi­mal 750.000 € für einen Vor­stan­d/GmbH-Ge­­schäfts­­­füh­rer als Betriebs­aus­ga­be aner­kannt wer­den. Dar­über hin­aus gehen­de Zah­lun­gen wer­den dann – neben der Lohn- bzw. Ein­kom­men­steu­er des Geschäfts­füh­rers – mit GmbH-Gewinn­steu­ern (KSt, Soli, GewSt) belas­tet. Das macht eine zusätz­li­che Besteue­rung um rund 30 % aus, ins­ge­samt ent­spricht das einer Besteue­rung bis zu 80 %. Das wird kei­ner zah­len wol­len bzw. kein GmbH-Steu­er­bra­ter guten Gewis­sens mitmachen!

Die­se Plä­ne sind – wie gesagt – nicht neu. Bereits 2013 gab er eine Initia­ti­ve ROT/GRÜN in die­se Rich­tung. In der immer här­ter geführ­ten Ver­tei­lungs-/Neid-Dis­kus­si­on dürf­te eine Decke­lung durch­aus eine rea­lis­ti­sche Opti­on für eine ROT/ROT/ GRÜNE Koali­ti­ons­ver­ein­ba­rung sein. Das SPD-Finanz­aus­schuss-Mit­glied Joa­chim Poß geht sogar soweit in die Offen­si­ve, dass eine sol­che Rege­lung kei­nes­falls nur auf den Ban­ken­sek­tor beschränkt blei­ben dür­fe, son­dern unbe­dingt auch ande­re Wirt­schafts­be­rei­che ein­be­zo­gen wer­den müs­sen. Soll­te eine sol­che Rege­lung kom­men, ist davon aus­zu­ge­hen, dass die­se nicht als frei­wil­li­ge Rege­lung oder Com­­pli­ance-Vor­ga­be, son­dern als fak­ti­sche gesetz­li­che steu­er­li­che Vor­schrift für alle Unter­neh­men kom­men wird.

GmbH-Steuern: Die TOPs für das nächste Steuerberater-Gespräch

Mit Jah­res­be­ginn 2017 müs­sen Sie wie­der eine gan­ze Rei­he von steu­er­li­chen und sozial­versicherungsrechtlichen Ände­run­gen in der GmbH umset­zen. Die meis­ten Ände­run­gen betref­fen die Lohn­ab­rech­nung. Hier eine Über­sicht der Sach­ver­hal­te, für die Sie in der GmbH ab 1.1.2017 neue Lösun­gen umset­zen müssen:

  • Steu­er­li­che Aus­wir­kun­gen aus dem Jah­res­steu­er­ge­setz 2017: Das betrifft die Anhe­bung der steu­er­li­chen Frei­be­trä­ge und den Aus­gleich der kal­ten Pro­gres­si­on, vgl. dazu die aktua­li­sier­ten Wer­te in den Lohn­steu­er­ta­bel­len (Quel­le: Jah­res­steu­er­ge­setz 2017 mit Rück­wir­kung zum 1.1.2017).
  • Neue Sach­be­zugs­wer­te: Mit dem 1.1.2017 gel­ten neue Sach­be­zugs­wer­te für die Abrech­nung von Früh­stück (monat­lich: 51 €), Mit­tag­essen (95 €) und Abend­essen (95 €). Die Sät­ze für eine Unter­brin­gung (Über­nach­tung) blei­ben unver­än­dert (BMF-Schrei­ben vom 8.12.12016, IV C 5 – S 2334/16/10004).
  • Rei­se­kos­ten: Ab 1.1.2017 gel­ten neue steu­er­li­che Regeln für Aus­lands­rei­sen – das betrifft die Pausch­be­trä­ge für Ver­pfle­gungs­mehr­auf­wen­dun­gen und Über­nach­tungs­kos­ten in zahl­rei­chen Län­dern (BMF-Schrei­ben vom 14.12.2016, IV C 5 – S 2353/08/100006:007).
  • Die neu­en Eck­wer­te für die Sozi­al­ver­si­che­rung: Das betrifft die Bei­trags­be­mes­sungs­gren­ze für und die Ren­ten­ver­si­che­rung (monat­lich 6.350/West bzw. 5.700/Ost), die Pfle­ge­ver­si­che­rung, die gesetz­li­che Kran­ken­ver­si­che­rung (jeweils monat­lich: 4.350 €), den Bei­trags­zu­schuss für Arbeit­ge­ber (7,3 % maxi­mal 317,55 €) und den Bei­trags­satz zur Arbeits­lo­sen­ver­si­che­rung (3,0 %).
  • Ver­län­ge­rung der steu­er­li­chen För­de­rung für Flücht­lings­hil­fen: Alle steu­er­li­chen Maß­nah­men zur För­de­rung von Flücht­lin­gen (ver­ein­fach­ter Spen­den­nach­weis, Zuwen­dun­gen als Spon­so­ring-Maß­nah­me von Unter­neh­men, Behand­lung von Arbeits­lohn­spen­den) wer­den unver­än­dert bis zum 31.12.108 ver­län­gert (BMF-Schrei­ben vom 6.12.2016, IV C 4 – S 2223/07/0015:015).
  • Bewer­tung von betrieb­li­chen Ver­sor­gungs­zu­sa­gen: Nach eini­gen BFH- und BAG-Urtei­len zur Zuläs­sig­keit von Pen­si­ons­zu­sa­gen an Gesell­schaf­ter-Geschäfts­füh­rer hat das BMF neue Vor­schrif­ten zur steu­er­li­chen Aner­ken­nung der Rück­stel­lun­gen erlas­sen. Prüf­punkt: das ver­ein­bar­te Pen­si­ons­al­ter. Hand­lungs­be­darf besteht für beherr­schen­de Gesell­schaf­ter-Geschäfts­füh­rer, für die Pen­si­ons­an­sprü­che bereits vor dem 65. Lebens­jahr ein­ge­räumt wer­den. Prüf­be­darf besteht auch bei Neu­ab­schlüs­sen für jün­ge­re Kol­le­gen ab 2016 (BMF-Schrei­ben vom 9.12.2016, IV C 6 – S 2176/07/10004:003).
  • Min­dest­lohn: Der gesetz­li­che Min­dest­lohn in Deutsch­land steigt zum 1.1.2017 um 4 % auf 8,84 €.

GmbH-Gesellschaftsvertrag: Der Schiedsrichter hat immer Recht

Ist im Gesell­schafts­ver­trag Ihrer GmbH eine sog. Schieds­klau­sel ver­ein­bart, dann hat die­se „Vor­rang“. Ist nach der Schieds­klau­sel vor­ge­se­hen, dass ein im Gesell­schafts­ver­trag benann­tes Schieds­ge­richt über Rechts­strei­tig­kei­ten in der GmbH bestimmt, dann ist das ver­bind­lich für alle Beteiligten.

Aus­nah­me: Die Streit­par­tei­en (hier: zwei Gesell­schaf­ter oder ein Gesell­schaf­ter ver­sus die GmbH ver­tre­ten durch ihren Geschäfts­füh­rer) ver­stän­di­gen sich ein­ver­nehm­lich dar­auf, den Kon­flikt von einem ordent­li­chen Gericht (in der Regel: Land­ge­richt am Sitz der Gesell­schaft) ent­schei­den zu las­sen. Das gilt nur aus­nahms­wei­se und nur für den ganz kon­kre­ten Streit­fall, für den das ordent­li­che Gericht ange­ru­fen wird. Das Schieds­ge­richt ist dann auch wei­ter­hin zustän­dig (Quel­le: BGH, Beschluss vom 7.7.2016, I ZB 45/15),

  • für alle ande­ren und neue Strei­tig­kei­ten, die zwi­schen der Gesell­schaft und den Gesell­schaf­tern entstehen,
  • das gilt auch für ver­gleich­ba­re Fäl­le, also wenn z. B. zwi­schen der GmbH und einem ande­ren Gesell­schaf­ter ein ähn­li­cher Kon­flikt z. B. um die Aus­schei­dens­mo­da­li­tä­ten aus­ge­tra­gen wer­den muss,
  • aber u. U. auch dann, wenn in dem ord­nungs­ge­mä­ßen Gerichts­ver­fah­ren Revi­si­on ein­ge­legt wird und es eine neue Ent­schei­dung über eine neue Rechts­fra­ge gibt.
Die­se Rechts­la­ge ist wich­tig für alle Unternehmer/Gesellschafter, die sich an einer bestehen­den GmbH/UG betei­li­gen wol­len. Ist da im Gesell­schafts­ver­trag ver­ein­bart, dass ein Schieds­ge­richt für Rechts­strei­tig­kei­ten zwi­schen der Gesell­schaft und den Gesell­schaf­tern ver­ein­bart ist, ist der Weg zu einem ordent­li­chen Gericht in der Regel ver­schlos­sen. Beach­ten Sie dann, wie das Schieds­ge­richt zusam­men­ge­setzt ist und wel­che Per­so­nen u. U. in einem Schieds­ver­fah­ren ent­schei­den wer­den. Ist z. B. eine Aus­schei­dens­klau­sel ver­ein­bart, nach der dem aus­schei­den­den Gesell­schaf­ter nur eine Abfin­dung unter­halb des tat­säch­li­chen und übli­chen Wer­tes (Ertrags­wert­ver­fah­ren) zusteht, kann er viel­leicht im Ver­fah­ren vor einem ordent­li­chen Gericht eine höhe­re Abfin­dung durch­set­zen. Im Ver­fah­ren vor dem haus­ei­ge­nen GmbH-Schieds­ge­richt dürf­te er deut­lich schlech­te­re Chan­cen auf Kor­rek­tur einer den aus­schei­den­den Gesell­schaf­ter benach­tei­li­gen­den Klau­sel im Gesell­schafts­ver­trag haben.

GmbH-Recht: Bestellung zum Geschäftsführer verpflichtet

Auch wenn der Geschäfts­füh­rer de fac­to ledig­lich als Stroh­mann ein­ge­setzt ist und der Gesell­schaf­ter die Geschäf­te tat­säch­lich allei­ne führt, bleibt die straf­recht­li­che Ver­ant­wor­tung beim Stroh­mann-Geschäfts­­­füh­rer (BGH, Beschluss vom 13.10.2016, 3 StR 352/16).

Bis­lang hat­te der Bun­des­ge­richts­hof (BGH) den Stroh­mann-Geschäfts­füh­rer z. B. im Fal­le einer Insol­venz­ver­schlep­pung nicht voll in die Haf­tung genom­men (vgl. Nr. 9/2015, BGH, Urteil vom 18.12.2014, 4 StR 323/14 und 4 StR 324/14). Im Urteil ging es um die Nicht-Abfüh­rung von Bei­trä­gen zur Sozi­al­ver­si­che­rung (Unter­schla­gung). Der fak­ti­sche Geschäfts­füh­rer muss eben­falls damit rech­nen, dass er straf­recht­lich belangt wer­den kann. Hat der Stroh­mann Kennt­nis über sol­che Ver­feh­lun­gen, soll­te er umge­hend sein Amt niederlegen.

ACHTUNG: Unangemeldete Kassen-Nachschau kommt 2018

Auf den letz­ten Drü­cker haben sich Bun­des­tag und Bun­des­rat doch noch auf einen gemein­sa­men Gesetz­ent­wurf gegen den Steu­er­be­trug mit Laden­kas­sen ver­stän­digt. Danach wird es ab 2020 eine Quit­tungs­pflicht (hier: Gas­tro­no­mie) geben, von der aller­dings Aus­nah­men auf Antrag mög­lich sind. Ach­tung: Die bis­lang erst für 2020 geplan­te Mög­lich­keit der Finanz­äm­ter, unan­ge­kün­digt Kas­sen­prü­fun­gen durch­zu­füh­ren wird bereits zum 1.1.2018 umge­setzt. Dar­auf soll­ten Sie sich recht­zei­tig ein­stel­len (Quel­le: Geset­zes zum Schutz vor Mani­pu­la­tio­nen an digi­ta­len Grund­auf­zeich­nun­gen vom 13.12.2016).

Pro­ble­ma­tisch ist nach wie vor die Abgren­zung von Ver­käu­fen an eine Viel­zahl von nicht bekann­ten Per­so­nen (Kiosk) und auf­zeich­nungs­pflich­ti­gen Ein­zel­ge­schäf­ten (Restaurant­betrieb). Immer­hin hat man sich dar­auf ver­stän­digt, dass eine gene­rell Ein­zel­auf­zeich­nungs­pflicht aller Vor­gän­ge mit Bar­geld so nicht kom­men wird. Unab­hän­gig davon gel­ten ab 1.1.2017 die stren­ge­ren Auf­zeich­nungs­pflich­ten für elek­tro­ni­sche Kas­sen­sys­te­me (vgl. dazu Nr. 47 + 49/2016).

Rundfunk-Beiträge: Sixt nimmt noch eine Runde

Die Erhe­bung eines Rund­funk­bei­trags für Betriebs­stät­ten und betrieb­lich genutz­te Kraft­fahr­zeu­ge ist mit dem Grund­ge­setz ver­ein­bar. Dies hat das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt bestä­tigt. Der Gesetz­ge­ber darf danach von einer fast lücken­lo­sen Ver­brei­tung von Emp­fangs­ge­rä­ten in Betriebs­stät­ten und Kfz aus­ge­hen. Eine Befrei­ungs­mög­lich­keit bei feh­len­dem Geräte­besitz habe er nicht vor­se­hen müs­sen (BVerwG mit Urtei­len vom 07.12.2016, 6 C 49.15, 6 C 12.15 bis 6 C 14.15).

Das Urteil betrifft nicht zuletzt alle Fir­men, die einen (grö­ße­ren) Fuhr­park unter­hal­ten und für jedes mit Radio aus­ge­stat­tet Fahr­zeug (in der Regel gehört das zur Stan­dard-Aus­stat­tung) Rund­funk­bei­trä­ge zah­len müs­sen. Sixt wird sich mit dem Urteil aller­dings nicht zufrie­den geben. Es ist davon aus­zu­ge­hen, dass die Sixt-Anwäl­te in der Sache das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt anru­fen wer­den. Für den Auto­ver­mie­ter ist die Ange­le­gen­heit „Chef­sa­che“. Betrof­fe­ne Unter­neh­men sind gut bera­ten, sich in der Sache an das neue Ver­fah­ren anzu­hän­gen und ent­spre­chend Ein­spruch gegen den Gebüh­ren­be­scheid ein­zu­le­gen. Sobald ein Akten­zei­chen für das BVerfG-Ver­fah­ren zuge­teilt ist, mel­den wir das an die­ser Stelle.

 

Lothar Volkelt

Her­aus­ge­ber + Chef­re­dak­teur Geschäftsführer-Fachinformationsdienst

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