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Volkelt-Briefe

Viele Geschäftsmacher im Zertifizierungsgewerbe unterwegs – was tun?

Ob Reha-Kli­nik, Son­nen­stu­dio, Manage­ment-Bera­tung, Ein­zel­han­del oder Gas­tro­no­mie: Über­all wird „zer­ti­fi­ziert“. Dabei sind Zertifizierungen …

im Prin­zip eine gute Sache. Sie geben Fir­men Hand­lungs­hil­fen zur Ver­bes­se­rung von Pro­duk­ten und Pro­zes­sen. Im bes­ten Fall geben Sie dem Ver­brau­cher – also Ihren Kun­den – eine Ent­schei­dungs­hil­fe beim Ein­kauf und zah­len sich beim Umsatz in der Regel auch in Cent und Euro aus. Aber: In letz­ter Zeit häu­fen sich die Mel­dun­gen, dass mit der Zer­ti­fi­zie­rung vie­le Tritt­brett­fah­rer unter­wegs sind, die gesetz­li­che Vor­ga­ben unzu­läs­sig aus­nut­zen und so bei vie­len Betrie­ben unnö­ti­ge Zusatz­kos­ten ver­ur­sa­chen. Ers­te Zer­tif­ka­te sind bereits in Ver­ruf gera­ten und nicht mehr das Geld wert, dass der Unter­neh­mer für einen eigent­lich guten Zweck inves­tiert hat. Was tun?

Hin­ter­grund: Fakt ist, dass es im Zer­ti­fi­zie­rungs­ver­fah­ren ein Kon­troll­pro­blem gibt. Die für die Umset­zung zustän­di­gen Regie­rungs­prä­si­di­en ver­fü­gen selbst nicht über die per­so­nel­len Resour­cen, das Ver­fah­ren flä­chen­de­ckend anzu­bie­ten, durch­zu­füh­ren und zu kon­trol­lie­ren. Die­se Auf­ga­ben sind in der Regel pri­va­ten Unter­neh­men über­tra­gen. Was immer dann zu Inter­es­sen­kon­flik­ten führt, wenn der Bera­ter des Unter­neh­mens gegen Pro­vi­sio­nen an einen bestimm­ten Zer­ti­fi­zie­rer ver­mit­telt oder wenn der sogar zugleich auch Zer­ti­fi­zie­rungs­stel­le ist. In der Pra­xis wer­den immer mehr Fäl­le bekannt, in denen trotz Zer­ti­fi­zie­rungs­ver­fah­ren erheb­li­che Män­gel bei der prak­ti­schen Durch­füh­rung moniert wer­den, so  zuletzt z. B. in der Abfall­wirt­schaft (vgl. z. B. Pro­g­nos-Gut­ach­ten zum Fall Eni­vo).

Fakt ist auch, dass Zer­ti­fi­zie­rungs-Fir­men wie jedes ande­re pri­vat geführ­te Unter­neh­men Umsatz machen müs­sen. Allei­ne aus den Zer­ti­fi­zie­rungs-Kon­trol­len kann kei­nes die­ser Unter­neh­men leben. Der Druck, zusätz­lich Unter­neh­men zu zer­ti­fi­zie­ren steigt. Dabei ist der Nut­zen einer Zer­ti­fi­zie­rung nicht immer gege­ben. Vie­le Zer­ti­fi­ka­te wer­den nicht bekannt gemacht, sagen dem Ver­brau­cher nichts oder wer­den von den Ver­brau­cher­schutz-Orga­ni­sa­tio­nen sogar abge­lehnt. Als Unter­neh­mer sind Sie gut bera­ten, wenn Sie nicht jedem Bera­ter­hin­weis auf eine not­wen­di­ge Zer­ti­fi­zie­rung nachgeben.

Für die Pra­xis: Wenn Sie Ihre Fir­ma zer­ti­fi­zie­ren wol­len, soll­ten Sie sich nicht auf ledig­lich eine Zer­ti­fi­zie­rungs­stel­le beschrän­ken. Holen Sie sich die Ange­bo­te von meh­re­ren Zer­ti­fi­zie­rern ein. Nut­zen Sie die Inter­net-Recher­che zu Infor­ma­tio­nen über die Zer­ti­fi­zie­rungs­stel­len (Zulas­sung, Kun­den usw.). Las­sen Sie sich Refe­ren­zen geben und tau­schen Sie Erfah­run­gen über das Zer­ti­fi­zie­rungs­ver­fah­ren und den (ver­meint­li­chen) Nut­zen des Zer­ti­fi­kats aus. Alle Zer­ti­fi­zie­rungs­stel­len füh­ren nach Ver­ga­be eines Zer­ti­fi­kats stich­pro­ben­ar­ti­ge Kon­trol­len durch. In der Regel muss das kon­trol­lier­te Unter­neh­men – also Ihre Fir­ma – die Kon­trol­le selbst bezah­len. Die­se wird nach Auf­wand und Stun­de berech­net (ab 50 € Stun­de). Wich­tig ist, dass Sie Auf­fäl­lig­kei­ten bei den Kon­trol­len (über­höh­te Rech­nung durch eine unan­ge­mes­sen zeit­in­ten­si­ve Prü­fung, auf­fäl­li­ge Spe­sen) der Kon­troll­be­hör­de umge­hend mit­tei­len (Regie­rungs­prä­si­di­um).

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