Die Finanzbranche gehört zu den Dienstleistungs-Bereichen, die von der Digitalisierung besonders stark verändert werden. Dieser Prozess bezieht sich auf verschiedenen Ebenen: Auf das eigentliche Bankgeschäft. Jüngere Kunden verzichten zunehmend auf eine klassische Bankbeziehung, die über eine Schalterbeziehung zum Kunden definiert ist. Sie wickeln ihre Bankgeschäfte über Apps ab. Es gibt keine persönlichen Beziehungen mehr zur Bank. Überweisungen können bereits per Spracheingabe (Siri, Alexa usw.) vom Sofa aus in Auftrag gegeben werden. Lediglich die Überweisungsfreigabe muss aus Sicherheitsgründen noch händisch via Smartphone veranlasst werden. Dazu gibt es Auswertungs-Apps, mit denen das Ausgabenverhalten erfasst wird. Der zweite Bereich umfasst die (indivduelle) Kunden- bzw. Anlageberatung. Hier können und werden mit Hilfe von Algorithmen und Künstlicher Intelligenz bereits gute Ergebnisse erzielt. Ergänzt werden die Beratungen um die Themen Altersversorgung und Versicherungen.
Eine neue Rolle wird z. B. der Steuerberater für Unternehmensmandate übernehmen. Seine Tätigkeit wird sich – so die Selbsteinschätzung der Branche – zum Finanz- und Unternehmensberater weiter entwickeln. Das betrifft betriebliche Finanzierungen und Versicherungen, aber auch die Beratung zu den Folgen von betrieblichen Umstrukturierungen (Verkäufe, Zukäufe, Teilstilllegungen, Umwandlungen usw.) und zu Steuergestaltungen in internationalen Geschäftsaktivitäten.
Wie bereits in vielen anderen Branchen (Pkw-Finanzierungen, Immobilien, Wohnausstattungen, auch: Lebensmittel-Ketten usw.) praktiziert, werden in Zukunft auch kleinere Unternehmen (Handwerker, Dienstleister) im Verbund Finanzierungs-Lösungen (Leasing, Ratenzahlung) für ihre Kunden anbieten, bargeldlosen und bank-unabhängigen Zahlungsverkehr implementieren und Crowdfunding-Finanzierungslösungen selbst organisieren. Die Zeichen stehen auf Umbruch und betreffen alle Branchen.
Gerade für kleinere Unternehmen bieten sich damit richtig gute Chancen. Zum Beispiel bei der Liquiditätsplanung. Selbst in der andauernden Niedrigzinsphase rechnen die Banken Überziehungen ohne „wenn und aber” teuer ab. Überziehungszinsen im Bereich 12 bis 15 % sind nach wie vor keine Ausreißer sondern übliche Berechnungspraxis. Fakt ist unterdessen auch, dass immer mehr Kollegen auch kleinerer Unternehmen banken-unabhängige Finanzierungen anstreben und immer öfter auch umsetzen. Stichwort: Crowdfunding, private Equity, Mittelstandsanleihen, FinTec-Plattformen usw. (vgl. dazu zuletzt ausführlich in Nr.
16,
19/2018).