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Bildungs-Chip

Wir durf­ten dabei sein. Aber kei­ne Bil­der machen – das muss­ten wir dem Ober­arzt ver­spre­chen. Eine klei­ne Kli­nik west­lich von Ber­lin. Drau­ßen zwit­schern die Vögel. Blau­er Him­mel und sau­be­re Mor­gen­luft. Punkt 6 Uhr. Der idea­le Tag für eine gute Ope­ra­ti­on. Der Pro­fes­sor ist auch schon da. Man war­tet auf die Minis­te­rin. Wahr­schein­lich steckt ihr Wagen irgend­wo im täg­li­chen Super­gau auf der Autobahn.

Der Ein­griff an sich ist ein­fach. Zuerst wird rund her­um auf­ge­sägt. Dann klappt man die obe­re Schä­del­hälf­te hoch, wie ein weich gekoch­tes Ei, das man mit dem Mes­ser köpft und die obe­re Scha­len­hälf­te auf­klappt – natür­lich etwas sen­si­bler. Par­al­lel wird der Chip pro­gram­miert, die Soft­ware heißt Elen-Star und ist eine Mischung aus Els­ter und Ele­na. In Anwe­sen­heit der Minis­te­rin wird der nur Mil­li­me­ter gro­ße Chip genau zwi­schen den bei­den Hirn­hälf­ten ein­ge­setzt – er wird da die Auf­ga­be über­neh­men, den Daten­tausch zu beschleu­ni­gen. Das ermög­licht schnel­le­re Rechen­ope­ra­tio­nen und ins­ge­samt weni­ger Rei­bungs­ver­lus­te beim Über­gang von der Ganz­tags­schu­le in die Nachtschicht.

Man applau­diert, der Schä­del wird wie­der zusam­men­ge­flickt. Drau­ßen war­ten schon gan­ze Schul­klas­sen. Die Kran­ken­kas­se über­nimmt die Kos­ten. Noch immer scheint die Son­ne. Es wird ein herr­li­cher Tag. Pisa, wir sind wie­der wer – dank unse­rer Hochleistungstechnologie.

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SteuerCD/2

Laut Hein­rich K. – dem Erfin­der der moder­nen Steu­er-CD – waren 45 PEPs (poli­tisch expo­nier­te Per­so­nen) auf der CD gelis­tet, die spä­ter nie mehr auf­ge­taucht sind. Wahr­schein­lich sind sie aus Ver­se­hen gelöscht wor­den. Etwa durch eine unge­woll­te Betä­ti­gung der Enter-Tas­te im fal­schen Moment oder durch einen Sys­tem­ab­sturz, der die „in Arbeit befind­li­chen“ Daten unwie­der­bring­lich ver­nich­tet hat. Wir kön­nen jeden­falls bestä­ti­gen, dass sich die Finanz­be­hör­den mit dem Com­pu­ter bis­wei­len sehr schwer tun – was erklärt, wenn mon­tags der ESt-Nach­zah­lungs-Bescheid für 2007 kommt, diens­tags eine Umsatz­steu­er­kor­rek­tur aus III/2008, mitt­wochs die Neu­fest­set­zung für den Gewer­be­steu­er­mess­be­scheid 1999 ff. usw.

Herrn K. wer­den ein aus­ge­zeich­ne­tes Gedächt­nis und eine außer­or­dent­li­che Fähig­keit zum Kopf­rech­nen mit 7‑stelligen Zah­len nach­ge­sagt. Bei­des wird er in den nächs­ten Wochen brau­chen. Das Gedächt­nis, um sich an alle die PEPs zu erin­nern, die jetzt ver­schwun­den sind. Und das Rech­nen, um zu ermit­teln, wie viel jedem PEP nach Abzug der Straf­steu­er und der Steu­er­nach­zah­lung nebst Säum­nis­zu­schlä­gen und Zin­sen blei­ben. Nur so lässt sich eini­ger­ma­ßen rea­lis­tisch bestim­men, wie viel Schwei­ge­geld sich auf der einen Sei­te durch­set­zen lässt und wie viel das Finanz­mi­nis­te­ri­um auf den Tisch legen muss, damit sich K. erin­nert. Inter­es­san­ter Poker. Irgend­wo dazwi­schen wird der Betrag lie­gen, den es gekos­tet hat, die 45 PEPs von der CD ver­schwin­den zu las­sen – wir schät­zen so um die 3 Mrd. EUR, was ja heut­zu­ta­ge kei­ne wirk­li­che Grö­ßen­ord­nung mehr ist. Damit ist natür­lich auch sicher­ge­stellt, dass der gan­ze Vor­gang nicht öffent­lich wird. Was heißt „wird“. Das gan­ze ist ja schon längst gelau­fen. Was wir jetzt hören ist ein Aus­schnitt aus K.s  Memoi­ren, die pünkt­lich zur Buch­mes­se auf den Markt kom­men. Eine groß­ar­ti­ge PR-Idee – hät­te von uns sein können.

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Post-Netz

Nein: Es geht nicht dar­um, der Post oder Post­bank eins aus­zu­wi­schen. Heu­te wol­len wir uns ein­mal – som­mer­loch­be­dingt – mit der Zeit nach dem Inter­net beschäftigen.

In einem ers­ten Schritt wird man das Prin­zip der Minia­tu­ri­sie­rung auf mensch­li­che Intel­li­genz über­tra­gen und zwar im Pro­fi­sport. Dann gelingt die Ver­net­zung von intel­li­gen­ten Teil­chen ohne Zeit­ver­lust und ohne Mobil­funk­mas­ten – Har­ry Schwein­stei­ger wird dann der ers­te sein, dem es gelingt, den Ball nur mit der Wil­lens­kraft in amö­ben­haft ange­leg­ten Kom­bi­na­ti­ons­ket­ten über den gesam­ten Platz bis vor das geg­ne­ri­sche Gehäu­se schwe­ben zu las­sen, was – je nach Pro­gram­mier­auf­wand und Beweg­lich­keit der ein­zel­nen Teil­chen – lus­ti­ge Pirou­et­ten über x‑Stationen oder lang­wei­li­ges Ball­ge­schie­be in die Brei­te und nach hin­ten pro­du­ziert, aber durch­aus einen gewis­sen Unter­hal­tungs­wert hat. Nicht mög­lich ist es aller­dings, die Abseits­fal­le zu umge­hen – wes­halb die Expe­ri­men­te als wenig Erfolg ver­spre­chend ein­ge­stellt werden.

Ers­te vor­zeig­ba­re Erfol­ge brach­te – wie so oft schon – der Pro­fi-Rad­sport. Das Prin­zip war ziem­lich ein­fach. Mit dem Ergeb­nis, dass es im Zug zur Sprint­vor­be­rei­tung mög­lich wur­de, die Iden­ti­tä­ten zu wech­seln, so dass immer die glei­che Per­son – wie heißt es so schön – die Nase vor­ne hat­te. Spä­ter wur­de dann ja das Rad als Pri­vat­ei­gen­tum abge­schafft, so dass das gesam­te Ren­nen im Trai­nings­la­ger simu­liert wer­den konn­te und die Renn­ver­läu­fe der ein­zel­nen Teams nur noch vir­tu­ell zusam­men­ge­spielt und irgend­wie ins Euro­s­port-For­mat über­setzt wer­den mussten.

Erst Jah­re spä­ter war es mög­lich, sol­che Erkennt­nis­se in den Pro­duk­ti­ons­pro­zess ein­zu­brin­gen. Und zwar zunächst für Dienst­leis­tun­gen. Mit dem Ergeb­nis, dass es z. B. für eine Steu­er­erklä­rung aus­rei­chend war, wenn sie vor Ort gedacht und „in den Raum“ gepon­dert wur­de. Um die Abwick­lung küm­mert sich wie gehabt die Behör­de – hier wird aller­dings noch mit Inter- und Intra­net gear­bei­tet. Mit Abschaf­fung zunächst des geis­ti­gen und dann des mate­ri­el­len Eigen­tums wur­de der gesam­te Pro­duk­ti­ons­pro­zess ja über­fäl­lig. Das see­li­sche Wohl konn­te ja auch schon vor dem Inter­net im Beicht­stuhl hin­ter­legt wer­den. Die Zen­tra­li­sie­rung der Intel­li­genz zu einem ganz Gro­ßen war dann nur noch ein kon­se­quen­ter vor­letz­ter Schritt. Jetzt fehlt nur noch der Über­gang von Mate­rie in Zeit. Ers­te Mach­bar­keits­stu­di­en sind ange­legt – ledig­lich eine Fra­ge von Zeit und Kos­ten. Und mit gekrümm­ten Grenz­kos­ten­kur­ven ken­nen wir uns ja zumin­dest aus.

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BAFIN versus TÜV

Machen Sie auch schon mit – beim neu­es­ten Mode­sport? In der Tat: Gibt es doch nichts Schö­ne­res als mor­gens ein paar zehn­tau­send Euros in den Akten­kof­fer packen und los geht es. Erst mal – zum Früh­stück – in die Com­merz­bank-Filia­le direkt an der Ecke. Dort kennt man mich. Auch, dass ich zum Cafe Milch mit Süß­stoff neh­me und ger­ne mal ein weich gekoch­tes Ei esse. Mit vol­lem Mund kann ich die Fra­ge nach mei­nen per­sön­li­chen Ein­kom­mens­ver­hält­nis­sen beim bes­ten Wil­len nicht beant­wor­ten. Das wür­de ich aller­dings auch nur gegen ein 5‑gängiges Ster­ne­me­nü beim Ita­lie­ner sagen.

Das ist dann auch schon die nächs­te Adres­se. Die Unicre­di­to ist sozu­sa­gen um die Ecke, so dass ich den Mase­r­a­ti gar nicht erst bewe­gen muss. Der Espres­so ist aus­ge­zeich­net. Hier endet jeder zwei­te Satz mit „wenn man das mal in Lire umrech­nen wür­de“. Immer­hin garan­tiert man hier zwi­schen vier und vier­zehn Pro­zent. Aber der­weil hat sich bis zum gut infor­mier­ten Anle­ger längst her­um­ge­spro­chen, dass der Ita­lie­ner aus dem Pri­vat­kun­den­ge­schäft aus­stei­gen will. Da kommt der rich­ti­ge Abschluss­druck nicht wirk­lich zusammen.

Dann mit dem Mase­r­a­ti eine klei­ne Run­de und für die fei­nen Tapas zu San­tan­der – um die Zeit darf man sich auch schon mal den ers­ten Tin­to geneh­mi­gen – Zwerg-Gam­bas in Ser­ano ein­ge­rollt, fri­sches Hüh­ner­pü­ree im Teig­man­tel – man isst hier schließ­lich nicht beim Spa­ni­er um die Ecke. Spei­se­kar­te und Bera­tungs­pro­to­koll wer­den nett ein­ge­tü­tet und pos­ta­lisch nach­ge­schickt, so dass der Kun­de die Hän­de frei hat und er selbst gar nichts mit sich her­um schlep­pen muss. Gegen Abend zum Son­nen­un­ter­gang geht es dann auf die Dach­ter­ras­se der Deut­schen Bank. Wir tau­schen Daten und Tipps übers I‑Phone bei Fla­den und Dibbs. In hei­te­rer und gelös­ter Stim­mung zählt man Geld und sta­pelt Papie­re und Schuld­ver­schrei­bun­gen. Gegen Mit­ter­nacht packe ich mein Geld wie­der ein, fah­re nach Hau­se und ver­staue es – wie wir es bei uns zu Hau­se schon seit Jahr­zehn­ten tun – unterm Kopf­kis­sen. Da schla­fe ich bes­ser. Mor­gen wer­de ich mal in Erfah­rung brin­gen, wie man „schwe­disch“ früh­stückt. Soll­ten Sie auch mal ausprobieren.

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Die neue Gewerbesteuer

Oli­ver Rosen­berg – Refe­rats­lei­ter GewSt im Finanz­mi­nis­te­ri­um mit pri­ma Jura- und BWL-Abschluss –  hat in den letz­ten Tagen per Meta-Plan-Tech­nik her­aus­ge­ar­bei­tet, ob und wie man die Gewer­be­steu­er abschaf­fen kann. Zunächst hat er (selbst ein außer­ge­wöhn­li­cher Mode­ra­tor, hier aber unter dem stren­gen Auge von Roland B. ) ganz all­ge­mein ein Stim­mungs­bild von den Mit­ar­bei­tern des Refe­rats GewSt, den Kol­le­gen von der USt und der KSt ein­ge­holt. Ergeb­nis: 14 wol­len die Gewer­be­steu­er abschaf­fen – 14 wol­len sie bei­be­hal­ten und 3 sind unent­schie­den – ihnen fehlt noch die Entscheidungsgrundlage.

Anschlie­ßend hat Rosen­berg das vom Finanz­mi­nis­ter favo­ri­sier­te Modell (Abschaf­fung mit sog. Kör­per­schaft- und Umsatz­steu­er­um­la­ge), das Modell der Län­der-Finanz­mi­nis­ter (mit kom­bi­nier­tem Umsatz­steu­er-Aus­gleich), das Modell der Kom­mu­nen (Aus­deh­nung auf alle Mie­ten, Zin­sen), das Modell der CDU (die schlan­ke Vari­an­te), das Modell der CSU (mit Klein­ge­wer­be­kom­po­nen­te) und das Modell der FDP (mit Selbst­be­tei­li­gung) der Run­de kurz vor­ge­stellt und in etwa vor­ge­rech­net was das kos­tet und wer das bezahlt – mit wech­seln­den Hebe­sät­zen und 24 ver­schie­de­nen Bemes­sungs­grund­la­gen. Nur so zur Grob­ein­schät­zung – damit man sich nicht ganz so ver­rech­net wie jüngst bei der Jobkarte.

Dann wur­den noch mal Kärt­chen ver­teilt. Dabei gab es immer noch 3 Unent­schie­de­ne. Also ging es jetzt drum, Nägel mit Köp­fen zu machen. Kon­se­quen­ter­wei­se ließ Rosen­berg mit far­bi­gen Kärt­chen die ein­zel­nen Modell-Kom­po­nen­ten so lan­ge abfra­gen, bis es ein Ergeb­nis gab – kurz vorm Wochen­en­de, so dass alle Kol­le­gen noch recht­zei­tig den Flie­ger nach Bonn/Köln neh­men konn­ten, um Frei­tag­mit­tag noch mit den Kin­dern den Rhein hoch und run­ter zu radeln. Das Modell ist lei­der etwas unprak­ti­ka­bel gewor­den – der übli­che Wahn­sinn eben. Aber das wird der Steu­er­zah­ler respek­ti­ve sein Steu­er­be­ra­ter schon rich­ten. Jetzt dür­fen Sie – wie immer – 3mal raten, wer das Alles bezah­len darf?

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Formaggio di polvere

Über unse­re tra­di­tio­nell guten Bezie­hun­gen nach Ita­li­en hören wir die Alarm­glo­cken wie­der ein­mal mehr als deut­lich über dem Rubi­kon. Aller­dings sind es nicht die Finanz­kri­se, ande­re Geld­sor­gen oder gar die ganz gro­ße Staats­ver­schul­dung, die unse­re Freun­de süd­lich der Alpen in Auf­ruhr ver­set­zen. Es geht um den Käse. So etwa, als wür­de das Rein­heits­ge­bot für deut­sches Bier abgeschafft.

 Man hat näm­lich jetzt her­aus­ge­fun­den, dass eine hand­voll EU-Pro­fi­teu­re inner­halb von weni­gen Jah­ren den ita­lie­ni­schen Käse­markt kom­plett auf­ge­rollt haben. Mit dem Ergeb­nis, dass es genau genom­men gar kei­nen ita­lie­ni­schen Käse mehr gibt. Slow­food adé – kön­nen wir da nur sagen und wer­den wohl eine letz­te Bas­ti­on im Kampf gegen Cheese­bur­ger, Piz­za-Käse­er­satz und Gum­mi-Mozar­rel­la für immer auf­ge­ben müs­sen. Jetzt ist sogar der Ita­lie­ner ein­ge­knickt. Was ist geschehen?

Zwei Repor­ter eines TV-Maga­zins – das an die­ser Stel­le nicht genannt wer­den will, weil dort Angst vor revan­chis­ti­schen Über­grif­fen die Run­de macht – haben es her­aus­ge­fun­den: Eine Ans­ba­cher Mol­ke­rei kauft alle Bestän­de der slove­ni­schen, kroa­ti­schen, tsche­chi­schen und unga­ri­schen Milch­bau­ern zu sub­ven­tio­nier­ten EU-Bil­lig­prei­sen auf, ver­ar­bei­tet die Milch zu Pul­ver, lie­fert das als Nah­rungs­mehl z. B. an Par­ma­lat und alle die ande­ren klei­ne­ren und grö­ße­ren ita­lie­ni­schen Käse­pro­du­zen­ten. Die schüt­ten etwas Was­ser zu und machen dar­aus öko-dyna­mi­schen Käse aus ita­lie­ni­scher Her­stel­lung – wahl­wei­se Par­me­san, Peco­ri­no, Büf­fel­moz­za­rel­la und all die schö­nen Pro­duk­te, die wir dann im COOP, im CONAD oder im ita­lie­ni­schen Fach­ein­zel­han­del um die Ecke für teu­res Geld wie­der kau­fen kön­nen. Schmeckt man gar nicht. Lei­der kein Scherz.

In Deutsch­land her­ge­stell­ter Hart­kä­se darf nicht „Par­me­san” hei­ßen > hier ankli­cken

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Der Neue ASTRA BPI

Wahr­schein­lich ist es ja nur ein letz­tes Auf­bäu­men der alten Indus­trien – so wie damals mit der Erfin­dung des auto­ma­ti­schen Web-Auto­ma­ten und der damit direkt ver­bun­de­nen Abschaf­fung des Fuß getrie­be­nen Web­stuhls – Gehart Haupt­mann hat das Gan­ze in sei­nem Dra­ma „Die Weber“ ein­drucks­voll der Nach­welt über­lie­fert. Oder das elen­de Ster­ben der Eisen- und Stahl­hüt­ten, die erst jetzt hun­der­te von Jah­ren spä­ter als Welt­kul­tur­er­be (Völk­lin­ger Hüt­te + 2,3) zum Refu­gi­um für Kunst­be­flis­se­ne wie­der ent­deckt wer­den. Rie­si­ge Hotel­land­schaf­ten ent­ste­hen der­zeit rund her­um, um den Besu­cher­strom eini­ger­ma­ßen zu bän­di­gen (Hil­ton + 2,8).

Kurz vorm end­gül­ti­gen Ende der Erd­öl­re­ser­ven gibt es jetzt natür­lich erhöh­ten Hand­lungs­be­darf. Und ganz lang­sam stei­gen wir durch: Bevor das solar­ge­trie­be­ne Elek­tro-Auto­mo­bil den Ölpreis (BP – 4,7 %) in den Kel­ler rut­schen lässt und alle Opel-Arbei­ter arbeits­los auf der Stra­ße ste­hen, haben sich die Kon­zern-Stra­te­gen von Opel und BP etwas Außer­ge­wöhn­li­ches ein­fal­len las­sen: Zuerst haben die BP-Leu­te den Ölpreis sta­bi­li­siert, indem Sie das Ange­bot künst­lich ver­knappt haben. Mit den zusätz­li­chen Erträ­gen wur­de dann ein Akti­en­tausch mit Gene­ral Motors (+ 1,1 %) eingefädelt.

Im Gegen­zug wird der Opel ASTRA BPI auf­ge­legt – eine Art Mini-Kopie eines Fer­ra­ri Quat­tro mit dank­ba­ren Ver­brauchs­wer­ten. Wun­dern Sie sich also nicht, wenn Sie in Ihrem Golf GTI sit­zen und beim Ampel­start ein dun­kel-/hell­grün-karier­ter wahl­wei­se gestreif­ter ASTRA BPI Sie wie einen Anfän­ger aus­se­hen lässt. Der­weil haben die BP-Jus­ti­tia­re die Ver­trä­ge für die Fran­chise-Part­ner etwas abge­än­dert, so dass man als BP-Tank­stel­len­päch­ter für den ASTRA Pro­zen­te bekommt – was den Mini­mum-Absatz von 120.000 Exem­pla­ren aus dem Stand sichert – inkl aller Mit­nah­me­ef­fek­te durch Fani­li­en-Ange­hö­ri­ge und Freu­de. Ein mit­hin genia­ler Mar­ke­ting-Streich aus der Sixt-Kis­te (+ 1,3 %), ein gan­dio­ses britisch/amerikanisches Meis­ter­stück anspruchs­vol­ler Mono­pol­kul­tur. Aber nicht zu früh freu­en. Der Sie­ges­zug des Elek­tro­au­to­mo­bils ist schließ­lich durch nichts nicht mehr auf­zu­hal­ten. Höchs­tens, wenn fal­len­de Strom­prei­se die Kur­se unse­rer Atom­ener­gie-Akti­en (RWE – 2,4 %) so ein­bre­chen las­sen, dass unse­re Alters­si­che­rung schrumpft. Aber da wis­sen wir ja jetzt, was man da tun kann.

PS: ange­ge­be­ne Akti­en­kur­se im Monats­ver­gleich Mai 2009/2010

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Gemüse-Allerlei

Inzwi­schen hat Ber­lus­co­ni klein bei­geben müs­sen, inso­fern sind unse­re Wahr­sa­gun­gen für Viva Ita­lia lei­der nicht ein­ge­trof­fen. Aber mit der Rea­li­tät ist das ja so eine Sache. Mal so. Mal anders. Inzwi­schen spricht man ja schon über­all und ganz offi­zi­ell von den Schwei­ne-Staa­ten Por­tu­gal, Grie­chen­land, Spa­ni­en und Ita­li­en. Wobei wir uns für unse­re süd­li­chen Nach­barn ger­ne eine etwas net­te­re Bezeich­nung gewünscht hät­ten, z. B. Corupt­in­is oder Mine­stro­ni­nis – als nett gemein­te Anspie­lung auf ihre Lie­be zum Gemü­se-Aller­lei, wahl­wei­se Gas­pa­chos oder Gauchillos.

Trotz­dem Zeit, mal wie­der einen Blick in die Zukunft zu ris­kie­ren – schließ­lich müs­sen wir ja wis­sen, wo und in was wir inves­tie­ren kön­nen. Zum Bei­spiel Futures: Auf jeden Fall Waren­ter­min­sa­chen. Was­ser, Luft, Feu­er und die übli­chen Basics. Ein Rie­sen­tipp sind Lebens­mit­tel, Toma­ten, Kar­tof­feln, Rind­vieh. Wer noch wei­ter vor­aus­schaut, setzt auf land­wirt­schaft­li­che Nutz­flä­che, Dün­ge­mit­tel, even­tu­ell Papie­re eines Trak­to­ren­her­stel­lers und vete­ri­nä­re Phar­ma-Pro­duk­te. Deut­sche Bank bleibt auf jeden Fall ein Muss.

Bis hier­her ist das ja Alles kein Teu­fels­zeug. Was wich­tig ist, dass Sie recht­zei­tig kau­fen und ver­kau­fen. Auf kei­nen Fall eige­nes Geld ein­set­zen. Davon soll­ten Sie sich ein schö­nes Leben machen. Viel­leicht mal die Gat­tin zu einem tol­len Essen ein­la­den. Wie lan­ge ist es eigent­lich her, dass es das letz­te Mal Blu­men gab? Oder neue Zäh­ne (Gold?) – damit der BISS nicht ver­lo­ren geht.

Ihre kon­struk­ti­ven Vor­schlä­ge kön­nen Sie ja unten in den Kom­men­tie­run­gen abge­ben. Danke.

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Sparschwein

Es ist meis­tens aus dickem Por­zel­lan oder Ter­ra­cot­ta. Wahl­wei­se tut es auch eine Blech­do­se, die das Fami­li­en­ober­haupt mit dem Dosen­öff­ner öff­net (bit­te ver­let­zungs­frei blei­ben), damit Soh­ne­mann am Welt­s­par-Tag sei­ne müh­sam zusam­men gespar­ten EUROS auf sein Spar­kon­to bei der Spar­kas­se ein­zah­len kann, um damit den Füh­rer­schein mit 17 zu „finan­zie­ren“. So jeden­falls bis­her – auch wenn das eine etwas ver­klär­te Vor­stel­lung vom Spa­ren ist. Laut Volks­wirt­schafts­leh­re ist Spa­ren = Brut­to­na­tio­nal­ein­kom­men wahl­wei­se BSP (hat nichts zu tun mit BSE) minus Kon­sum. Klingt irgend­wie logisch – bringt aber nicht wirk­lich irgend­ei­nen Erkennt­nis­ge­winn. In den nächs­ten paar Jah­ren wer­den wir jetzt alle gemein­sam spa­ren, indem wir mehr Mehr­wert­steu­er zah­len müs­sen. Ganz beson­ders auf dem Kie­ker hat der Finanz­mi­nis­ter den ermä­ßig­ten Mehr­wer­teu­er­satz – der muss von 7 um 12 auf dann 19 % her­auf­ge­setzt wer­den. So gese­hen ein Bei­trag zur Ent­bü­ro­kra­ti­sie­rung, weil wir damit sicher­lich das ein oder ande­re For­mu­lar ver­ges­sen kön­nen. Na dann wol­len wir mal auf­lis­ten (§ 12 Abs. 2 UStG):

Der ermä­ßig­te MWSt-Satz von 7% gilt für die Lie­fe­rung von Lebens­mit­teln, für Milch und Milch­misch­ge­trän­ke, nicht jedoch (ander­wei­ti­ge) Geträn­ke (Aus­nah­me: Milch und Milch­misch­ge­trän­ke mit einem Milch­an­teil von mehr als 75 %, unab­ge­füll­tes Was­ser), für die Lie­fe­rung von Büchern, Zei­tun­gen und Zeit­schrif­ten (wenn jugend­kon­form, kei­ne sexu­el­len Inhal­te), für den öffent­li­chen Per­so­nen­ah­ver­kehr (öffent­li­che Ver­kehrs­mit­tel auf Stre­cken kür­zer als 50 km), für die Ein­räu­mung, Über­tra­gung und Wahr­neh­mung von Rech­ten, die sich aus dem Urhe­ber­rechts­ge­setz erge­ben, die Leis­tun­gen aus der Tätig­keit als Zahn­tech­ni­ker sowie die in § 4 Nr. 14 Satz 4 Buch­sta­be b bezeich­ne­ten Leis­tun­gen der Zahn­ärz­te, die Ein­tritts­be­rech­ti­gung für Thea­ter, Kon­zer­te und Muse­en, sowie die den Thea­ter­vor­füh­run­gen und Kon­zer­ten ver­gleich­ba­ren Dar­bie­tun­gen aus­üben­der Künst­ler, die Über­las­sung von Fil­men zur Aus­wer­tung und Vor­füh­rung sowie die Film­vor­füh­run­gen, soweit die Fil­me nach § 6 Abs. 3 Nr. 1 bis 5 des Geset­zes zum Schut­ze der Jugend in der Öffent­lich­keit oder nach § 14 Abs. 2 Nr. 1 bis 5 des Jugend­schutz­ge­set­zes gekenn­zeich­net sind oder vor dem 1. Janu­ar 1970 erst­auf­ge­führt wur­den, die Zir­kus­vor­füh­run­gen, die Leis­tun­gen aus der Tätig­keit als Schau­stel­ler sowie die unmit­tel­bar mit dem Betrieb der zoo­lo­gi­schen Gär­ten ver­bun­de­nen Umsät­ze, für die Leis­tun­gen der Zweck­be­trie­be von Kör­per­schaf­ten, die aus­schließ­lich und unmit­tel­bar gemein­nüt­zi­ge, mild­tä­ti­ge oder kirch­li­che Zwe­cke ver­fol­gen (§§ 51 bis 68 der Abga­ben­ord­nung) usw.und so fort.

Damit Sie wenigs­tens mal eine Vor­stel­lung davon haben um was es geht und wir hier nicht im Nebel her­um­sto­chern müs­sen. Viel­leicht wird das ja wirk­lich der ganz gro­ße Wurf. Wie gesagt: Sparen/respektive Inves­tie­ren = B – C. So kom­pli­ziert ist das doch gar nicht. Etwas schwie­ri­ger ist da schon das mit dem Mul­ti­ple-Choice für den Führerschein.

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Floaten hoch” – und zwar ein bißchen plötzlich …

Hät­te der Grie­che auch selbst drauf kom­men kön­nen. Wis­sen Sie noch, wie das mit dem Floa­ten geht – das stammt aus der Zeit kurz nach bret­ton woods – ist also schon ziem­lich lan­ge her. Aber was alt ist, muss ja nicht schlecht sein. Die Idee ist so sim­pel wie ver­blüf­fend. Der freie Wech­sel­kurs regu­liert qua­si Alles. Die Export­über­schüs­se, alle Haus­halts­de­fi­zi­te, Infla­ti­on sowie­so, Ange­bot und Nach­fra­ge, ver­hin­dert Fehl-Allo­ka­tio­nen und schont die Resour­cen und damit natür­lich auch die Umwelt. 

Man hat das Floa­ten damals abge­schafft wegen dem eng­li­schen Pfund. Das passt ja  – wie die See­mei­le – nicht so rich­tig in unser Wäh­rungs­sys­tem rein. Es kam stän­dig zu Miss­ver­ständ­nis­sen wegen dem Kilo­gramm – so dass man sich dazu ent­schlos­sen hat, Alles zu ver­ein­heit­li­chen. Jetzt sieht man ja, was das bringt.

Aber die Bun­des­bank wäre nicht die Bun­des­bank, wenn die nicht schon damals das Desas­ter im Vor­aus geahnt hät­ten. Weil der Minis­te­ria­le Franz Flo­schel damals auf­ge­passt hat und die Idee hat­te, die Euro-Mün­zen län­der­spe­zi­fisch zu kenn­zeich­nen – auf der deut­schen 1‑Eu­ro-Mün­ze ist z. B. der Adler (nicht René) abge­bil­det, beim Fran­zo­sen ist der Arc Triom­pf drauf.  Und jetzt kommt die­se genia­le Idee mit dem Floa­ten: In Grie­chen­land darf ab sofort nur noch mit Euro-Mün­zen gezahlt wer­den, auf denen die Akro­po­lis drauf ist. Dann floa­ten wir die Por­tu­gie­sen raus, dann die Spa­ni­er usw. Bleibt der Euro mit dem Bun­des­ad­ler übrig und dann holen wir 1 / 1 die DM aus dem Klei­der­schrank. Geht doch. Die Liter Die­sel kos­tet dann 1,18 – und zwar DM.

Damit wäre zugleich die Infla­ti­on rück­ab­ge­wi­ckelt. Sie erin­nern sich: 2002, als der Euro ein­ge­führt wur­de, kos­te­te der Liter Die­sel gera­de mal 88 Pfen­ni­ge. Der dann heu­ti­ge Preis von 1,18 DM ent­spricht einer tat­säch­li­chen Infal­ti­ons­ra­te von 2,5 % – also das, was uns das sta­tis­ti­sche Bun­des­amt seit Jah­ren vor­rech­net – wir selbst aber irgend­wie anders ein­schät­zen. Nur so mal angedacht.