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BGH-aktuell: Geschäftsführer muss sich Krisen-Beratung einholen

Gera­de in klei­ne­ren GmbHs ist das ope­ra­ti­ve Geschäft oft auch eine Fra­ge des Fin­ger­spit­zen­ge­fühls. Zum Bei­spiel, ob ein erwar­te­ter Zah­lungs­ein­gang gera­de noch recht­zei­tig vor der Zah­lungs­un­fä­hig­keit ein­geht und die dro­hen­de Zah­lungs­un­fä­hig­keit noch kei­ne haf­tungs­recht­li­chen Fol­gen für den Geschäfts­füh­rer hat. Achtung: …

Für sol­che Fäl­le kommt jetzt ein wich­ti­ges Urteil vom Bun­des­ge­richts­hof (BGH, Urteil vom 27.3.2012, II ZR 171/10).

Dazu stel­len die Rich­ter des 2. Senats im Urteil fest: „Ein GmbH-Geschäfts­füh­rer, der nicht über aus­rei­chen­de per­sön­li­che Kennt­nis­se ver­fügt, die er für die Prü­fung benö­tigt, ob er pflicht­ge­mäß Insol­venz­an­trag stel­len muss, hat sich bei Anzei­chen einer Kri­se der Gesell­schaft unver­züg­lich von einer unab­hän­gi­gen, für die zu klä­ren­den Fra­ge­stel­lun­gen fach­lich qua­li­fi­zier­ten Per­son bera­ten zu las­sen. Er darf sich aller­dings nicht mit einer unver­züg­li­chen Auf­trags­er­tei­lung begnü­gen, son­dern muss auch auf eine unver­züg­li­che Vor­la­ge des Prüf­ergeb­nis­ses hinwirken“.

Danach wer­den in Zukunft alle Gerich­te in Insol­venz­ver­fah­ren nicht mehr mit dem Ver­weis begnü­gen, ob der Geschäfts­füh­rer sei­nen Steu­er­be­ra­ter mit der Fest­stel­lung des Unter­neh­mens-Sta­tus beauf­tragt hat. Es wird auch geprüft wer­den, ob Sie als Geschäfts­füh­rer die unver­züg­li­che Vor­la­ge der Prü­fungs­er­geb­nis­se tat­säch­lich ein­for­dert haben. Allei­ne mit der Auf­trags­er­tei­lung sind Sie also nicht aus dem Schnei­der. Wich­tig ist, dass Sie bele­gen kön­nen, dass Sie die Erle­di­gung durch den Steu­er­be­ra­ter ange­mahnt und ein­for­dert haben.

Für die Pra­xis: Gibt es Anzei­chen dafür, dass sich die GmbH in einer Kri­sen­si­tua­ti­on befin­det, oder sind Sie nicht sicher, wie Sie die finan­zi­el­le und bilan­zi­el­le Situa­ti­on der GmbH ein­schät­zen kön­nen, soll­ten Sie unver­züg­lich Ihren Steu­er­be­ra­ter mit der Prü­fung der wirt­schaft­li­chen Situa­ti­on beauf­tra­gen. Ertei­len Sie den Auf­trag schrift­lich (Prü­fung der wirt­schaft­li­chen Situa­ti­on zwecks Prü­fung einer even­tu­el­len Insol­venz­be­dro­hung + Ter­min­vor­ga­be unter Beach­tung der Drei­wo­chen­frist). Und: Schrift­li­che Anmah­nung der Prü­fungs­er­geb­nis­se vor Ablauf des gesetz­ten Ter­mins, even­tu­ell zusätz­li­che E‑Mail-Benach­rich­ti­gung und tele­fo­ni­sche Nach­fra­ge. Bei wei­te­rer Nicht-Tätig­keit des Steu­er­be­ra­ters soll­ten Sie dann unbe­dingt die Steu­er­be­ra­ter­kam­mer informieren.

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