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Finanzamt muss bei GmbH-Steuergutschrift nachbessern

Das betrifft alle GmbHs vor 2001 – wenn Steu­er­be­schei­de noch offen sind …

Das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt (BVerfG) hat jetzt in einem wich­ti­gen Steu­er­ver­fah­ren für GmbHs ent­schie­den, dass es bei der Umstel­lung vom sog. Anrech­nungs- auf das Halb­ein­künf­te­ver­fah­ren nicht zu einer Min­de­rung von Steu­er­gut­schrif­ten kom­men darf (§§ 36 – 40 Körperschaftsteuer-Gesetz).

Fol­ge: Der Gesetz­ge­ber muss bis zum 1.1.2011 neu regeln, wie umstel­lungs­be­ding­te Steu­er­ver­lus­te aus­ge­gli­chen wer­den (BVerfG, Urteil vom 17.11.2009, 1 BvR 2192/05).

Betrof­fen von die­ser Ent­schei­dung sind alle GmbHs (Kapi­tal­ge­sell­schaf­ten) aus den Jah­ren 2001 und frü­her, die bis dahin Kör­per­schaft­steu­er­gut­ha­ben aus Aus­schüt­tun-gen an ihre Gesell­schaf­ter ange­sam­melt hat­ten (EK 50, EK 35, EK 30 usw.). Die­se Steu­er­gut­ha­ben muss­ten nach den Vor­ga­ben des Gesetz­ge­bers in meh­re­ren Schrit­ten über 15 Jah­re neu geglie­dert und zusam­men­ge­fasst wer­den. Dadurch min­der­te sich z. T. das Kör­per­schaft­steu­er­gut­ha­ben, in Ein­zel­fäl­len bei gro­ßen Kapi­tal­ge­sell­schaf­ten han­del­te es sich um Beträ­ge im Mil­lio­nen­be­reich, die steu­er­lich nicht mehr berück­sich­tigt wer­den konnten.

Zunächst hat­te alle Finanz­ge­rich­te die Über­gangs­vor­schrif­ten des Bun­des­fi­nanz­mi­nis­te­ri­ums ein­fach „abge­nickt“. Das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt sieht in der Pra­xis des Gesetz­ge­bers doch einen erheb­li­chen Ein­griff in die Unter­neh­men. Das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt for­dert in die­sem Urteil den Gesetz­ge­ber jetzt auf, spä­tes­tens mit Wir­kung vom 1.1.2011 – also zügig – für alle noch nicht bestands­kräf­ti­gen Steu­er­ver­an­la­gun­gen eine Neu­re­ge­lung vor­zu­le­gen. Die neue Rege­lung muss das zum Zeit­punkt der Umstel­lung vor­han­de­ne Steu­er­min­de­rungs­po­ten­zi­al in vol­ler Höhe berücksichtigen.

Für die Pra­xis: GmbH-Geschäfts­füh­rer, deren Unter­neh­men bereits seit dem Jah­re 2000 und vor­her bestand, soll­ten unbe­dingt prü­fen, ob die oben genann­ten Steu­er­wir­kun­gen auch Sie betra­fen. Zusätz­lich soll­te der Steu­er­be­ra­ter prü­fen, inwie­weit die Steu­er­be­schei­de aus die­ser Zeit noch  nicht bestands­kräf­tig sind bzw. inwie­weit die neue Rechts­la­ge von den Finanz­äm­tern auch noch nach­träg­lich berück­sich­tigt wer­den muss.

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