Gehaltspoker: Auf die Performance kommt es an – auch für Geschäftsführer + Geschäftsführer-Gehalt 2018: Dienstleister-GmbHs verdienen moderat bis gut + Digitales: Smart Family – von Ausstattern zu Rund-um-Dienstleistern + GmbH-Vertrag: Wichtige Beschlüsse zum Jahreswechsel 2019 + Marketing: Facebook-Like kann unerlaubte Werbung sein + Recht: Gesellschafter-Geschäftsführer darf über seine Freistellung mitbestimmen + GmbH/Bewertung: der aktuelle Basiszins für das vereinfachte Ertragswertverfahren
BISS … die Wirtschaft-Satire
Der Volkelt-Brief 50/2018 > Download als PDF - lesen im „Print”
Freiburg, 14. Dezember 2018
Sehr Geschäftsführer-Kollegin, sehr geehrter Kollege,
in den letzten Wochen haben wir ausführlich zum Verdienst der GeschäftsführerInnen in den einzelnen Branchen berichtet. Trend: Die gute wirtschaftliche Lage in nahezu alle Wirtschaftssektoren spiegelt sich auch im Verdienst wieder. Und zwar im Festgehalt und insbesondere auch bei den Tantiemen (vgl. Nr. 45/2018). Für die Führungskräfte in Deutschland – inkl. Spezialisten und Geschäftsführer – liegen die Gehalts-Prognosen für 2019 bei einem Plus von 3,6 bis 4,0 % (z. B. Kienbaum Gehaltsentwicklungsprognose 2019).
Gab es für GeschäftsführerInnen in den letzten Jahren eine Entwicklung hin zu „mehr Tantieme” – also zu einem größeren Anteil erfolgsbezogener Vergütung am Gesamtgehalt – zeichnet sich jetzt ein neuer Trend ab. Nicht mehr Umsatz und Ergebnis spielen die zentrale Rolle für die Gehaltsfestsetzung. Die führenden Personalberatungen machen ein Hin zur „Performance” des Amtsinhabers aus. Wörtlich heißt es da z. B.: „Im Gegensatz zum Vorjahr – da war der Haupttreiber für die Gehaltssteigerungen der Umsatz der Unternehmen – ist 2019 in Westeuropa die individuelle Performance der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter übergreifend der wichtigste Einflussfaktor auf die Gehaltsentwicklung”. Das gilt für die gelebte Performance im täglichen Geschäft, aber auch für die Performance im Gehaltsgespräch. Ihre Gesellschafter tun sich mit einer Gehaltserhöhung für 2019 sicherlich leichter, wenn Sie gut (super) vorbereitet, mit klaren Visionen und einer überzeugenden Planung ins neue Geschäftsjahr starten.
Geschäftsführer-Gehalt 2018: Dienstleister-GmbHs verdienen moderat bis gut
Die BBE-Unternehmensberatung hat die neuesten Zahlen zur GmbH-Geschäftsführer-Vergütung veröffentlicht. Heute: letzter Teil. Wir haben die Gehaltsentwicklung für die Dienstleister-GmbHs etwas genauer angeschaut. Hier die Übersicht über die einzelnen Branchen:
Branche … | Festgehalt
2017 |
Festgehalt
2018 |
Anteil
Tantieme |
Gesamtvergütung
inkl. Tantieme 2018 |
Verlag | 117.000 EUR | 127.000 EUR | 43 % | 182.000 EUR |
Unterhaltung/TV-Produktion | 125.000 EUR | 132.000 EUR | 29 % | 170.000 EUR |
Leasing/Vermietung | 124.000 EUR | 137.000 EUR | 21 % | 166.000 EUR |
Finanzen/Versicherungen | 139.000 EUR | 138.000 EUR | 19 % | 164.000 EUR |
EDV/Software | 113.000 EUR | 126.000 EUR | 29 % | 163.000 EUR |
Unternehmensberatung | 120.000 EUR | 133.000 EUR | 20 % | 160.000 EUR |
Gesundheitswesen | 120.000 EUR | 130.000 EUR | 20 % | 157.000 EUR |
Reisebüro/Verkehr | 113.000 EUR | 127.000 EUR | 22 % | 155.000 EUR |
Zeitarbeit/Wachdienste | 137.000 EUR | 133.000 EUR | 13 % | 150.000 EUR |
Werbung/Medien | 131.000 EUR | 119.000 EUR | 25 % | 149.000 EUR |
Gastronomie/Hotel | 111.000 EUR | 120.000 EUR | 24 % | 149.000 EUR |
Telekommunikation/Internet | 132.000 EUR | 123.000 EUR | 19 % | 147.000 EUR |
Ausbildung/Schulung | 123.000 EUR | 116.000 EUR | 19 % | 138.000 EUR |
Steuerberater/Wirtschaftsprüfer | 104.000 EUR | 117.000 EUR | 17 % | 137.000 EUR |
Architekten/Ingenieure | 114.000 EUR | 110.000 EUR | 18 % | 130.000 EUR |
Spedition | 105.000 EUR | 106.000 EUR | 20 % | 127.000 EUR |
Reinigung | 112.000 EUR | 104.000 EUR | 22 % | 127.000 EUR |
Immobilien | 104.000 EUR | 102.000 EUR | 20 % | 122.000 EUR |
Bauträger | 97.000 EUR | 105.000 EUR | 15 % | 121.000 EUR |
Sonstige Dienstleister | kein Vergleichswert | 95.000 EUR | 26 % | 120.000 EUR |
Umwelttechnik/Entsorgung | 115.000 EUR | 100.000 EUR | 18 % | 118.000 EUR |
Digitales: Smart Family – von Ausstattern zu Rund-um-Dienstleistern
Unter Smart Family werden alle Technologien, digitalen Produkte (Gadgets) und Dienstleistungen zusammengefasst, die im Zusammenhang mit der Familie und dem Familienleben eine Rolle spielen – von der digitalen Spiel-Konsole über den Time-Manager zur Optimierung des famliären Zusammenlebens bis hin zu Hobby-Ausstattungen – Skate-Boards, die sich Routen merken, Apps, die Herz-Kreislauf-Werte aufzeichnen und gefährliche Situationen selbst erkennen – und sportlicher Kleidung, die sich selbst reinigt und die Hautwerte misst und ggf. mit frischer Luft versorgt. Dazu gehören Informations-Systeme, mit denen die Eltern stets den Aufenthaltsort ihrer Kinder kennen und die benachrichtigen, sobald Kinder die vorgegebenen Pfade verlassen. Dazu gehört das Thema Kleidung – von der häuslichen Mode-Kaufhaus-App, über Modeberatung bis hin zur fotografischen Selbstvermessung für die individualisierte Schuh- oder Kleiderproduktion – Losgröße 1.
Beispiele: Die Modeberatung Outfittery stellt mode-muffligen Männern Outfits zusammen. Die können zu Hause kostenlos anprobieren und kaufen nur das, was ihnen wirklich gefällt (Curated Shopping). Die Firma Speedfactory setzt in der vollautomatisierten, Roboter gesteuerten Produktion Kunden-Designwünsche für den individuellen Sportschuh unter Einsatz von 3D-Druckern in kürzester Produktionszeit um. Die japanische Modemarke Zozo bietet individualisierte Kleidungsstücke (T‑Shirts, Hemden, Hosen), die anhand der persönlichen Maße angefertigt werden, die der Kunde mit einem Spezialanzug per App erfasst und sofort an den Hersteller übermittelt wird. Derzeitige Produktionszeit: 2 bis 3 Wochen.
GmbH-Vertrag: Wichtige Beschlüsse zum Jahreswechsel 2019
In vielen GmbHs nutzen die Gesellschafter die jährlichen Beschlussfassungen zum Jahresende (Erteilung einer Pensionszusage, Änderung des Geschäftsführer-Anstellungsvertrages) auch dazu, um überfällige Anpassungen und Änderungen des GmbH-Gesellschaftsvertrages (auch genannt: Änderung der Satzung) zu beschließen. Zum Beispiel …
- die Umwandlung von Gewinnrücklagen in Stammkapital (Kapitalerhöhung),
- die Umwandlung der Unternehmergesellschaft in eine Voll-GmbH (Kapitalerhöhung auf 25.000 EUR),
- eine Erweiterung des Gegenstandes der GmbH, z. B. um neue Geschäftsfelder rechtssicher zu erschließen, oder
- die Teilung von Geschäftsanteilen nach einem Erbfall.
Diese Beschlüsse müssen notariell beurkundet werden und zum Handelregister gemeldet und dort eingetragen werden. Vor Eintrag prüft das Registergericht, ob es Anzeichen für eine fehlerhafte Beschlussfassung oder für andere Gründe für eine eventuelle Anfechtbarkeit oder Nichtigkeit gibt (Verstoß gegen Formvorschriften, Verletzung von Minderheitenrechten usw.).
Die Rechtslage: Im Außenverhältnis wird die Änderung des GmbH-Vertrages erst nach Beurkundung und mit der Eintragung ins Handelsregister wirksam (Lutter/Hommelhoff, Kommentar GmbH-Gesetz zu § 54 Randziffer 12). Im Innenverhältnis sind die Gesellschafter und die Organe (also der oder die Geschäftsführer) an den Änderungsbeschluss auch schon vor der Eintragung ins Handelsregister gebunden. Die Gesellschafter können in der Zeit bis zur Eintragung aber darüber mit einfacher Mehrheit entscheiden, wie das im Einzelfall gehandhabt werden soll (Lutter/Hommelhoff, a.a.O. zu § 54 Rz. 14).
Marketing: Facebook-Like kann unerlaubte Werbung sein
Bei dem Eintrag auf der Facebook-Seite eines Autohauses, mit dem das Autohaus einen Testbericht für ein dort verkauftes Fahrzeug „teilt”, handelt es sich um Werbung (OLG Celle, Urteil v. 8.5.2018, 13 U 12/18).
Recht: Gesellschafter-Geschäftsführer darf über seine Freistellung mitbestimmen
Der Gesellschafter einer GmbH ist bei seiner Wahl und Bestellung zum Geschäftsführer nicht vom Stimmrecht ausgeschlossen. Das gilt so auch für den Gesellschafterbeschluss über eine spätere Freistellung des Geschäftsführers – auch unter Anrechnung seiner Urlaubsansprüche (OLG Hamm, Urteil v. 19.7.2018, 27 U 14/47).
GmbH/Bewertung: der aktuelle Basiszins für das vereinfachte Ertragswertverfahren
GmbH-Anteile, die nicht notiert sind und für die es keine vergleichbaren Marktwerte gibt, werden in der Regel für steuerliche Zecke und je nach Vereinbarung im Gesellschaftsvertrag zur Berechnung eines Verkaufspreises nach dem vereinfachten Ertragswertverfahren bewertet (§ 203 BewG). Der dabei verwendete Basiszinssatz wird jährlich durch die Deutsche Bundesbank festgesetzt. Er beträgt seit 1.1.2016 und damit auch für das kommende Geschäftsjahr 2019 1,10 % (BMF-Schreiben vom 4.1.2016, IV C 7 S 3102/07/10001).
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