Seriöse Studien (z. B. CEPR oder ifo-Institut) erwarten aus dem Freihandelsabkommen TTIP zwischen der EU und den USA einen jährlichen Wachstumseffekt von 0,4 bis 0,5 % für den Euro-Raum bis ins Jahr 2027. Dem steht ein Rückgang des Leistungsaustauschs innerhalb der EU und insbesondere mit den südeuropäischen Ländern gegenüber. Laut Studien resultiert das Wachstum dabei weniger aus dem Abbau von Zöllen denn aus dem Abbau sog. nichttarifärer Handelshemmnisse. Dabei geht es um Normen, Sozial- und Umweltstandards, Ausschreibungen öffentlicher Aufträge, Verbraucherschutz, aber auch um den Investitionsschutz und damit um Eingriffe in die Justizhoheit der Länder (vgl. Nr. 48/2015). …
Fakt ist: Selbst die Experten – sprich Fachanwälte für Wirtschafts- und Handelsrecht – tun sich in der Beurteilung des Vertragswerks schwer. Das liegt zum einen daran, dass nicht klar ausgewiesen ist, was bereits beschlossener Vertragstext ist und welche Passagen noch zur Disposition stehen. Das liegt aber auch daran, dass es lediglich streng reglementierte Einsichtsmöglichkeiten in das Vertragswerk gibt – so können nur Parlamentarier und wenige Autorisierte das Vertragswerk in der englischen Originalfassung einsehen. Das gibt Kritikern Recht, die mangelhafte Transparenz beklagen. Auch unserer Redaktion ist es bislang nicht gelungen, sich ein zuverlässiges, umfassendes und seriöses Bild vom geplanten Gesetzeswerk zu machen. Eine stichhaltige Begründung, warum die Verhandlungen hinter strengstens verschlossenen Türen stattfinden, ist u. E. nicht plausibel darzustellen.