Keine Frage: Das 3:2 gegen ManU animierte schon ein wenig zu einer Meisterfeier. Dennoch: Rund 10.000 Bayern-Fans bahnten sich direkt nach dem Spiel den Weg zum Marienplatz. Pepe wurde über die Feuerleiter auf den schmucken Balkon des prunken Rathausbaus nach oben gereicht. Rummenigge gar am Schal hochgezogen. Unten formierte sich die Menge zu Abertausenden. Basti brüllte wie im Rausch ins Mikro, das man ihm vor die Nase hielt: „Ohne euch wären wir gar nichts“. Nur einer fehlte: Der BOSS. So war es nur eine Frage von Minuten, bis die Meute spontan – bewaffnet mit Bayern Flaggen, Bierdosen und martialisch zu Stricken geformten Fan-Schals durch die Kaufinger Straße Richtung Stachus drückte. Russische Touristinnen vor sich hertreibend, die um ihre prall gefüllten Tragetaschen bangten. Kreischende Teenies brüllten in ihre Smartphones um Hilfe. In Minutenschnelle lag ein Hauch vom Maidan über der Stadt. Schaufenster zerbarsten. Die losfeil gebotenen Audis lagen blitzschnell und ausgebrannt auf dem Kopf. Nagelneue Schuhkästen, T‑Shirts, Hemden und ganze Anzüge flogen aus den Fenstern der geplünderten Kaufhäuser rechts und links der Neuhauser Straße in die Lüfte. Die Bullen waren machtlos und langsam dämmerte ihnen, was die Fans wollten. Zum Landgericht – den BOSS befreien. Wie vom Pulk Ameisen wurden die Treppen des erwürdigen Gerichtsbaus Fahnen schwenkend überrannt. Türen und Fenster kippten wie Streichholz nach innen. Bald flogen Akten und PCs aus den Fenstern – vermutlich auch die 3.146 aus dem Verfahren gegen die Landesbank. Draußen türmte man Alles zu einem großen Scheiterhaufen, der bis tief hinein in die Nacht helles Licht über der Stadt verbreitete. Jetzt ging es nur noch darum, die Kanzlerin zu stürzen und Neuwahlen durchzusetzen. Der BOSS wird kandidieren.
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