„Wetten Sie auch auf Preiserhöhungen von Rohstoffen?“. Was für viele mittelständische Unternehmen in den Krisenjahren 2007 bis 2009 letzter Rettungsanker war, wird jetzt unmittelbare wirtschaftliche Bedrohung. In der Tat: Ich selbst kenne einige Unternehmen, die die rückläufigen Umsatzzahlen in diesen Jahren nur mit Spekulationsgeschäften auf den Finanzmärkten – finanziert aus den Rücklagen –überstehen konnten. Jetzt müssen sich Unternehmen darauf einstellen, dass die Spekulationen Wirkung zeigen und in den nächsten Monaten die Preise auf breiter Front steigen werden. Lesen Sie, wie Sie jetzt am besten reagieren >
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen lassen hier nicht Gutes ahnen:
- Die zur Bewältigung der Finanzkrise mächtig angestiegene Geldmenge sorgt für einen ganz allgemeinen „Inflationsdruck“ (vgl. dazu auch Volkelt-Brief Nr. 51/2010),
- In Ermangelung anderer Märkte haben die professionellen Anleger mehr und mehr die Rohstoffmärkte als Spekulationsobjekt entdeckt – auch hier wird seit längerem auf steigende Preise gewettet.
Erste Anzeichen sind unterdessen auch schon statistisch nachzuweisen. So stiegen die Verbraucherpreise im Dezember um 2,2 % – laut Europäischer Zentralbank (EZB) ist das deutlich mehr als bisher erwartet. In Deutschland stiegen die Großhandelspreise im Jahresdurchschnitt 2010 um rund 5,9 % – das ist der höchste Wert seit 30 Jahren. Alleine im Dezember 2011 stiegen die Großhandelspreise gegenüber dem Dezember 2010 um 9,5 %. Tendenz: weiter steigend. Einzelne Produktgruppen (z. B. Molkereiprodukte) stiegen sogar um 30% und mehr, auch einzelne Rohstoffe stiegen binnen Jahresfrist um 50 und mehr Prozent). Auch auf den Märkten Energie und in der Geldwirtschaft (Zinsen) müssen Sie für das laufende Jahr mit überproportionalen Preissteigerungen rechnen.
Das bedeutet im Klartext: Wurde das Thema Inflation 2010 noch als „theoretische“ Bedrohung diskutiert, so ist die Geldentwertung und die Preissteigerung zum Jahresbeginn 2011 ganz schnell und plötzlich zur realen Rechengröße für viele Unternehmen geworden – und zwar insbesondere für alle die Unternehmen, die bei der Leistungserbringung auf die Beschaffungsmärkte angewiesen sind (Produktion) oder die mit Preisspannen und Veränderungen kalkulieren müssen (Groß- und Einzelhandel). Hier gilt es ab sofort, vorsorgliche Maßnahmen zu treffen, damit die Preissteigerungen nicht zu Erlös- bzw. Ertragseinbußen führen.
Für die Praxis: Als Geschäftsführer sind Sie gut beraten, frühzeitig zu reagieren und die einzelnen verantwortlichen Mitarbeiter und Abteilungen richtig vorzubereiten. Nur so können dann die Weichen in die richtige Richtung gestellt werden. Beispiele: Substitution von Vorprodukten (Produktion), Anpassungen oder Ergänzungen des Sortiments (Einkauf), Neuorganisation der Beschaffung (Controlling, Einkauf, Vorräte, Spekulationsgeschäfte), Fremdkapitaloptimierung (Finanzen, Cash-Pool, Private Equity), Energieeinspar-Maßnahmen (Technik), Bildung von Einkaufsgemeinschaften (Vertrieb), Kontrollierte Preiserhöhung und ‑weitergabe (Marketing), Anpassen der Kalkulationsansätze (Controlling), Anpassen der AGB zur Weitergabe von Preiserhöhungen auf den Beschaffungsmärkten (Recht).