Strategie: Nutzen Sie die 10%-Erfolgs-Formel + Geschäftsführer-Pflichtversicherung: Rechtslage wird immer unklarer + Einzelhandel-GmbHs: Neue Vergleichszahlen für Geschäftsführer-Gehälter + Fuhrpark: Die richtige Strategie gegen die Blaue Plakette + GmbH-Recht: Gericht entlastet Geschäftsführer + NEU: GmbHs mit Kasse – übersichtliches Merkblatt + BISS …
Der Volkelt-Brief 47/2016 > Download als PDF - lesen im „Print”
Freiburg 18. November 2016
Sehr geehrte Geschäftsführer-Kollegin, sehr geehrter Kollege,
Erfolgsformeln bringen komplizierte Sachverhalte auf den Punkt. So wie Nicola Leibinger-Kammüller, Vorsitzende der Geschäftsführung des mittelständischen Maschinenbau-Globalisten Trumpf GmbH & Co. KG und Merkel-Beraterin, vor wenigen Tagen im Vortrag vor mittelständischen Unternehmern. Erfolgsgaranten der Trumpf-Gruppe sind danach zwei Faktoren. Zum einen setzt man in Stuttgart/Ditzingen auf Wachstum und zwar mit ambitionierten 10 %. Das ist nur zu erzielen, wenn man konsequent 10 % des Umsatzes in Forschung und Entwicklung steckt – in neue Produkte, in Prozesse, Verfahren und in die Mitarbeiter. Die Erfolgsstory des Mittelständlers gibt ihr Recht. Was für den großen Mittelständler richtig ist, ist für kleinere Unternehmen zwar kein Muss – kann aber so ganz falsch nicht sein.
Geschäftsführer-Pflichtversicherung: Rechtslage immer unklarer
So eben mal 7 Mrd. € Mehreinnahmen könnte die Deutsche Rentenversicherung (DRV) gegen die Altersarmut gut gebrauchen. Das wären in etwa die Mehreinnahmen, wenn sich der Gesetzgeber dazu entschließt, die nicht pflichtversicherten GmbH-Geschäftsführer in die DRV einzubeziehen (vgl. Nr. 25/2016). Die Rechnung ist einfach: Von den ca. 1,2 Mio. GmbH-Geschäftsführern sind ca. 500.000 nicht beitragspflichtig. Bei einer Beitragsbemessungsgrenze von 6.359 € (2017) und einem Beitragssatz von 18,7 % ergibt das zusätzliche Beiträge in Höhe von 7,12 Mrd. €. Aus Sicht der Politik bedeutet das: Durch die Belastung einer relativ kleinen, gut verdienenden Gruppe könnte man breiten Teilen der Bevölkerung zusätzliche Leistungen zukommen lassen. Die Abgrenzung zwischen sozialversicherungspflichtigem und dem –nicht-pflichtigem Geschäftsführer wird in der Praxis immer komplizierter. Tendenz: Nach derzeitiger Rechtslage kommt es immer öfter zu einer aufwendigen, sich u. U. über 3 Gerichtsinstanzen hinziehenden Einzelfallprüfung, deren Ausgang zum Vabanquespiel wird.
Aktueller Fall: Das Sozialgericht Reutlingen hat 2 Minderheits-Gesellschafter-Geschäftsführer als nicht sozialversicherungspflichtig eingestuft, weil laut Gesellschaftsvertrag die Änderung der Geschäftsführer-Anstellungsverträge bzw. die Berufung und Abberufung von neuen Geschäftsführern nur mit deren Zustimmung möglich ist (Urteil vom 28.6.2016, S 8 R 1775/14). Die DRV wird das so nicht hinnehmen und in die nächste Instanz gehen. U. E. ist der Fall dazu geeignet, dass das BSG hier Klartext redet und von der Politik klare Kriterien für die sozialversicherungsrechtliche Einstufung von Gesellschafter-Geschäftsführern einfordern wird. Wahrscheinlich auf Kosten der Geschäftsführer.
Einzelhandel-GmbHs: Vergleichszahlen für Geschäftsführer-Gehälter
Die BBE-Media hat die neuesten Zahlen zur Geschäftsführer-Vergütung 2016 vorgelegt. Wir haben die Zahlen für Einzelhandel-GmbHs etwas genauer unter die Lupe genommen. Besonderheiten:
- Je nach Segment ist die Gehalts-Entwicklung sehr unterschiedlich. In erster Linie liegt das daran, dass kleinere Einzelhandel-GmbHs stark von der Person des Geschäftsführers und dem jeweiligen Kundenstamm geprägt sind.
- Insofern ist ein starker Einbruch (- 6,7 % Lebensmittel/Reformhaus) ebenso wenig signifikant wie die größte verzeichnete Steigerung (+ 23,8 % Raumausstattung/Wohntextilien). Hier dürfte die Datenbasis nicht mehr hergeben.
- Bei den Zahlen handelt es sich um Durchschnittszahlen. In der Praxis gibt es die unterschiedlichsten Betriebsgrößen – von der Kleinst-GmbH mit unter 500.000 € Umsatz bis zur GmbH mit 25 Mio. € und mehr Umsatz im Jahr.
- Das Gesamt-Niveau ist zufrieden stellend bis gut. Bei den unten genannten Werten handelt es sich um die Festbezüge. Zusätzlich wird in drei von vier Einzelhandel-GmbHs eine Tantieme gezahlt und zwar im Durchschnitt in Höhe von 16 % der Festbezüge. Hier die aktuellen Vergleichszahlen der Geschäftsführer im Einzelhandel:
Branche | Fest-Gehalt 2014/2015 | Fest-Gehalt 2015/2016 | Differenz | Gesamtvergütung inkl. Tantieme (16 %) |
Bekleidung/Lederwaren | 111.000 € | 108.000 € | - 2,8 % | 125.000 € |
Elektro/UE/PC | 109.000 € | 106.000 € | - 2,8 % | 123.000 € |
Heimwerker/Gartencenter | 109.000 € | 108.000 € | - 1,0 % | 125.000 € |
Kfz-Handel/Handwerk | 103.000 € | 107.000 € | + 2,8 % | 124.000 € |
Lebensmittel/Reformhaus | 165.000 € | 154.000 € | - 6,7 % | 178.000 € |
Möbel/Küchen | 106.000 € | 108.000 € | + 1,8 % | 125.000 € |
Onlinehandel | 108.000 € | 107.000 € | - 0,3 % | 124.000 € |
Raumausstattung/Wohntextilien | 105.000 € | 130.000 € | + 23,8 % | 151.000 € |
Schuhe | 114.000 € | 116.000 € | + 1,7 % | 134.000 € |
Sport-/Spielwaren | 137.000 € | 135.000 € | - 1,5 % | 156.000 € |
Sonstiger Einzelhandel | 99.000 € | 107.000 € | + 8,0 % | 124.000 € |
Beträge auf volle Tausend gerundet. Quellen: BBE Media Gehaltsumfrage 2015/2016, eigene Analysen
Fuhrpark: Die richtige Strategie gegen die Blaue Plakette
Die EU erhöht den Druck, um die Schadstoffbelastung in den Städten zu reduzieren – auch in Deutschland (Stuttgart). Jetzt haben die Grünen einen Verordnungsentwurf vorgelegt, wonach die Blaue Plakette in Deutschland flächendeckend umgesetzt werden kann (vgl. Nr. 24/2016). Dann können die Kommunen Innenstädte für Fahrzeuge sperren, die die Euro-6-Vorgaben nicht erfüllen (BR-Drucksache 617/16).
Folge: Die meisten Dieselfahrzeuge erreichen diese Norm nicht. Es ist auch nicht davon auszugehen, dass diese Norm erreicht wird. Benziner können bereits ab der Euro-Norm 3 die blaue Plakette erhalten. Mit Einführung des Ampelmodells sind nur noch Fahrzeuge mit grüner Plakette in 51 von insgesamt 53 Umweltzonen zugelassen. Der Bundesverband Fuhrpark-Management warnte bereits mehrfach: „Dann können einige Unternehmen einen Großteil ihrer Fuhrparks nicht mehr einsetzen“.
GmbH-Recht: Gericht entlastet Geschäftsführer
Hat ein Notar bei den einer Gesellschafterliste zugrunde liegenden Veränderungen (Kauf eines GmbH-Anteils) mitgewirkt, verdrängt die Notarpflicht zur Einreichung der Gesellschafterliste die entsprechende Pflicht des Geschäftsführers (KG Berlin, Beschluss vom 7.7.2015, 22 W 15/15).
NEU: GmbHs mit Kasse – übersichtliches Merkblatt
Zum Jahresende endet die Übergangsfrist für elektronische Kassen, die nicht den neuen Standards für manipulationssichere Kassensysteme bzw. für die ordnungsgemäßen Aufbewahrungspflichten entsprechen (vgl. Nr. 31/2016). Die rechtlichen Grundlagen dazu sind in mehreren BMF-Schreiben vorgegeben. Jetzt hat die Oberfinanzdirektion (OFD) Karlsruhe in einem übersichtlichen Merkblatt die wesentlichen Vorschriften in verständlicher Form zusammengefasst – auch die genauen Vorgaben für die Übergangsregelungen und die jeweiligen Aufbewahrungsfristen (OFD Karlsruhe, Merkblatt vom 31.10.2016).
Mit besten Grüßen
Lothar Volkelt
Herausgeber + Chefredakteur