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Volkelt-Briefe

Konjunktur: Prognosen sind nur Prognosen

Zum Jah­res­en­de 2018 pro­gnos­ti­zier­ten wir an die­ser Stel­le: ACHTUNG: In der Auto­mo­bil­bran­che sind Kapa­zi­täts­an­pas­sun­gen ange­sagt”. Letz­te Woche zitier­ten wir den Chef der Bosch-Mobi­li­täts­spar­te Ste­fan Har­tung mit: „Die Auto­mo­bil­pro­duk­ti­on wird bis 2025 nicht mehr wach­sen”.  Damit ist bereits eine wich­ti­ge Rah­men­be­din­gung für 2020 gesetzt. Wie sich das und alle ande­ren Rah­men­be­din­gun­gen der Welt­wirt­schaft auf die deut­sche Wirt­schaft aus­wir­ken wer­den, ist der­zeit von Nie­man­dem – auch nicht vom geball­ten Exper­ten­rat – zu beant­wor­ten. Eini­ge Eck­da­ten las­sen sich aber mit einer gewis­sen Prä­zi­si­on vorhersehen:

  • Die Infla­ti­ons­ra­te für das lau­fen­de Geschäfts­jahr liegt nach Desta­tis bei 1,4 % und wird nach den Ein­schät­zun­gen des Sta­tis­ti­schen Bun­des­am­tes in 2020 bei 1,5 % und in 2021 bei 1,6 % lie­gen. Damit ist die Ziel­mar­ke der Euro­päi­schen Zen­tral­bank (EZB) von 2,00 % deut­lich unter­schrit­ten. Abseh­bar ist, dass die Nied­rig­zins­po­li­tik der EZB wei­ter unter Druck steht. Stich­wort: Bil­li­ges Geld. Aber: Die EZB hat bereits ange­kün­digt, dass die Zin­sen bis Mit­te 2020 bei Null-Pro­zent ein­fro­ren bleiben.
  • Zin­sen: An der Zins­front wird sich (sie­he oben) zunächst nichts ände Die EZB wird die (noch) sta­bi­le Kon­junk­tur nicht belas­ten. Dafür spricht auch die unge­bremst hohe Ver­schul­dungs­quo­te der EU-(Süd-)Staaten. Das kann sich aber schon in der 2. Jah­res­hälf­te 2020 ändern. Inves­ti­tio­nen in Gewer­be-Immo­bi­li­en blei­ben eine Opti­on, um Rück­la­gen für die Zukunft zu bilden.
  • Prei­se: Vie­le Unter­neh­men konn­ten in 2019 sogar mit sin­ken­den Groß­han­dels­prei­sen rech­nen. Desta­tis ermit­telt für Okto­ber 2019 gegen­über dem Vor­jah­res­wert ein Absin­ken um – 2,4 %. Den größ­ten Ein­fluss auf die Gesamt­ent­wick­lung hat­ten dabei die Preis­sen­kun­gen im Groß­han­del mit fes­ten Brenn­stof­fen und Mine­ral­öl­er­zeug­nis­sen (- 13,4 %). Kal­ku­lie­ren Sie für 2020 trotz­dem mit (leicht) stei­gen­den Energiekosten.
  • Kal­ku­la­ti­on: Die Prei­se für Roh­stof­fe und Vor­pro­duk­te sind in 2019 nur mode­rat gestie­gen (+ 1,3 %). Die­ser Trend wird sich auch in 2020 fort­set­zen. Die Deut­sche Indus­trie­bank (IKB) rech­net mit einer durch­schnitt­li­chen Preis­stei­ge­rung für Roh­stof­fe und Vor­pro­duk­te von nur noch + 1,2 %.
  • Wirt­schafts­wachs­tum: Bleibt auf Schrumpf­kurs. Bun­des­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um und die  rele­van­ten Wirt­schafts­for­schungs­in­sti­tu­te rech­nen – nach mehr­ma­li­gen Kor­rek­tu­ren nach unten – für 2019 nur noch mit einem Wachs­tum von 0,5 %. Für 2020 wird den­noch ein Wachs­tum von 1,0 % pro­gnos­ti­ziert. Wie rea­lis­tisch das ist, wird sich spä­tes­tens im Früh­jahr 2020 her­aus­stel­len. In der Gesamt­wür­di­gung ste­hen die  Zei­chen auf „Abschwung”.
Ob Pro­gno­sen für eine neue Finanz­kri­se, Visio­nen zur Dis­rup­ti­on gan­zer Bran­chen oder Zusam­men­bruch des Welt­han­dels durch ego­ma­ne Poli­tik: Wich­tig ist, sich in den wirt­schaft­li­chen Ent­schei­dun­gen von die­sen Sze­na­ri­en nicht beein­dru­cken zu las­sen. U. E. wird das Jahr 2020 eben­so unspek­ta­ku­lär anfan­gen wie das Jahr 2019 zu Ende gegan­gen ist. Die Rah­men­be­din­gun­gen für die deut­sche Wirt­schaft blei­ben eini­ger­ma­ßen sta­bil. Wie gehabt bleibt der Ein­fluss der Poli­tik auf die wirt­schaft­li­che Ent­wick­lung eher gering. Es gilt, das Geschäfts­mo­dell lau­fend auf den Prüf­stand zu stel­len, zu inves­tie­ren und offen zu sein für Neues.