Die Banken prognostizieren: „Der Welthandel lässt die Konjunktur auch 2018 boomen”. Die EU-Kommission erwartet für 2018 das stärkste Wachstum seit 10 Jahren. Der Internationale Währungsfond (IWF) rechnet mit einem langlebigen Aufschwung in Europa. Auch OECD und Bundesbank erhöhen die Wachstumsprognosen für Europa und Deutschland im nächsten Jahr. So gesehen besteht also kein Grund zur Skepsis. Erste Nebenschwaden am Horizont erkennt dagegen das Institut für Weltwirtschaft (IfW). Auf einen Nenner gebracht heißt es da: „Die Zuwachsrate des BIP dürfte 2,2 % in 2018 und 2,1 % im Jahr 2019 betragen. Damit nimmt die Überauslastung zu, was eine schmerzhafte spätere Korrektur wahrscheinlicher werden lässt. Die stark anziehende Konjunktur im Euroraum spricht für eine Abkehr der EZB von der Niedrigzinspolitik”.
Fakt ist, dass es einen so langen positiven Konjunkturzyklus für die deutsche Wirtschaft lange nicht gegeben hat. Fakt ist auch, dass die Abhängigkeiten in den globalisierten Märkten mit dazu beitragen, dass Schwankungen in einer Volkswirtschaft, in einem Segment oder in einem partiellen Markt durch positive Entwicklungen in anderen Märkten aufgefangen werden – es also eine klassische Konjunkturentwicklung mit den Phasen Aufschwung, Boom, Abschwung, Rezession so nicht mehr gibt und nicht mehr geben wird.
Die Inflationsrate für 2017 liegt nach Destatis bei 1,7 % und wird nach den Einschätzungen des Statistischen Bundesamtes auch in 2018 bei ebenfalls 1,7 % und in 2019 bei 1,8 % liegen. Damit ist das Stabilitätsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von 2,00 % annähernd erreicht. Folge: Die Bankenaufseher werden wohl bis auf weiteres keinen Anlass sehen, die Leitzinsen zu erhöhen. Andere Prognosen – z. B. die Deutschen Sparkassen – sehen einen Trend zu steigenden Zinsen – beflügelt z. B. durch die Ankündigungen der (Ex-) FED-Chefin Janet Yellen, dass die Leitzinsen Ende 2019 bei 3,0 % stehen werden.
Vorgabe für 2018: So weit die gesamtwirtschaftlichen Rahmendaten. Kleinere Unternehmen sind gut beraten, sich für 2018 auf folgende Eckdaten einzustellen:
- Zinsen: An der Zinsfront wird sich zunächst nicht viel ändern. Die EZB wird die gute Konjunktur nicht abwürgen. Dafür spricht auch die ungebremst hohe Verschuldungsquote der EU-(Süd-)Staaten. Investitionen in Gewerbeimmobilien sind weiterhin eine Option, um Rücklagen für die Zukunft zu nutzen.
- Preise: Viele Unternehmen spüren seit dem 3. Quartal 2017 ein Ansteigen der Großhandelspreise. Destatis ermittelt für September 2017 gegenüber dem Vorjahreswert ein Anstieg um 3,4 %. Den größten Einfluss auf die Gesamtentwicklung hatte im September 2017 die Preissteigerung im Großhandel mit festen Brennstoffen und Mineralölerzeugnissen (+ 6,8 %). Kalkulieren Sie für 2018 mit weiter stark steigenden Energiekosten und Preissteigerungen für Rohstoffe. Nutzen Sie die KMU-Förderangebote zur Energieberatung.
- Kalkulation: Stellen Sie zusammen, wie viel, welchen Anteil und welche Kosten Sie in Rohstoffe und Vorprodukte investieren und welche Maßnahmen zur Sicherung getroffen sind. Die Absicherung erfolgt dabei in der Regel nicht durch Vorratseinkäufe oder spekulative Beschaffung. Vielmehr erfolgt die Abwicklung über entsprechende Finanz- und Versicherungsinstrumente. Also über Instrumente, die in der Einkaufsabteilung alleine nicht gehandelt werden können. Besser ist es, wenn neue Formen der Beschaffung gemeinsam vom Einkauf und dem Bereich Finanzen gemeinsam bewertet und umgesetzt werden. Fehlen eigene Fachkenntnisse sollten Sie den geforderten Abteilungen externe Fachberatung vermitteln.
Wenig Einfluss dürfte die Politik in Deutschland auf die konjunkturelle Zukunft haben. Bereits jetzt absehbar ist, dass die Wirtschaftspolitik für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in einer wie auch immer zusammengesetzten neuen Bundesregierung keinen besonderen Stellenwert einnehmen wird. Kleinere Unternehmen werden aber womöglich durch einen höheren Mindestlohn und den Rückkehranspruch nach Teilzeit weiter belastet. Zumindest für das erste Halbjahr 2018 ist ruhiges konjunkturelles Fahrwasser zu erwarten. Das ist eine gute Ausgangsposition für das Gesamtjahr 2018. Nutzen Sie die guten Zahlen zur Restrukturierung, wo es angesagt ist, und zur Modernisierung, wenn die Organisation an neue Standards angepasst werden muss (IT, Kommunikation, Arbeitsplätze, Fuhrpark, Schulungen). Viele Unternehmer tun sich – unter Verweis auf Ihr Erfahrungswissen – schwer damit, die eigenen Preise zu erhöhen. Dabei gilt: Steigt die Inflationsrate, müssen alle Unternehmen ihre Preise an die Entwicklung anpassen – früher oder später. Wer seine Preise als letzter anpasst, verliert die mit der Preiserhöhung zu verdienenden Marge. Darauf zu hoffen, dass der Markt den niedrig gehaltenen Preis mit zusätzlicher Nachfrage belohnt, ist leider mehr Wunsch denn realistische Option.