Unterdessen werden die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise immer deutlicher: Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) meldete bis gestern rund 470.000 Kurzarbeit-antragstellende Unternehmen. Hochgerechnet bei ca. 20 Mitarbeitern pro Unternehmen und einer Zuzahlung von ca. 1.500 EUR KUG, muss die Bundesagentur für Arbeit (BA) monatlich rund 14 Mrd. EUR zahlen. Bei einer Rücklage der BA von 28 Mrd. EUR ist absehbar, dass es schnell problematisch wird. Nachtrag: Stand heute (9.4.2020) haben 650.000 Unternehmen Kurzarbeit angemeldet. Statt 14 Mrd. EUR muss die BA damit monatlich – gemäß unserer Hochrechnung – mit einer Belastung von fast 20 Mrd. EUR rechnen.
Anmerkung der Redaktion: VW hat für 80.000 Mitarbeiter KUG beantragt / Daimler für ca. 100.000 Mitarbeiter / Lufthansa für ca. 87.000 Mitarbeiter / Audi und BMW: 26.500. Alleine diese 5 Unternehmen beschäftigen so viele Mitarbeiter wie 14.500 Unternehmen in der Durchschnittsberechnung.
Ein Umschwung deutet sich jetzt in der medizinischen Fachdiskussion an. In der ZDF-Talkshow Markus Lanz äußerte sich gestern Abend zu fortgeschrittener Stunde der Virologe und Direktor des Instituts für Virologie und HIV-Forschung an der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn Prof. Hendrik Streeck kritisch zur offiziellen medizinischen Expertise, insbesondere zur Methodik der Erhebung und Auswertung der Fallzahlen als Basis politischer Entscheidungen. Außerdem kritisiert er, dass sich die Politik einseitig von wissenschaftlicher Expertise (hier: Robert Koch Institut) habe beraten lassen und darauf verzichtet habe, koordiniert die gesamte Expertise aus allen betroffenen Fachbereichen einzuholen.
Insgesamt geht die Kritik damit in eine Richtung, die bisher nur von sog. Verschwörungstheoretikern wie dem Mediziner und SPD-Politiker Dr. Wolfgang Wodarg oder Prof. Sucharit Bhakdi (Mediziner und Facharzt für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie und über 22 Jahre an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz dazu tätig) geäußert wurde.
Streeck ist als Experte anerkannt, der die meisten Corona-Fälle in Deutschland aus erster Hand untersucht hat (Heinsberg) und dazu derzeit eine breit angelegt Studie erstellt, die dann – wie er sagt – fundierte Zahlen liefern kann. Streeck weist darauf hin, dass ihm selbst kein Fall bekannt sei, in dem der Virus „beim Frisör oder in der Gastronomie übertragen worden sei”.
Fazit: Wir bewerten dies als erste Kehrtwende in der Corona-Berichterstattung in den relevanten Medien. Auch andere seriöse Medien berichten unterdessen über Streecks kritische Einwürfe (z. B. Maischberger, Fokus, Stern TV, WAZ, Merkur, Express, jetzt sogar auch: Bild). Damit dürfte sich der Druck auf die Politik erhöhen, die politischen Vorgaben (Ausgangsbeschränkungen, Schließung von Schulen und Kindergärten, Schließung von Geschäften usw.) neu zu bewerten. Unsere Einschätzung: Nach Ostern werden die bisherigen Maßnahmen sukzessive abgebaut. Stellen Sie sich darauf ein, dass ab der 17. KW wieder Normalbetrieb herrscht … abgesehen von einer gewissen psychologischen Zurückhaltung der Menschen bzw. Konsumenten.
.
Vorschau > Volkelt-Brief 14/2020