Bei Unternehmensver- und ‑zukäufen kommt es nicht nur auf die Zahlen und Fakten aus dem Jahresabschluss oder dem Lagebericht des Unternehmens an. Auch die Bewertung von Kundenstrukturen oder die Marktchancen von Produkten, die Innovationsfähigkeit und das Know how eines Unternehmens wird dazu genutzt. Verbreitet ist die sog. balanced scorecard („ausgewogener Berichtsbogen“). Auch zur Bewertung und Steuerung von mittelständischen Unternehmen wird dieses Verfahren zunehmend angewandt.
Die balanced scorecard wurde ursprünglich mit dem Ziel eingeführt, die in Unternehmen mit finanziellen Größen gemessene Leistungsfähigkeit durch zusätzliche Informationen über die Kunden, die internen Geschäftsprozesse sowie die Anpassungsfähigkeit des Unternehmens zu ergänzen. Inzwischen wird dieses Verfahren in vielen Unternehmen …
auch als Instrument des strategischen Managements eingesetzt, insoweit kommt ihr auch die Funktion zu, die Auswertungen aus den unterschiedlichen Bereichen zu integrieren. Die Grundidee der balanced scorecard beruht auf der Annahme, dass eine eindimensionale Beschreibung und Steuerung eines Unternehmens aus dem Zahlenwerk des Rechungswesens der Realität nicht gerecht wird. Mit ihrer Hilfe sollen die wesentlichen Dimensionen eines Unternehmens abgebildet und die für die Steuerung des Unternehmens benötigten Informationen verfügbar gemacht werden. Die als relevant erachteten Dimensionen eines Unter-nehmens sind:
1. Finanzen: Die finanzielle Dimension eines Unternehmens wird traditionell in Jahres- oder Quartalsabschlüssen dargestellt. Sie beinhaltet Informationen über die Vermögens‑, Finanz- und Ertragslage eines Unternehmens.
2. Kunden: Eine kundenorientierte Sichtweise liefert Informationen über die Positionierung des Unternehmens in bestimmten Marktsegmenten, über die Kundenzufriedenheit oder die Kundenbindung.
3. Geschäftsprozesse: Auf Ebene der Geschäftsprozesse erfolgt die Beschreibung des Unternehmens anhand der einzelnen im Unternehmen implementierten Arbeitsabläufe.
4. Lernen/Wachstum: Die vierte Dimension beinhaltet sog. weiche Erfolgsfaktoren. Dieses sind die Motivation und der Ausbildungstand der Mitarbeiter, der Zugang zu relevanten externen Informationsquellen und die Organisation des Unternehmens.
Der grundsätzliche Aufbau der einzelnen Sichtweisen (Dimensionen) auf das Unternehmen mit Hilfe der balanced scorecard ist identisch. Er gliedert sich in die folgenden vier Schritte:
Strategien: Für jeden der vier Aspekte, unter denen das Unternehmen betrachtet wird, sind die strategi-schen Ziele zu formulieren. Das ist Aufgabe der Geschäftsführung. Für den Finanzbereich sind an dieser Stelle die Anforderungen der Investoren (Eigen- und Fremdkapitalgeber) sowie der Kapitalmärkte zu be-rücksichtigen. Darüber hinaus wird generell der langfristige ökonomische Erfolg, der das Überleben des Unternehmens sichert, als Zielsetzung betrachtet. Analog sind auch die strategischen Ziele im Hinblick auf die Kunden des Unternehmens (Kundenzufriedenheit, Kundenbindung), die Geschäftsprozesse (Festlegung der Bereiche für die Verbesserung von Geschäftsprozessen) sowie die weichen Faktoren des Unternehmens (Ausbildungsstand und Motivation der Mitarbeiter, Zugang zu wichtigen Informationen) abzuleiten.
Maßgrößen: Nachdem die Formulierung der strategischen Ziele abgeschlossen ist, sind in jedem Bereich geeignete Maßgrößen, die eine Messung des Zielerreichungsgrades zulassen, abzuleiten. Schwierigkeiten dürften im Wesentlichen bei der Messung der Anpassungsfähigkeit (Lernen/Wachstum) auftreten. Für den Finanzbereich beschränkt sich die Problematik auf die Auswahl geeigneter Kennzahlen für einzelne in den strategischen Zielen berücksichtigte Bereiche (Rendite, Liquidität, Wachstum).
Zielgrößen: Zu den im Einzelnen verwendeten Maßgrößen sind im Rahmen der Operationalisierung der strategischen Ziele konkrete Zielgrößen vorzugeben und auf der balanced scorecard auszuweisen.
Maßnahmen: Der vierte Abschnitt beinhaltet eine verbale Umschreibung der zur Erreichung der einzelnen strategischen Ziele ergriffenen Initiativen.