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Volkelt-Briefe

Trübe Aussichten: Die Prognosen der Experten im Überblick

Was da auf uns bzw. die Wirt­schaft zukommt, lässt sich aus der neu­es­ten Steu­er­schät­zung des Bun­des­fi­nanz­mi­nis­te­ri­ums (BMF) ansatz­wei­se erah­nen: Danach rech­net die Ber­li­ner Exper­ti­se bis zum Jahr 2023 mit ca. 53 Mrd. EUR weni­ger Steu­er­ein­nah­men für den Bund als bis­her geplant. Dar­aus lässt sich ein Wachs­tums­de­fi­zit im drei­stel­li­gen Mil­li­ar­den­be­reich pro­gnos­ti­zie­ren. Ob es sich dabei um opti­mis­tisch oder pes­si­mis­tisch ange­setz­te Zah­len han­delt, bleibt offen.

Auch die Ein­schät­zun­gen ande­rer renom­mier­ter Experten …

und die Anzei­chen der meis­ten  wis­sen­schaft­lich aner­kann­ten Indi­zes bestä­ti­gen die trü­ben Aus­sich­ten. Der IfO-Geschäfts­kli­ma­in­dex (vgl. zuletzt Nr. 14/2019) zeigt seit Mona­ten kon­ti­nu­ier­lich nach unten und hat mit 99,2 Punk­ten einen erneu­ten Tiefst­stand seit 2017 erreicht. Zwar basiert der Index auf den sub­jek­ti­ven Erwar­tun­gen von rund 9.000 Unter­neh­mern. Den­noch: Der ste­ti­ge Abwärts­trend belegt, dass neben den Zah­len Unsi­cher­hei­ten und Ängs­te um sich grei­fen – was in der Regel zu einer Ver­stär­kung des Trends führt. Auch der Ein­kaufs­ma­na­ger-Index zeigt für die deut­sche Wirt­schaft stei­tig nach unten. Im Mai lag er bei ledig­lich 44,4 Pro­zent­punk­ten. Damit notiert der Index bereits seit drei Mona­ten unter der  Mar­ke von 50 Pro­zent­punk­ten, ab der Wachs­tum ange­zeigt wird.

Ganz schlech­te Zah­len zeig­ten zuletzt auch die Auf­trags­ein­gän­ge in der Indus­trie (hier: VDMA Maschi­nen­bau). Im März ver­feh­len die Bestel­lun­gen bereits zum vier­ten Mal nach­ein­an­der das Vor­jah­res­ni­veau. Sie gin­gen um 10 % zurück. Beson­ders stark sind die Ein­bu­ßen im Inland (- 15 %). Doch auch die Aus­lands­or­der ver­fehl­ten das Vor­jah­res­er­geb­nis deut­lich (- 8 %). Ande­re Signa­le kom­men ledig­lich aus der Bau­wirt­schaft und von der Gesell­schaft für Kon­sum­for­schung (GfK). Im Bau­haupt­ge­wer­be erwar­tet man für 2019 wei­ter­hin ein Umsatz­plus von 6 %. Die GfK rech­net auch in 2019 mit wei­ter stei­gen­den Ein­kom­men und hoher Kon­sum­be­reit­schaft. Hier wird eine Delle/Rezession frü­hes­tens ab Früh­jahr 2020 erwar­tet. Die aktu­el­le Finanz­markt­stu­die des Zen­trums für Euro­päi­sche Wirt­schafts­for­schung (ZEW) kommt zu dem Fazit: „Es herrscht eine Stim­mung, wie sie kurz vor einer Rezes­si­on auftritt”.

Nicht nur die Auto­mo­bil­in­dus­trie und die von der Aus­lands­nach­fra­ge beson­ders betrof­fe­nen Bran­chen (Maschi­nen­bau, Indus­trie­an­la­gen) haben sich auf die zu erwar­ten­de kon­junk­tu­rel­le Ent­wick­lung ein­ge­stellt und im ers­ten Schritt mit Ein­stel­lungs­stopps reagiert. Auch vie­le klei­ne­re und mitt­le­re Betrie­be hal­ten sich unter­des­sen zurück. Umge­kehrt: Wer (jetzt noch) bereit ist, neue Mit­ar­bei­ter ein­zu­stel­len, des­sen Chan­cen stei­gen, in Sachen Per­so­nal­pro­ble­me die Wei­chen für die nächs­ten Jah­re zu stel­len und zusätz­li­che, gut qua­li­fi­zier­te Mit­ar­bei­ter ein­zu­stel­len und an den Betrieb zu bin­den. Auch der Arbeits­markt kommt jetzt in Bewe­gung und bie­tet neue Chancen.

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