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BISS - DIE Wirtschafts-Satire

Energiewende

Nein, nein. Es ist nicht so wie Sie es den­ken: Grund­pfei­ler der Markt­wirt­schaft ist nicht die Ener­gie, also Koh­le, Erd­öl oder Strom oder Gas. Grund­la­ge unse­res Wohl­stan­des ist das Gesetz vom abneh­men­den Grenz­ertrag. Schon mal gehört? Für die Bier­trin­ker unter uns bedeu­tet das zum Bei­spiel, dass das ers­te Glas schön kühl und erfri­schend ist. Even­tu­ell das zwei­te auch noch. Das drit­te schon nicht mehr so ganz usw. All­ge­mein kann man sagen: Jedes wei­te­re Glas bringt rela­tiv weni­ger Erfri­schung als das vor­her­ge­hen­de. Bei den meis­ten ist nach rund 10 Glä­sern defi­ni­tiv Schluss. Eini­ge weni­ge schaf­fen es mit etwas Aus­dau­er bis direkt unter die Brü­cke. Genau umge­kehrt funk­tio­niert das mit den Grenz­kos­ten. Pro­du­ziert der Bier­her­stel­ler nur ein Glas Bier, ver­rech­net er die gan­zen Kos­ten für die Brau- und die Abfüll­an­la­ge auf das eine Glas, dann kos­tet das genau 1.000.000 €. Schafft die Anla­ge aber 1.000.000 Glä­ser bei Voll­aus­las­tung, kos­tet das Glas Bier nur noch 1 €. Sie möch­ten wis­sen, was das mit der Ener­gie­wen­de zu tun hat? Da las­sen wir Sie gar nicht lan­ge hän­gen. Ver­kauft der Bier­her­stel­ler z. B. nur 500.000 Kilo­watt­stun­den, kos­tet die Stun­de nach Adam Opel exakt 2 €. Ver­kauft er jetzt nur noch – z. B. weil alle Hart­z4-Haus­hal­te per Strom­spar-Fern­se­her mit einer Bild­schirm­dia­go­na­le von 305 Zen­ti­me­tern Sky gucken und gleich­zei­tig nur noch mit Strom­spar-Glüh­strah­lern das Wohn­zim­mer aus­leuch­ten – 250.000 Kilo­watt­stun­den, dann kos­tet die Kilo­watt­stun­de immer­hin 4 € und damit vier Mal so viel, als wenn alle sau­fen wie gedopt. Das Bei­spiel ist zwar nicht wirk­lich vor­bild­lich im erzie­he­ri­schen Sin­ne aber zumin­dest ver­steht das (fast) jeder. Bis auf den Ener­gie­mi­nis­ter. Der geht Milch­mäd­chen rech­nen­der Wei­se davon aus, das weni­ger Ver­brauch zu sin­ken­den Kos­ten für den Strom-Ver­brau­cher führt. Wo hat er das denn her? So wis­sen wir zwar, dass Juris­ten ein – wie sol­len wir sagen – Theo­rie las­ti­gen Blick aufs wirk­li­che Leben haben. Inso­fern ist Peter Alt­mai­er eini­ger­ma­ßen ent­las­tet. Aber die ande­ren aus der Uni­on hät­ten ihm das doch sagen müs­sen oder er hät­te ein­fach mal so ein biss­chen in Lud­wig Erhards „Wohl­stand für alle“ her­um­blät­tern sollen.