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Neue Rechtslage: Gericht erschwert Einziehung eines GmbH-Geschäftsanteils

Wenn Sie sich mit einem Ihrer Mit-Gesell­schaf­ter über­wor­fen haben und Rat bei einem Anwalt für Gesell­schafts­recht suchen, kann der Ihnen kei­ne ande­re Aus­kunft geben als: „Der Aus­schluss des Gesell­schaf­ters bzw. die Ein­zie­hung des GmbH-Geschäfts­an­teils kann immer nur das letz­te Mit­tel sein”. So die prak­ti­zier­te Rechts­la­ge, an der sich die Land- bzw. Ober­lan­des­ge­rich­te bei Kla­gen gegen die Ein­zie­hung eines GmbH-Anteils ori­en­tie­ren.  Pro­ble­ma­tisch ist eine Ein­zie­hung des Geschäfts­an­teils immer dann, wenn – was für die meis­ten GmbHs zutrifft – im Gesell­schafts­ver­trag kei­ne Ver­ein­ba­rung zum Aus­schluss- bzw. zur Ein­zie­hung fest­ge­legt wur­de. Aner­kann­te Aus­schluss­grün­de sind dann z. B.: Geis­ti­ge Stö­rung, dau­ern­de Erkran­kung, man­geln­de Kre­dit­wür­dig­keit, unge­ord­ne­te Ver­mö­gens­ver­hält­nis­se, der Ver­lust von im Gesell­schafts­ver­trag fest­ge­schrie­be­nen Eigen­schaf­ten, gra­vie­ren­de Ver­let­zun­gen der gesell­schaft­er­li­chen Treue­pflicht. Neben die­sen objek­tiv beleg­ba­ren Grün­den, die eine Ein­zie­hung des GmbH-Anteils recht­fer­ti­gen, müs­sen Sie nach einem neu­en Urteil des Bun­des­ge­richts­hofs (BGH) die finan­zi­el­len Aus­wir­kun­gen der Ein­zie­hung auf die GmbH berück­sich­ti­gen (BGH, Urteil v. 26.6.2018, II ZR 65/16).

Die neue Rechts­la­ge:

Steht im Zeit­punkt der Beschluss­fas­sung über die Ein­zie­hung eines Gesell­schafts­an­teils fest, dass das freie Ver­mö­gen der Gesell­schaft zur Bezah­lung der Abfin­dung nicht aus­reicht, ist der Ein­zie­hungs­be­schluss auch dann nich­tig, wenn die Gesell­schaft über stil­le Reser­ven ver­fügt, deren Auf­lö­sung ihr die Bezah­lung der Abfin­dung ermög­li­chen wür­de” (Zitat aus dem Urteil). Eine Aus­schlie­ßung ohne ver­trag­li­che Ver­ein­ba­rung im Gesell­schafts­ver­trag ist grund­sätz­lich nur im Wege eines gericht­li­chen Ver­fah­rens mög­lich. Vor­aus­set­zung dazu ist ein Gesell­schaf­ter­be­schluss mit der im Gesell­schafts­ver­trag dafür vor­ge­se­he­nen Mehr­heit über die Erhe­bung einer Aus­schluss­kla­ge – in der Regel genügt hier die ein­fa­che Mehr­heit der Stim­men. Der betrof­fe­ne Gesell­schaf­ter hat dabei kein Stimmrecht.

Das Urteil bezieht sich auf den Fall, dass der ein­ge­zo­ge­ne GmbH-Anteil als eige­ner Anteil der GmbH gehal­ten wird. Wird aber ver­ein­bart, dass der ein­ge­zo­ge­ne Anteil zu glei­chen Antei­len auf die Rest-Gesell­schaf­ter über­tra­gen wird und von denen die Abfin­dung für den aus­schei­den­den Gesell­schaf­ter antei­lig gezahlt wird, dürf­te die Rechts­la­ge anders aus­se­hen. Dann ist die finan­zi­el­le Lage der GmbH kein Hin­de­rungs­grund für die Ein­zie­hung des GmbH-Anteils. Ach­tung: An die­ser neu­en Rechts­la­ge wer­den sich auch die Ban­ken aus­rich­ten, wenn die GmbH die Abfin­dungs­zah­lung mit einem Bank-Dar­le­hen finan­zie­ren will. Im Klar­text: Dafür gibt es dann kein Geld von der Bank.

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