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Volkelt-Briefe

Krisen-Szenario: Angst ist kein Ratgeber für Unternehmer

Wer regel­mä­ßig die Medi­en ver­folgt, liest der­zeit selbst in den Eta­blier­tes­ten Über­schrif­ten wie: Angst vor der nächs­ten Kri­se (HB), Was wird aus der Ren­te(FAZ) oder Das End­spiel der Ban­ken­kri­se hat begon­nen (Deut­sche Wirt­schafts­nach­rich­ten). Die Stim­mung unter den Kol­le­gen ist aller­dings deut­lich gelas­se­ner. Der IfO-Gschäfts­­kli­ma-Index erreich­te zuletzt mit 109,5 Punk­ten einen Jah­res-Höchst­stand (vgl. Nr. 41/2016). Selbst die Bun­des­re­gie­rung kor­ri­gier­te das deut­sche Wachs­tums­po­ten­ti­al für 2016 um 0,1% auf 1,8 % nach oben. Die kon­junk­tu­rel­len Eck­da­ten für die deut­sche Wirt­schaft sind gut. Den­noch: Auf­ge­scho­ben ist nicht auf­ge­ho­ben. Eini­ge Kri­sen­her­de haben es in sich: …

  1. EU-Finan­zen: Weder die grie­chi­sche Kri­se noch die Ver­schul­dungs- und Wachs­tums­kri­sen der süd­eu­ro­päi­schen Län­der sind unter Kon­trol­le. Bereits eine gering­fü­gi­ge Er­höhung des Zins­ni­veaus kann den Kol­laps einleiten.
  2. Finanz­wirt­schaft: Die nied­ri­gen Zin­sen machen Ban­ken und Ver­si­che­run­gen zu schaf­fen. Neue Geschäfts­mo­del­le sind nicht in Sicht. Die EZB sieht kei­nen Hand­lungs­be­darf – auch um die maro­den Staats­fi­nan­zen zu schonen.
  3. Infra­struk­tur: In vie­len Städ­ten und Regio­nen ist der Ver­kehrs­kol­laps All­tag. Anspruch und Wirk­lich­keit beim Breit­band-Aus­bau lie­gen aus­ein­an­der und wer­den immer mehr zum Wett­be­werbs­nach­teil für ein­zel­ne Regionen.
  4. Mobi­li­tät: Die deut­sche Wirt­schaft lebt vom Auto. Der Umstieg auf Elek­tro-Mobi­li­tät belas­tet jetzt schon vie­le mit­tel­stän­di­sche Zulie­fe­rer. Die meis­ten müs­sen ihren Platz in den neu­en Tech­no­lo­gie-Lie­fer­ket­ten erst noch finden.
  5. Ener­gie­kos­ten: Die Rech­nung für den Umstieg auf die erneu­er­ba­ren Ener­gien und neue Net­ze ist noch nicht gemacht. Exper­ten rech­nen mit­tel­fris­tig mit stark stei­gen­den Prei­sen (CO2-Zuschlag) – auch für die Wirt­schaft (ab 2020).
  6. Arbeits­kos­ten: Der Wett­be­werb um immer weni­ger Arbeits­kräf­te und die stei­gen­den Kos­ten für Krank­heit und Ren­ten erhö­hen per­ma­nent den Druck auf die Lohn- und Lohnnebenkosten.
  7. Dazu kom­men die wirt­schaft­li­chen Risi­ken aus den Glo­ba­len Märk­ten, z. B. die tat­säch­li­chen Wir­kun­gen des Brexit oder die Ent­wick­lung in Chi­na. Auch poli­ti­sche Ent­wick­lun­gen (ara­bi­sche Welt, Bra­si­li­en, Argen­ti­ni­en, Russ­land) sind nicht aus­ge­stan­den. Auch die Wah­len in den USA und Deutsch­land dürf­ten aus Unter­neh­mer­sicht noch eini­ges Über­ra­schungs­po­ten­ti­al ent­hal­ten. Als Unter­neh­mer sind Sie es gewohnt, mit Unbe­kann­ten zu leben und zu arbeiten.
Nach den der­zei­ti­gen Pro­gno­sen für die Bun­des­tags­wahl 2017 kön­nen Unter­neh­mer davon aus­ge­hen, dass ten­den­zi­ell mehr für eine Fort­set­zung der Gro­ßen Koali­ti­on als für eine Mehr­heit von Rot/Rot/Grün spricht. Vor­teil aus Unter­neh­mer­sicht: Mit wirk­lich unlieb­sa­men Über­ra­schun­gen (Ver­mö­gens­steu­er, Belas­tung des Spit­zen­steu­er­zah­ler) müs­sen Sie dann nicht rech­nen. Nach­teil: Die Mehr­heit einer neu­en Gro­ßen Koali­ti­on könn­te eine Reform der Ren­ten­ver­si­che­rung anpa­cken und beschlie­ßen – mit wei­ter stei­gen­den Bei­trä­gen zu den Sozi­al­kas­sen und weit rei­chen­den finan­zi­el­len Aus­wir­kun­gen auch für Gesell­schaf­ter-Ge­­schäfts­­­füh­rer (vgl. Nr. 41/2016). Als Geschäfts­füh­rer sind Sie gefor­dert, mit Rea­lis­mus zu agieren.

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