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BISS - DIE Wirtschafts-Satire

ERGO

Zunächst ein­mal zum Ange­neh­men: Ergo ist ein ziem­lich unüber­sicht­li­cher Ver­si­che­rungs­kon­zern rund um die ehe­ma­li­ge Ham­burg-Mann­hei­mer (Herr Kai­ser) und ein Kind der „Munich Re“ und macht immer­hin 20 Mrd. Euros aus Ver­si­che­rungs­bei­trä­gen. Der Vor­stands­vor­sit­zen­de Chris­ti­an Died­rich ist Jurist und ver­dient rund 5 Mio. Euros. Putz­ar­bei­ten in der Düs­sel­dor­fer Zen­tra­le wer­den gestaf­felt ver­gü­tet. In den Stock­wer­ken 1 bis 15 gibt es den Min­dest­lohn für Leih­ar­bei­ter in der Bran­che Gebäu­de­rei­ni­gung. Der liegt der­zeit bei 8,82 € pro Stun­de. In den Stock­wer­ken 16 bis 32 gibt es einen Abschlag von 15 %. Weil hier oben die Aus­sicht so schön ist und von der Stech­uhr bis hier hoch schon mal 15 Minu­ten auf der Trep­pe ver­trö­delt wer­den. Einen Extra-Auf­zug für Putz­kräf­te gibt es näm­lich nicht. Die müs­sen zu Fuß hoch. In den Eta­gen ganz oben, wo die Luft dünn, schwei­negut (ent­schul­di­gen Sie) ver­dient wird und die Ries­ter-Ver­trä­ge umge­schrie­ben wer­den, darf noch nicht ein­mal der Weih­nach­stmann und schon gar­nicht der Staats­an­walt von drau­ßen rein. So weit der schö­ne Teil der Sache. Da sind dann noch die 20.000 haupt­amt­li­chen Ver­tre­ter. Die müs­sen ja auch irgend­wie belus­tigt wer­den. Die 100 bes­ten von ihnen bekom­men jedes Jahr eine beson­de­re Auf­merk­sam­keit. Man lässt sich da immer etwas Beson­de­res ein­fal­len. Etwa einen Opern­abend in Nea­pel oder ein Wochen­en­de­aus­flug nach Madrid, um end­lich ein­mal die wirk­lich tol­len Muse­en der Stadt (Hagia Sophia) ken­nen zu ler­nen. Kul­tur kann ja nie scha­den. 2011 war man in Buda­pest. Nach dem Alt­stadt-Rund­gang – so jeden­falls die offi­zi­el­le Ver­si­on des eigens dafür ein­ge­setz­ten inter­nen Unter­su­chungs­aus­schus­ses – wur­den eine klei­ne Grup­pe haupt­amt­li­cher Ver­tre­ter von jun­gen Unga­rin­nen wahr­schein­lich wegen ihrer adret­ten Erschei­nun­gen ange­spro­chen. Da aus sprach­li­chen Grün­den eine Ver­stän­di­gung kaum mög­lich war, kam es zu Miss­ver­ständ­nis­sen – wor­aus sich dann die sog. Sex­par­ty-Affä­re ent­wi­ckeln konn­te. Fest steht, dass eini­ge der anwe­sen­den Hos­tes­sen blaue und ande­re rote Arm­bänd­chen tru­gen. Nun bestand die Auf­ga­be der jun­gen Drü­cker­ko­lon­ne dar­in her­aus­zu­fin­den, was den Unter­schied aus­macht. Nach nur 5 Minu­ten war das Rät­sel gelöst. Gar nicht dumm die Jungs. Rein steu­er­recht­lich war die Sache nicht zu bean­stan­den. Die dafür fäl­li­gen 83.000 € durf­ten sozu­sa­gen anstands­los als Betriebs­aus­ga­ben für Heli­ko­pter-Rund­flü­ge abge­setzt wer­den. Kein Pro­blem. Spä­ter hat man dann noch her­aus­ge­fun­den, dass die Beloh­nung in Form von Sex auch schon auf diver­sen Füh­rungs­se­mi­na­ren am Zürich-See prak­ti­ziert wur­de. Erfin­der die­ses Ent­loh­nungs-Sys­tems soll übri­gens der Deut­sche Max Herold gewe­sen sein. Als der sei­ne ers­ten, müh­sam ver­dien­ten Pro­vi­sio­nen in den Bor­del­len Jamai­kas ver­prass­te, war ihm klar: Das ist die ein­zig wah­re Ent­loh­nung für den all­täg­li­chen Wahn­sinn an der Versicherungsfront.

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