Zugegeben: Die 20 Semester haben uns stutzig gemacht. Zusammen mit Kita, Vorschule, Grundschule und Gymnasium hat die gestandene Vierzigerin Andrea Nahles damit immerhin 70 % ihres nicht mehr ganz jungen Lebens auf der Schulbank, im Hörsaal oder allenfalls in der Mensa oder auf den diversen Semester-Eröffnungs –und Abschlussfeiern erlebt. Mithin eine Perspektive, die Verantwortung eher als philosophische Anspruchshaltung denn als gelebte Erfahrung kategorisiert. Immerhin versuchte sich Andrae Nahles zumindest an dem Thema „Walter Scotts Einfluss auf die Entwicklung des historischen Romans in Deutschland“ mit einer Promotion, die sie aber präventiv gegen Plagiatsvorwürfe vorsorglich erst gar nicht zu Ende führte. Eine Einsicht, die an sich schon ein Kompliment verdient hat. Walter Scott – so muss man in diesem Zusammenhang wissen – gilt als Shakespeare der Erzählung und mithin als Erfinder der Fernsehserie Ivanhoe.
Zurück zu Andrea Nahles: Aus vielen Talkshows wissen wir, dass sie von ihren konservativen Berufskollegen nach dem offiziellen Schluss der Debatte in ihrem roten Hosenanzug in einer Ecke alleine stehen gelassen wird. Da ist nichts zu machen und da hilft auch nicht der teuerste Smalltalk-Kurs. Jahrzehnte langes Schicksal der Chefs der Jungsozialisten, die ja im Vorhof des Kommunismus stehen und damit nicht sehr weit von der Hölle auf Erden entfernt sind. Geradezu anrührend kommt da die Vorstellung, dass Andrea privat in den einsamen Weiten der Eifel im elterlichen Gutshof Heimat und Glück gefunden hat. Und das gönnen wir ihr wirklich. Denn nicht immer hat es das Leben gut mit ihr gemeint. Nach einem Unfall ist sie zu 50% schwer behindert und lässt es keinen merken. Das verdient unser dickes Kompliment.