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BISS - DIE Wirtschafts-Satire

Preis-Gefluester

na dann Prost …

Es geschah zuletzt in der„Blauen Fisch­grä­te“ – einem Ham­bur­ger Nobel-Restau­rant mit Blick auf den Jung­fern­stieg und bekannt dafür, dass der Han­se­at hier Kon­fir­ma­tio­nen und ande­re Fami­li­en­fes­te fei­ert. Die weiß­rus­si­sche Gas­tro-Fach­kraft Anna­mil­ja hat­te mit­be­kom­men, dass sich Ree­der Sön­ke Feder­son – des­sen Fami­lie hier die Kon­fir­ma­ti­on von Töch­ter­chen Wieb­ke fei­er­te – und der per­si­sche Import-Expor­teur Amud Jah­ria – der hier die Ehe­schlie­ßung sei­nes Soh­nes Ach­med II fei­er­te – sich zusam­men in die Kel­ler­bar für ein paar Bier und Korn zurück­ge­zo­gen hat­ten. Auch, dass Feder­son die gemein­sa­me Rech­nung dafür begli­chen hat­te – inkl. quit­tier­tem Trink­geld.  Wie immer in sol­chen Fäl­len infor­mier­te Anna­mil­ja unver­züg­lich die ört­li­chen Kar­tell­be­hör­den – so wie sie es mit dem Pass­amt für ihre Auf­ent­halts- und Arbeits­ge­neh­mi­gung ver­ein­bart hat­te. Die fan­den dann schnell her­aus, dass die bei­den ihre Geschäf­te in ver­däch­tig „ver­wand­ten“ Bran­chen abwi­ckel­ten und allei­ne schon die ein­sei­ti­ge Ein­la­dung den Ver­dacht eines Kar­tell­ver­ge­hens unmit­tel­bar recht­fer­tig­te. Eine Kopie der Rech­nung wur­de zu den Unter­la­gen genom­men. Die Ton-Mit­schnit­te auf dem Mobil­te­le­fon gaben aller­dings nicht viel mehr als ein ganz all­ge­mei­nes „Gekrat­ze“ wie­der. Bei­des zusam­men genügt aber – so der zustän­di­ge Sach­be­ar­bei­ter der Kar­tell­be­hör­de – für einen Buß­geld­be­scheid in – sagen wir – in die­sem Fall in 5‑stelliger Höhe – „schrei­ben Sie mal 75.000 €“. Begrün­dung: Preis­ab­spra­che im ver­ti­ka­len Ein­fuhr-Kar­tell. Kein Ein­zel­fall: Geschieht nahe­zu täg­lich mit­ten unter uns in Deutsch­land und Euro­pa. Allein die EU-Kom­mis­si­on ver­häng­te 2010 Buß­gel­der in Höhe von 3,05 Mrd. Euro. Ree­der Feder­son trinkt seit­her Korn und Bier nur noch alleine.