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BISS - DIE Wirtschafts-Satire

Arriva

Sie wis­sen ja: Ita­li­en und Deut­sche Bahn AG gehö­ren mit­hin zu unse­ren Ste­cken­pfer­den. Heu­te nun ergibt sich die gera­de­zu genia­le Mög­lich­keit, die bei­den The­men zu ver­ei­ni­gen: Als der 11-jäh­ri­ge Mau­ro Moret­ti 1964 zum ers­ten Mal sei­ne Groß­el­tern besuch­te, war das eine hal­be Welt­rei­se – genau genom­men ging es mit der Bahn von Rimi­ni via Mila­no, Bern, Zürich und Stutt­gart nach Heil­bronn. Ein sein Leben prä­gen­des Rei­se-Erleb­nis. Das Unheil begann in Bolo­gna – der Streik des Wei­chen­stell­diens­tes ver­hin­der­te vor­erst die Wei­ter­fahrt. Den nächs­ten Tag und die dazu­ge­hö­ri­ge Nacht ver­brach­te der klei­ne Mau­ro in der Sozi­al­sta­ti­on. Unglück im Glück, da der Kon­trol­leur bei der Fahr­aus­weis­kon­trol­le zwi­schen Sin­gen und Donau­eschin­gen nicht wis­sen konn­te, dass das Aus­stel­lungs­da­tum der Fahr­kar­te auf­grund des Streiks um 2 Tage nicht mehr stimm­te. Was sich dann aber auf dem Poli­zei­re­vier und nach eini­gen Tele­fo­na­ten auf­klä­ren ließ. Noch mehr mach­te Mau­ro aller­dings zu schaf­fen, dass es ihn von Kopf bis Fuß juck­te – das hat kurz hin­ter Par­ma ange­fan­gen, als es bei 38 Grad in der Po-Ebe­ne zusam­men mit 14 ande­ren Män­nern, Mamas und Bam­bi­ni im Abteil etwas enger wur­de und Zecken und Flö­he leich­tes Speil hatten.

Jetzt – schlap­pe 45 Jah­re danach – hat Mau­ro sei­nen Kind­heits-Alb­traum end­gül­tig bezwun­gen. Ab sofort fährt er mit sei­ner ita­lie­ni­schen Eisen­bahn in Deutsch­land her­um. Für schlap­pe 170 Mio. Euros hat der jet­zi­ge Vor­stands­vor­sit­zen­de der Fer­ro­vie del­lo sta­to die DB-Toch­ter Arri­va gekauft: Für 20 Cent pro Pas­sa­gier­ki­lo­me­ter (statt 10,8 Cent in Ita­li­en) wird er jetzt den Kun­den der Vogt­land-Bahn, der ost­deut­schen Eisen­bahn, der ost­han­no­ver­schen Eisen­bah­nen AG und ein paar ande­rer Stre­cken einen Rei­se-Ser­vice bie­ten, der sogar noch etwas über ita­lie­ni­schen Ver­hält­nis­sen liegt. Ob mit oder ohne Streik­ga­ran­tie, ist noch offen. Immer­hin hat die DB den ursprüng­lich ver­an­schlag­ten Kauf­preis von 300 Mio. Euros wegen eini­ger „Son­der­re­ge­lun­gen und Haf­tungs­über­nah­men“ fast hal­biert. Da sind wir ganz hell­hö­rig gewor­den. Das The­ma bleibt auf jeden Fall auf unse­rer Agenda.