Kategorie: Archiv: Volkelt-Briefe
Der GmbH-Brief informiert GeschäftsführerInnen in GmbHs und Unternehmergesellschaften (UG) über alle Themen, die Sie für das operative und strategische Geschäft brauchen. Der GmbH-Brief erscheint wöchentlich freitags.
Volkelt-Brief 51/2021
Die Themen …
Geschäftsjahr 2021: Na Ja! + Korrekturen: Aus dem „V“ ist ein langes „U“ geworden + Konjunktur 2022: Prognosen mit vielen Unbekannten + Digitales: Viele gute Ideen – wenig Impulse in Sachen Bürokratie + Mitarbeiter/Personal: Neues ausprobieren + Geschäftsführer/in privat: Kurz Innehalten und Gas geben
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Freiburg, 23. Dezember 2021
Sehr geehrte Geschäftsführer-Kollegin, sehr geehrter Kollege,
das Geschäftsjahr 2021 ist „geschafft“. Heute ist Zeit für einen komprimierten Rückblick. Für Unternehmer geht der Blick aber immer auch nach vorne – deswegen: Ein Fazit mit Forecast. Wir werden auch in 2022 den Fokus auf wichtige und praktische Informationen zur GmbH/UG und für deren Geschäftsführer/innen legen – knapp, präzise und verständlich, wie Sie das von uns gewohnt sind.
Lassen Sie mich einen Leser zitieren: „Mit den Informationen für GmbH-Geschäftsführer/innen bin ich nicht nur schnell und praxisnah informiert. Ihr Newsletter ist genauso hilfreich, um Wirtschaft und Politik zu orten und strategisch nach vorne zu denken“. So die Einschätzung eines langjährigen Lesers, die ich – natürlich – gerne lese und gerne an Sie weitergebe.
In diesem Sinne: Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie erholsame Feiertage und einen guten Start in ein hoffentlich etwas ruhigeres, planbareres und erfolgreiches Geschäftsjahr 2022
Korrekturen: Aus dem „V“ ist ein langes „U“ geworden
Wieder so ein vermasseltes Geschäftsjahr: Jedenfalls für den Mittelstand. Während die Aktiengesellschaften (Global Player) in 2021 bereits wieder gut verdient haben („Rekord bei den Dividenden”, Quelle: Handelsblatt vom 13.12.2021), mussten die meisten Geschäftsführer/innen kleinerer und mittelständischer Unternehmen in vielen Branchen auch in diesem Jahr wieder viel improvisieren. Vieles ist liegengeblieben. Die Planzahlen mussten in vielen Fällen nochmals nach unten korrigiert werden. Nur wenige mittelständische Unternehmen gehören zu den Gewinnern.
Fakt ist: Bis zum Ende dieses Geschäftsjahres mutmaßte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier einen kurzen Konjunktureinbruch, der mit staatlichen Hilfen so gut wie eben nur möglich abgefedert würde – ein Konjunktur‑V eben. Erst im Herbst 2021 wurde offensichtlich, dass (fast) alle Wirtschafts-Experten ihre Prognosen zu optimistisch angelegt hatten und diese nicht mehr zu halten waren. Die meisten Unternehmen hatten ihren Forecast allerdings für 2021 da schon lange nach unten angepasst. Aus dem V ist ein (sehr) langes U geworden. Laut ifo-Institut wird die deutsche Wirtschaft erst in 2023 wieder „mit normalen Raten expandieren”. Für viele der kleineren Unternehmen in den besonders betroffenen Branchen sind das keine gute Aussichten.
Für die Praxis: Fakt ist allerdings auch, dass seit 2019 ein wirtschaftspolitisches Umdenken stattgefunden hat, das von der Ampel-Koalition sogar noch offensiver fortgesetzt werden wird. Laut Bund der Steuerzahler erhalten die 20 größten DAX-Konzerne jährlich rund 1 Mrd. EUR an Subventionen (Automobile, Flugzeug- und Rüstungskonzerne). Diese Gelder werden unter der neuen Regierung in energetische Zukunftsprojekte umgeleitet – ein Betätigungsfeld vieler Konzerne (RWE, DB, Telekom usw.). Für eine gezielte und systematische Mittelstandspolitik wird da nicht mehr viel übrigbleiben.
Konjunktur 2022: Prognosen mit vielen Unbekannten
Prognosen sind immer nur so gut wie die Parameter, aus denen sie zusammengesetzt sind. Unterbrochene Lieferketten, Produktionsengpässe und inflatorische Entwicklungen lassen sich allerdings immer nur unter Vorbehalt prognostizieren. Als Unternehmer sind Sie es gewohnt mit Unsicherheiten zu leben. Risiko-Entscheide sind aber immer auch unternehmerische Chancen. So gesehen kann zum jetzigen Zeitpunkt eine Prognose für das Wirtschaftsjahr 2022 nur „ohne Gewähr” abgegeben werden.
- Wachstum: Bei einer Staatsquote von unterdessen 52 % und dem Willen der Ampel-Koalition Milliarden-Budgets zu investieren, sollte in 2022 eine positive gesamtwirtschaftliche Wachstumsrate erzielt werden – die Prognosen reichen von 4,1 (Bundesregierung) bis zu 4,8 % (führende Wirtschaftsforschungsinstitute). Inwieweit das auf die Umsatzziele kleinerer und mittelständische Unternehmen zutrifft, muss offenbleiben. Die meisten GmbH/UG werden sich mit einem inflationsbedingten Wachstum (+/- 3 %) begnügen müssen.
- Zinsen: Auch wenn aus den USA erste Zinssignale für eine Zinserhöhung durch die FED kommen, sollte man in der Eurozone nicht davon ausgehen, dass sich am Nullzins bereits in 2022 etwas tun wird. Die EZB muss weiter die (süd-) europäischen Staatshaushalte berücksichtigen und sieht keinen Spielraum nach oben. Unterdessen haben sich fast alle Banken darauf eingerichtet, mit Negativzinsen Umsatzausfälle zu kompensieren.
- Preise: Die GroKo-Bundesregierung ging für 2022 noch von einer Inflation in Höhe 1,7 % aus. Nach einer 5,2 % Inflationsrate im November 2021 gehen unterdessen die meisten Finanz-Experten davon aus, dass die Preise auch in 2022 in Bewegung bleiben. Gleich eine ganze Reihe von Unternehmen haben bereits jetzt Preiserhöhungen für 2022 angekündigt und zum Teil auch schon durchgesetzt – durchsetzen müssen. Realistischerweise dürfte eine Inflationsrate unter 3 % kaum zu erreichen sein.
Für die Praxis: EK-erhaltende Maßnahmen (Leasing, Outsourcing, projektbezogene oder befristete Arbeitsverträge, Vorkasse usw.), die kurzfristig aufgekündigt bzw. umgesetzt werden können, sind geeignet, das unternehmerische Risiko zu beschränken. Zu prüfen ist, inwieweit liquide Mittel in Sachanlagen/Sachvermögen umgewandelt werden können – sei es als GmbH/UG- oder Privatvermögen.
Digitales: Viele gute Ideen – wenig Impulse in Sachen Bürokratie
An dieser Stelle stellen wir Ihnen regelmäßig digitale Ideen und StartUps vor, die neue Lösungen zu Geschäftsmodellen entwickeln. Einige dieser StartUps haben das Zeug zum Einhorn. Unterdessen beteiligen sich auch in Deutschland Konzerne und innovative Mittelständler an erfolgversprechenden Geschäftsideen. Auch Vermögensverwaltungen, Investment-Fonds und Private Investoren haben Interesse zu investieren. Problem: Für StartUps und Gründer gibt es hohe Einstiegshürden. Das sind bürokratische Auflagen, rechtliche Vorschriften, Standortnachteile in unterdigitalisierten Regionen, aber auch handfeste finanzielle Nachteile etwa bei der Verlustverrechnung.
Das sind die Aufgaben, die die Ampel-Koalition angehen will und u. E. gibt es gute Chancen, dass sich die Rahmenbedingungen zügig verbessern werden und dass es zusätzliche finanzielle Anreize für die Branche geben wird – insbesonders für Nachhaltigkeitskonzepte, auch für alle Energie einsparenden und Klimaschutz-Investitionen (Logistik, Bau, Sanierung, Wärmedämmung, Kommunikation, Produktionsverfahren usw.). Das ist SPD-Industriepolitik, von der auch kleinere und mittelständische Unternehmen ganz praktisch profitieren können. Das sind auch die Themen, für die von vielen StartUps – zum Teil in Kooperation mit den Energieunternehmen – intelligente Lösungen erarbeitet werden. Je nach Bundesland gibt es bereits jetzt in der Gründungsphase (Pre-seed) Zuschüsse in Höhe von bis zu 80 % des gesamten Investitionsbedarfs. Einen Überblick über bestehende StartUps in der jeweiligen Branche gibt es unter https://www.deutsche-startups.de. Hier können Sie checken, was sich in Ihrer Branche in Sachen Digitalisierung tut.
Für die Praxis: Das digitale Zauberwort für Entscheider im Unternehmen – also auch für alle (Gesellschafter-) Geschäftsführer – heißt Decision Making. Das ist ein Instrument der Künstlichen Intelligenz (KI), das alle zugänglichen und für die jeweilige Entscheidung notwendigen Faktoren und Rahmenbedingungen auswertet, gewichtet und dazu konkrete Lösungsvorschläge formuliert. Risiko für Geschäftsführungs-Entscheidungen: Nimmt der Geschäftsführer den Vorschlag nicht an, muss er dafür gute Argumente haben. In schlechtesten Fall kann das sogar haftungsauslösende Folgen haben. Aber: Solche Instrumente werden bisher nur bei den Global Playern im Rahmen der business intelligence eingesetzt. Bis solche Instrumente zur Konkurrenz für die Entscheider im mittelständischen Unternehmen werden, wird es noch dauern.
Mitarbeiter/Personal: Neues ausprobieren
Wer Mitarbeiter ersetzen muss oder zusätzliche Mitarbeiter braucht, muss sich etwas einfallen lassen. Kleinere Unternehmen in Ballungsgebieten oder im Umfeld von Konzernen können davon profitieren, wenn dort Personal abgebaut wird. Ansonsten ist der Markt leer. Und zwar nicht nur für qualifizierte Tätigkeiten. Auch Mitarbeiter für ungelernte und Hilfstätigkeiten sind rar. Sie sind also gut beraten, die Befindlichkeiten Ihrer Mitarbeiter zu kennen und zu pflegen. Für die meisten Kollegen/innen wird kein Weg daran vorbeiführen, in der Personal-Akquise neue Wege zu gehen und ganz Neues auszuprobieren – etwa in der Ausgestaltung von Arbeitsverträgen (Teilzeit, Homeoffice, Mini- bzw. Midi-Jobber) oder mit Menschen zusammenzuarbeiten, mit denen man noch keine beruflichen Erfahrungen gemacht hat (Menschen mit Behinderungen oder Migrationshintergrund oder neu angeworbene ausländische Mitarbeiter, Leiharbeit).
Auch die Kostenseite wird 2022 zusätzlich belastet. Absehbar ist, dass der 12-EUR-Mindestlohn zügig umgesetzt wird. Im Forecast sollten Sie auch berücksichtigen, dass sich die Gewerkschaften in den tarifgebundenen Branchen dafür einsetzen werden, zumindest einen Inflationsausgleich durchzusetzen (vgl. dazu unter „Konjunktur 2022” auf Seite 1). Lohnerhöhungen im Bereich +/- 3 % dürften eine realistische Kalkulationsgrundlage sein.
Für die Praxis: Arbeitnehmer wählen ihren Arbeitgeber – wem sage ich das – nicht nur nach dem Verdienst. Betriebsklima, Entwicklungsmöglichkeiten, Wertschätzung und der persönliche Umgang mit dem Mitarbeiter werden immer wichtiger. All das können Sie als Arbeitgeber direkt und selbst beeinflussen und haben dabei als kleinerer Betrieb durchaus Vorteile. Und zwar dann, wenn es Ihnen gelingt, Unternehmenskultur und unternehmerische Verantwortung vorzuleben. Setzen Sie auf „Mund-zu-Mund-Akquise” Ihrer zufriedenen Mitarbeiter (Prämien), schalten Sie Stellenanzeigen in regionalen sozialen Medien (Online-Tageszeitung) und testen Sie neue Formen der Bewerbersuche (unkonventionelle Print-Anzeigen, Content-Marketing und Video-Clips). Animieren Sie auf Ihrer Homepage zu Initiativ-Bewerbungen.
Geschäftsführer/in privat: Kurz Innehalten und Gas geben
2021 – für nicht wenige Kollegen/Innen ging es wieder an die Belastungsgrenze. Es gab Verunsicherung, schonungslose Bestandsaufnahmen und auch Offenbarungseide. Es gab ungewohnte und neue Entscheidungssituationen. Viele sahen sich erstmals in der Rolle eines Bittstellers. Keine dankbare Aufgabe. Aber es gab auch: Solidarität, neue Erkenntnisse, Versuche. Ansätze einer neuen Arbeits- und Organisationsstruktur. Hinweise auf ein neues Geschäftsmodell mit Zukunft und Perspektive. Und es gab viele Mitarbeiter, die sich mächtig und manchmal so auch gar nicht erwartet ins Zeug gelegt haben und legen.
Trotz allem: Ihre Arbeitnehmer erwarten, dass Sie auch in Zukunft und in jeder Situation Antworten parat, eine Strategie für´s Geschäft haben und alles dafür tun, dass die Firma überlebt und die Arbeitsplätze erhalten bleiben. Die Anforderungen, die Geschäftsführer aushalten mussten, waren auch 2021 wieder außergewöhnlich hoch. Das wird 2022 so bleiben. Für Ihre Tätigkeit als Geschäftsführer/in heißt das:
- Geschäftsführer kleinerer Unternehmen verbringen immer mehr Zeit mit Tätigkeiten, die nichts oder nur wenig mit dem eigentlichen Geschäft zu tun haben.
- Staat und Behörden verwenden immer mehr Aufwand und Energien für die Überwachung und Kontrolle von Vorschriften und Auflagen.
- Die Diskrepanz zwischen den Zielen der politischen Entscheidungsträger und den Notwendigkeiten kleinerer Wirtschaftseinheiten wird auch unter der Ampel-Koalition nicht kleiner werden.
Gefordert sind Sie aber auch privat. Viele Kollegen haben ihrer Familie in diesem Jahr mehr zugemutet als sie dies ohnehin schon tun. Unter dem Dauerdruck driften Ehen und Beziehungen auseinander, die Kinder können nicht wie erforderlich gefördert und unterstützt werden. Der Spagat zwischen Familie und Geschäft ist und bleibt eine Gratwanderung. Kommen ungeplante Ereignisse – Trennung, ein Pflegefall, Probleme eines Kindes – dazu, kann das schnell die Belastungsgrenze erreichen. Dagegen stehen die Herausforderungen und Chancen, die sich für Sie als Geschäftsführer immer wieder aufs Neue ergeben. Sie wissen genau, an welchen Stellschrauben Sie drehen müssen und können, um die Produkte zu verbessern, die Mitarbeiter einzubeziehen und mitzunehmen, den Service besser zu machen oder dem Kunden noch bessere Lösungen anzubieten. Gerade diese kreativen Herausforderungen sind es, die „Geschäftsführung“ so abwechslungsreich und spannend machen. Daran wird sich auch im nächsten Jahr nichts ändern. Sie sind gefordert für 2022 – geschäftlich und privat.
Für die Praxis: Nutzen Sie die freien Tage für sich selbst. Überplanen Sie Ihre persönlichen und geschäftlichen Ziele für 2022. Die älteren Kollegen/Innen sind gut beraten, sich klar zu machen, dass die Nachfolgeregelung in der Praxis mehr Zeit braucht als eingeplant wird. Hier gilt: Je früher Sie dieses schwierige Thema anpacken, umso eher gewinnen Sie Klarheit darüber, wie das aussehen kann und umso eher gibt es Ergebnisse. Jüngere Kollegen/Innen sind gut beraten, sich nicht dauernd zu verausgaben – Stichwort: Burnout. Planen Sie Auszeiten ein, halten Sie sich an diese Planung und gönnen Sie sich und Ihrem Körper Verschnaufpausen. Die Firma braucht SIE.
Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie erholsame Feiertage und einen guten Start in ein hoffentlich erfolgreiches und entspannteres Geschäftsjahr 2022 – geschäftlich und privat
Ihr
Lothar Volkelt
Dipl. Vw. + Herausgeber + Chefredakteur