Wahrscheinlich ist es ja nur ein letztes Aufbäumen der alten Industrien – so wie damals mit der Erfindung des automatischen Web-Automaten und der damit direkt verbundenen Abschaffung des Fuß getriebenen Webstuhls – Gehart Hauptmann hat das Ganze in seinem Drama „Die Weber“ eindrucksvoll der Nachwelt überliefert. Oder das elende Sterben der Eisen- und Stahlhütten, die erst jetzt hunderte von Jahren später als Weltkulturerbe (Völklinger Hütte + 2,3) zum Refugium für Kunstbeflissene wieder entdeckt werden. Riesige Hotellandschaften entstehen derzeit rund herum, um den Besucherstrom einigermaßen zu bändigen (Hilton + 2,8).
Kurz vorm endgültigen Ende der Erdölreserven gibt es jetzt natürlich erhöhten Handlungsbedarf. Und ganz langsam steigen wir durch: Bevor das solargetriebene Elektro-Automobil den Ölpreis (BP – 4,7 %) in den Keller rutschen lässt und alle Opel-Arbeiter arbeitslos auf der Straße stehen, haben sich die Konzern-Strategen von Opel und BP etwas Außergewöhnliches einfallen lassen: Zuerst haben die BP-Leute den Ölpreis stabilisiert, indem Sie das Angebot künstlich verknappt haben. Mit den zusätzlichen Erträgen wurde dann ein Aktientausch mit General Motors (+ 1,1 %) eingefädelt.
Im Gegenzug wird der Opel ASTRA BPI aufgelegt – eine Art Mini-Kopie eines Ferrari Quattro mit dankbaren Verbrauchswerten. Wundern Sie sich also nicht, wenn Sie in Ihrem Golf GTI sitzen und beim Ampelstart ein dunkel-/hellgrün-karierter wahlweise gestreifter ASTRA BPI Sie wie einen Anfänger aussehen lässt. Derweil haben die BP-Justitiare die Verträge für die Franchise-Partner etwas abgeändert, so dass man als BP-Tankstellenpächter für den ASTRA Prozente bekommt – was den Minimum-Absatz von 120.000 Exemplaren aus dem Stand sichert – inkl aller Mitnahmeeffekte durch Fanilien-Angehörige und Freude. Ein mithin genialer Marketing-Streich aus der Sixt-Kiste (+ 1,3 %), ein gandioses britisch/amerikanisches Meisterstück anspruchsvoller Monopolkultur. Aber nicht zu früh freuen. Der Siegeszug des Elektroautomobils ist schließlich durch nichts nicht mehr aufzuhalten. Höchstens, wenn fallende Strompreise die Kurse unserer Atomenergie-Aktien (RWE – 2,4 %) so einbrechen lassen, dass unsere Alterssicherung schrumpft. Aber da wissen wir ja jetzt, was man da tun kann.
PS: angegebene Aktienkurse im Monatsvergleich Mai 2009/2010