Rechtzeitig zum Buß- und Bet-Tag dankt die Kanzlerin jetzt flächendeckend den Bundesbürgern für ihren großartigen Einsatz zur Bewältigung der großen Finanz- und Wirtschaftskrise – mit einer fast seitengroßen und 4‑farbigen Image-Anzeigen-Kampagne in allen größeren regionalen und überregionalen Tageszeitungen. Welch eine großartige Geste der Dankbarkeit, der Ehrfurcht und der Verbeugung vor dem Bürger und Wähler. Vor dem Menschen, eine Hommage an das Individuum, an den Christen in uns. Danke für so viel Anerkennung.
Allerdings konnten es sich einige in der Redaktion nicht verkneifen, mal zu rechnen. Bei rund 100 regionalen Zeitungen mit werberepräsentativer Bedeutung und sagen wir mal 50 überregionalen Zeitungen und Zeitschriften kostet die Aktion in der Grundausstattung Minimum sagen wir 2,5 Mio. €. Dazu kommen Idee- und Agenturkosten. Und die Kosten für den Texter, der einen fast literarischen, fremdwörterfreien Text abgeliefert hat, der solche waghalsigen Sätze enthält, wie: „Sie (also: Sie) haben sich trotz Sorgen und Belastungen nicht beirren lassen – und so etwas geschaffen, was noch vor Monaten undenkbar erschien”. Gesamtinvest exakt 2,8 Mio. € – für die Bahn AG wäre das zwar nur ein Pappenstiel wie man so schön sagt – aber fremdfinanziert muss man das erst einmal hinbekommen. Gratuliere. Ist ja – so das Bundeskanzler(Innen)-Amt auf Anfrage – üblich und wurde auch schon von den Vorgänger-Regierungen so praktiziert. Unser TIPP: Wenigstens der Hotel-Dachverband hätte sich mit einem kleinen Zuschuss an der PR-Aktion verbindlich zeigen können – etwa mit einer Fußnote: „Wissen Sie eigentlich, wo die Kanzlerin chillt? – in einem guten Hotel“.