Die Themen …
Vorteil „digital”: direkt auf dem desktop, immer gut informiert, hilfreich verlinkt + Fazit 2022: Krisen-Management wird zum Dauerzustand + Konjunktur 2023: Viele Prognosen mit noch mehr Unbekannten + Digitales: Gute Ideen und viel frisches Kapital + Mitarbeiter/Personal: Buhlen um Ausgebootete + GF-privat: Behalten Sie das Gespür für Ihre Belastungsgrenzen
Den GmbH-Brief 51/2022 zum Jahreswechsel im pdf-Format downloaden und im Print lesen > Hier anklicken
Freiburg, 23. Dezember 2022
Sehr geehrte Geschäftsführer-Kollegin, sehr geehrter Kollege,
ein weiteres turbulentes (Geschäfts-) Jahr geht zu Ende – nicht ohne mich Ihnen als den Leserinnen und Lesern der Informationen für GmbH/UG-Geschäftsführer/innen zu bedanken. Zum einen für Ihr Interesse an unseren Themen. Auch wenn 2022 eine Menge Tagesaktualitäten (Corona-Hilfen, Kurzarbeitergeld, Energie-Zuschüsse usw.) einen Teil der Berichterstattung ausmachen mussten, waren es doch immer wieder auch die speziellen GmbH/UG-Themen, die interessierten und für die wir Lösungen vorgeschlagen haben und vorschlagen konnten.
Vielen Dank auch für Ihre Bereitschaft, den Umstieg ins Digitale mitzugehen. Seit 1.4. des Jahres gibt es die Informationen für GmbH/UG-Geschäftsführer/innen nur noch „online”. Außer einigen Fehlermeldungen (z. B. SPAM) lief der Übergang reibungslos. Angenehmer medialer Nebeneffekt: Die direkte Verlinkung auf weiterführende Arbeitshilfen und vertiefende Quellen macht es uns möglich, die Inhalte des GmbH-Briefs noch pragmatischer zu machen – so dass wir Ihnen viele Lösungen (Muster, Checklisten usw..) unmittelbar zur Berichterstattung mitliefern können.
Wir werden auch 2023 „dranbleiben” und Woche für Woche das Wichtigste aus der Welt der Wirtschaft für Sie zusammentragen, kurz und verständlich aufbereiten und Ihnen dazu entsprechende Handlungsanleitungen empfehlen. Damit auch weiterhin sichergestellt ist, dass Sie und Ihre GmbH/UG auf Erfolgskurs bleiben.
PS: Wer etwas Zeit hat > Der Wirtschafts-Experte Prof. Hans-Werner Sinn gibt in seiner Weihnachtsansprache der Uni München eine schonungslose Bestandsaufnahme der gesamtwirtschaftlichen Lage – aus unserer Sicht und ökonomischer Expertise eine glasklare Analyse mit weiterführenden Erkenntnissen und Aspekten > Hier anklicken
PS.: Die nächste Ausgabe der Informationen für GmbH/UG-Geschäftsführer/innen gibt es am Freitag, den 6. Januar 2023. Wenn Sie Fragen zum Thema haben, erreichen Sie mich auch an und zwischen den Feiertagen unter Lothar.Volkelt@GmbH-GF.de.
Fazit 2022: Krisen-Management wird zum Dauerzustand
Und noch so ein vermasseltes Geschäftsjahr: Jedenfalls für den Mittelstand. Während die Aktiengesellschaften (Global Player) in 2022 bereits wieder Rekordergebnisse verbuchen („DAX-Unternehmen zahlen so viel Dividende wie noch nie”, Quelle: Handelsblatt vom 30.11.2022), mussten die meisten Geschäftsführer/innen kleinerer und mittelständischer Unternehmen in vielen Branchen auch in diesem Jahr wieder viel improvisieren. Vieles ist liegengeblieben. Planzahlen mussten erneut nach unten korrigiert werden. Nur wenige mittelständische Unternehmen gehören zu den Gewinnern.
Fakt ist: Zum Ende des Geschäftsjahres 2021 waren es lediglich „Pessimisten”, die für 2022 steigende Preise prognostizierten. Dann kam 2022 mit inflationären Preissteigerungsraten, zuletzt im November mit rund 10 %. Ganz realistisch: Viele Unternehmen haben die „Welle” auch dazu genutzt, schon lange angesagte und längst notwendigen Preiskorrekturen (Beschaffungsmärkte, Lohnentwicklung, Bürokratiekosten) jetzt endlich nachzuholen. Auch die Zeiten billigen Geldes sind vorbei. Investitionen müssen wieder zu realistischen Bedingungen kalkuliert werden.
Laut ifo-Institut wird die deutsche Wirtschaft im nächsten Jahre leicht (+/- 0,1 %) schrumpfen. Im Jahr 2024 sollte der Zuwachs laut ifo wieder bei + 1,6 % liegen. Für viele der kleineren Unternehmen in den besonders betroffenen Branchen sind das (leider) immer noch keine guten Aussichten.
Für die Praxis: Fakt ist allerdings auch, dass seit einigen Jahren ein wirtschaftspolitisches Umdenken stattgefunden hat, das von der Ampel-Koalition noch offensiver fortgesetzt werden wird. Laut Bund der Steuerzahler erhalten die 20 größten DAX-Konzerne jährlich rund 1 Mrd. EUR an Subventionen (Automobile, Flugzeug- und Rüstungskonzerne). Diese Gelder werden unter der neuen Regierung in energetische Zukunftsprojekte umgeleitet – ein Betätigungsfeld vieler Konzerne (RWE, DB, Telekom usw.). Für eine gezielte und systematische Mittelstandspolitik wird da nicht mehr viel übrigbleiben.
Konjunktur 2023: Viele Prognosen mit noch mehr Unbekannten
Prognosen sind immer nur so gut wie die Parameter, aus denen sie zusammengesetzt sind. Unterbrochene Lieferketten, Produktionsengpässe und inflatorische Entwicklungen lassen sich allerdings immer nur unter Vorbehalt prognostizieren. Als Unternehmer sind Sie es gewohnt, mit Unsicherheiten zu leben. Risiko-Entscheide sind aber immer auch unternehmerische Chancen. So gesehen kann zum jetzigen Zeitpunkt eine Prognose für das Wirtschaftsjahr 2023 nur „ohne Gewähr” abgegeben werden.
Wachstum: Bei einer Staatsquote von unterdessen fast 52 % und dem Willen der Ampel-Koalition, Milliarden-Budgets zu investieren, sollte in 2023 eine bescheidene positive gesamtwirtschaftliche Wachstumsrate erzielt werden – die Prognosen reichen von – 0,1 % (ifo-Institut) bis zu pessimistischen – 0,4 % (Bundesregierung). Inwieweit das auf die Umsatzziele kleinerer und mittelständischer Unternehmen zutrifft, muss offen bleiben. Die meisten GmbH/UG werden sich mit einem inflationsbedingten Wachstum begnügen müssen.
Zinsen: Die Zeiten billigen Geldes sind vorbei und werden in diesem Ausmaß auch in den nächsten Jahrzehnten nicht mehr wiederkehren. Die Bauzinsen haben einen Höchststand erreicht und pendeln sich unterdessen bei +/- 3 % ein. Noch ist die Gratwanderung zwischen Inflation und Zins nicht entschieden. Wir gehen davon aus, dass die EZB im 1. Quartal 2023 mindestens noch einen weiteren Zinsschritt beschließen wird.
Preise: Die GroKo-Bundesregierung ging für 2022 noch von einer Inflation in Höhe 5 % + aus. Nach einer 10 % Inflationsrate im November 2022 gehen unterdessen die meisten Finanz-Experten davon aus, dass die Preise auch in 2023 in Bewegung bleiben werden. Gleich eine ganze Reihe von Unternehmen haben bereits Preiserhöhungen für 2023 angekündigt und zum Teil auch schon durchgesetzt – durchsetzen müssen. Realistischerweise dürfte eine Inflationsrate unter 7 % kaum zu erreichen sein.
Für die Praxis: EK-erhaltende Maßnahmen (Leasing, Outsourcing, projektbezogene oder befristete Arbeitsverträge, Vorkasse usw.), die kurzfristig aufgekündigt bzw. umgesetzt werden können, sind geeignet, das unternehmerische Risiko zu beschränken. Zu prüfen ist, inwieweit liquide Mittel in Sachanlagen/Sachvermögen umgewandelt werden können – sei es im GmbH/UG- oder Privatvermögen.
Digitales: Gute Ideen und viel frisches Kapital
An dieser Stelle stellen wir Ihnen regelmäßig digitale Ideen und StartUps vor, die neue Lösungen zu Geschäftsmodellen entwickeln. Einige dieser StartUps haben das Zeug zum Einhorn. Unterdessen beteiligen sich in Deutschland viele Konzerne und innovative Mittelständler an erfolgversprechenden Geschäftsideen. Auch Vermögensverwaltungen, Investment-Fonds und Private Investoren haben Interesse zu investieren. Problem: Für StartUps und Gründer gibt es hohe Einstiegshürden. Das sind bürokratische Auflagen, rechtliche Vorschriften, Standortnachteile in unterdigitalisierten Regionen, aber auch handfeste finanzielle Nachteile etwa bei der Verlustverrechnung.
Das sind die Aufgaben, die die Ampel-Koalition angehen wollte und u. E. gibt es gute Chancen, dass sich die Rahmenbedingungen verbessern werden und dass es zusätzliche finanzielle Anreize für die Branche geben wird – insbesondere für Nachhaltigkeitskonzepte, auch für alle Energie einsparenden und Klimaschutz-Investitionen (Logistik, Bau, Sanierung, Wärmedämmung, Kommunikation, Produktionsverfahren usw.). Das ist SPD-Industriepolitik, von der auch kleinere und mittelständische Unternehmen ganz praktisch profitieren können. Das sind auch die Themen, für die von vielen StartUps – zum Teil in Kooperation mit den Energieunternehmen – intelligente Lösungen erarbeitet werden. Je nach Bundesland gibt es bereits jetzt in der Gründungsphase (Pre-seed) Zuschüsse in Höhe von bis zu 80 % des gesamten Investitionsbedarfs. Einen Überblick über bestehende StartUps in der jeweiligen Branche gibt es unter https://www.deutsche-startups.de. Hier können Sie prüfen, was sich in Ihrer Branche in Sachen Digitalisierung tut.
Für die Praxis: Das digitale Zauberwort für Entscheider im Unternehmen – also auch für alle (Gesellschafter-) Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer – heißt Decision Making. Das ist ein Instrument der Künstlichen Intelligenz (KI), das alle zugänglichen und für die jeweilige Entscheidung notwendigen Faktoren und Rahmenbedingungen auswertet, gewichtet und dazu konkrete Lösungsvorschläge formuliert. Nimmt die Geschäftsführung einen Vorschlag nicht an, muss sie dafür gute Argumente haben. In schlechtesten Fall kann das haftungsauslösende Folgen haben. Solche Instrumente werden bisher nur bei den Global Playern im Rahmen der business intelligence eingesetzt. Bis solche Instrumente zur Konkurrenz für die Entscheider im mittelständischen Unternehmen werden, wird es noch dauern.
Mitarbeiter/Personal: Buhlen um Ausgebootete
Wer Mitarbeiter ersetzen muss oder zusätzliche Mitarbeiter braucht, muss sich etwas einfallen lassen. Kleinere Unternehmen in Ballungsgebieten oder im Umfeld von Konzernen können davon profitieren, wenn dort Personal abgebaut wird. Ansonsten ist der Markt leer. Und zwar nicht nur für qualifizierte Tätigkeiten. Auch Mitarbeiter für ungelernte und Hilfstätigkeiten sind rar. Sie sind also gut beraten, die Befindlichkeiten Ihrer Mitarbeiter zu kennen und zu pflegen. Für die meisten Kollegen/innen wird kein Weg daran vorbeiführen, in der Personal-Akquise neue Wege zu gehen und ganz Neues auszuprobieren – etwa in der Ausgestaltung von Arbeitsverträgen (Teilzeit, Ausbildung in Teilzeit, Homeoffice, Mini- und Midi-Jobber) oder mit Menschen zusammenzuarbeiten, mit denen man noch keine beruflichen Erfahrungen gemacht hat (Menschen mit Behinderungen oder Migrationshintergrund oder neu angeworbene ausländische Mitarbeiter, Leiharbeit).
Auch die Kostenseite wird 2023 zusätzlich belastet. Im Forecast müssen Sie absehbar berücksichtigen, dass sich die Gewerkschaften in den tarifgebundenen Branchen dafür einsetzen werden, zumindest einen Inflationsausgleich durchzusetzen (vgl. dazu unter „Konjunktur 2023” auf Seite 2). Lohnerhöhungen im Bereich + 5 – 7 % dürften eine realistische Kalkulationsgrundlage sein.
Für die Praxis: Arbeitnehmer wählen ihren Arbeitgeber – wem sage ich das – nicht nur nach dem Verdienst. Betriebsklima, Entwicklungsmöglichkeiten, Wertschätzung und der persönliche Umgang mit dem Mitarbeiter werden immer wichtiger. All das können Sie als Arbeitgeber direkt und selbst beeinflussen und haben dabei als kleinerer Betrieb durchaus Vorteile. Und zwar dann, wenn es Ihnen gelingt, Unternehmenskultur und unternehmerische Verantwortung vorzuleben. Setzen Sie auf „Mund-zu-Mund-Akquise” Ihrer zufriedenen Mitarbeiter (Prämien), schalten Sie Stellenanzeigen in regionalen sozialen Medien (Online-Tageszeitung) und testen Sie neue Formen der Bewerbersuche (unkonventionelle Print-Anzeigen, Content-Marketing und Video-Clips). Animieren Sie auf Ihrer Homepage zu Initiativ-Bewerbungen.
GF-privat: Behalten Sie das Gespür für Ihre Belastungsgrenzen
2022 – für nicht wenige Kollegen/Innen ging es wieder an die Belastungsgrenze. Es gab Verunsicherung, schonungslose Bestandsaufnahmen und auch Offenbarungseide. Es gab ungewohnte und neue Entscheidungssituationen. Viele sahen sich erstmals in der Rolle eines Bittstellers. Keine dankbare Aufgabe.
Aber es gab auch: Solidarität, neue Erkenntnisse, Versuche. Ansätze einer neuen Arbeits- und Organisationsstruktur. Hinweise auf ein neues Geschäftsmodell mit Zukunft und Perspektive. Und es gab viele Mitarbeiter, die sich mächtig und manchmal so auch gar nicht erwartet ins Zeug gelegt haben und legen.
Trotz allem: Ihre Arbeitnehmer erwarten, dass Sie auch in Zukunft und in jeder Situation Antworten parat, eine Strategie für´s Geschäft haben und alles dafür tun, dass die Firma überlebt und die Arbeitsplätze erhalten bleiben. Die Anforderungen, die Geschäftsführer aushalten mussten, waren auch 2022 wieder außergewöhnlich hoch. Das wird 2023 so bleiben. Für Ihre Tätigkeit als Geschäftsführer/in heißt das:
- Geschäftsführer kleinerer Unternehmen verbringen immer mehr Zeit mit Tätigkeiten, die nichts oder nur wenig mit dem eigentlichen Geschäft zu tun haben.
- Staat und Behörden verwenden immer mehr Aufwand und Energien für die Überwachung und Kontrolle von Vorschriften und Auflagen.
- Die Diskrepanz zwischen den Zielen der politischen Entscheidungsträger und den Notwendigkeiten kleinerer Wirtschaftseinheiten ist auch unter der Ampel-Koalition nicht geringer geworden.
Gefordert sind und bleiben Sie aber auch privat. Viele Kollegen/innen haben ihrer Familie in diesem Jahr mehr zugemutet als sie dies ohnehin schon tun. Unter dem Dauerdruck driften Ehen und Beziehungen auseinander, die Kinder können nicht wie erforderlich gefördert und unterstützt werden. Der Spagat zwischen Familie und Geschäft ist und bleibt eine Gratwanderung. Kommen ungeplante Ereignisse – Trennung, ein Pflegefall, Probleme eines Kindes – dazu, kann das schnell die Belastungsgrenze erreichen.
Dagegen stehen die Herausforderungen und Chancen, die sich für Sie als Geschäftsführer immer wieder aufs Neue ergeben. Sie wissen genau, an welchen Stellschrauben Sie drehen müssen und können, um die Produkte zu verbessern, die Mitarbeiter einzubeziehen und mitzunehmen, den Service besser zu machen oder dem Kunden noch bessere Lösungen anzubieten. Gerade diese kreativen Herausforderungen sind es, die „Geschäftsführung“ so abwechslungsreich und spannend machen. Daran wird sich auch im nächsten Jahr nichts ändern. Sie sind gefordert für 2023 – geschäftlich und privat.
Für die Praxis: Nutzen Sie die freien Tage für sich selbst. Überplanen Sie Ihre persönlichen und geschäftlichen Ziele für 2023. Die älteren Kollegen/innen sind gut beraten, sich klar zu machen, dass die Nachfolgeregelung in der Praxis mehr Zeit braucht als üblicherweise eingeplant wird. Hier gilt: Je früher Sie dieses schwierige Thema anpacken, umso eher gewinnen Sie Klarheit darüber, wie das aussehen kann und umso eher gibt es Ergebnisse. Jüngere Kollegen/innen sind gut beraten, sich nicht dauernd zu verausgaben – Stichwort: Burnout. Planen Sie Auszeiten ein, halten Sie sich an diese Planung und gönnen Sie sich und Ihrem Körper Verschnaufpausen.