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BISS - DIE Wirtschafts-Satire

Die (zu) späten Einsichten des anonymen Inhabers einer Briefkastenfirma

Briefkasten
Typisch: Brief­kas­ten-Fir­ma

Ich habe es jähr­lich auf Mini­mum gut vier Dut­zend Spen­den­be­schei­ni­gun­gen gebracht. Selbst für die Damen von der Hockey­mann­schaft habe ich gespen­det. Ohne Beschei­ni­gung. Ein­fach so. Man kennt mich im Ort. Andau­ernd haben mir frem­de Men­schen die Hand geschüt­telt und sich für irgend­et­was bedankt. Da musst du erst ein­mal den Über­blick behal­ten. Es war die Idee von mei­nem Steu­er­be­ra­ter auf anony­me Spen­den umzu­stel­len. Nicht gesagt hat er mir aller­dings, dass man dazu eine anony­me Fir­ma braucht. So ist dann mei­ne ers­te Brief­kas­ten­fir­ma ent­stan­den. Kon­to. Zah­lungs­ein­gang. Zah­lungs­an­wei­sun­gen. Fer­tig. Sau­be­re Sache. Habe ich damals jeden­falls gedacht. Pana­ma kann­te ich allen­falls von Janosch´s klei­nem Tiger. Irgend­wo ganz hin­ten in Ame­ri­ka. Und den Kanal. Mein Steu­er­be­ra­ter ist noch mit mir run­ter auf die Stra­ße und hat mir den fun­kel­na­gel­neu­en Brief­kas­ten gezeigt, den er neben dem Kanz­lei-Schild hat mon­tie­ren las­sen (158,90 €). Über dem Ein­wurf-Schlitz gab es ein klei­nes Papier­schild. Dar­auf stand Klein Janos GmbH & Co. KG. Ich fand das sehr lus­tig, habe ihm auf die Schul­ter geklopft und gesagt: „Wie­der so ein Ding von Dir, typisch“. Post ist da nie ange­kom­men. Die Fir­ma gab es ja gar nicht. Eine Brief­kas­ten­fir­ma eben. Oder was stel­len Sie sich dar­un­ter vor. Dann kam der letz­te Sams­tag im Okto­ber. Sie­he da – eine Post­wurf­sen­dung. Ein gro­ßer Umschlag, der gera­de so durch den Schlitz pass­te. Der Steu­er­be­ra­ter hat dann stun­den­lang bis in die spä­ten Abend­stun­den nach dem Brief­kas­ten­schlüs­sel gesucht. Schließ­lich haben wir das Ding auf­ge­bro­chen. Dabei wur­den wir beob­ach­tet. Irgend­je­mand hat dann die Poli­zei geru­fen. Die haben nicht lan­ge rum­ge­macht. Es war ja Nacht von Sams­tag auf Sonn­tag und die Bul­len waren ja schon seit Mona­ten auf der Suche nach ein paar Trick­die­ben, die vor nichts zurück­schreck­ten. Weil ich die Dienst­waf­fe im Gesäß spür­te, habe ich dann auch nichts mehr gesagt. Weil Alles voll war, hat man mich in die Aus­nüch­te­rungs­zel­le ver­frach­tet. Unter­des­sen wur­de der Spreng­meis­ter benach­rich­tigt, die GSG aus Stutt­gart ein­ge­flo­gen und das Büro mei­nes Steu­er­be­ra­ters auf den Kopf gestellt. Jetzt wird gegen mich wegen Umsatz­steu­er­be­trug ermit­telt, weil ich mei­nen Mit­ar­bei­tern einen klei­nen Zuschuss zu den monat­li­chen Park­platz­ge­büh­ren gewähr­te – was aber nach neu­es­ter Recht­spre­chung so nicht zuläs­sig ist. Habe ich nicht gewusst. Ganz ehrlich.

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