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Volkelt-Briefe

Personal: Was tun, wenn sich ein Mitarbeiter „umschaut“?

Dass sich der ein oder ande­re Mit­ar­bei­ter in Zei­ten der Voll­be­schäf­ti­gung und des Fach­kräf­te­man­gels nach einer neu­en Her­aus­for­de­rung umschaut, ist nach­voll­zieh­bar. Selbst dann, wenn das Betriebs­kli­ma stimmt, der Arbeits­platz sicher ist, die Auf­ga­be abwechs­lungs­reich ist und die Bezah­lung stimmt. Kon­kret wird ein sol­ches Anlie­gen aber spä­tes­tens dann, wenn der Mit­ar­bei­ter um ein Gespräch bit­tet und kon­kre­te For­de­run­gen auf den Tisch legt. Fakt ist: Wer früh­zei­tig erkennt, wer von den Mit­ar­bei­tern sich über einen Wech­sel Gedan­ken macht, kann gegen­steu­ern. …IBM geht hier z. B. ganz neue Wege mit einem digi­ta­len Stim­mungs­ba­ro­me­ter für den Per­so­nal-Ver­ant­wort­li­chen Geschäfts­füh­rer. Nach dem Mot­to: Eine intel­li­gen­te Soft­ware (das sog. kogni­ti­ve Sys­tem) führt die digi­ta­le Per­so­nal­ak­te. Ziel der Soft­ware ist es, Kün­di­gungs­wahr­schein­lich­kei­ten für die Mit­ar­bei­ter vor­aus­zu­sa­gen. Alter, Über­stun­den, Gehalt und Gehalts­ent­wick­lung, Anzahl und Ver­lauf von Mit­ar­bei­ter­ge­sprä­chen, Akti­vi­tä­ten des Mit­ar­bei­ters in XING, Lin­ke­dIn oder etwa Face­book und vie­le ande­re Mit­ar­bei­ter-Infor­ma­tio­nen und ‑daten wer­den sys­te­ma­tisch  gesam­melt, aus­ge­wer­tet und bewer­tet. Schluss­end­lich zeigt die Soft­ware dem Per­so­nal-Ver­ant­wort­li­chen an, wel­cher Mit­ar­bei­ter mit kon­kre­ten Ver­än­de­rungs­plä­nen lieb­äu­gelt. Bis ein sol­ches Sys­tem auch in Deutsch­land ein­ge­setzt wer­den kann, ist aller­dings noch Eini­ges zu tun. Es gibt jede Men­ge unge­lös­ter daten­schutz­recht­li­cher und ver­wal­tungs­tech­ni­scher Fragen.

Die meis­ten klei­ne­ren Unter­neh­men leis­ten sich weder ein eige­nes Per­so­nal­bü­ro noch eige­nes Per­so­nal­ma­nage­ment. Je weni­ger Mit­ar­bei­ter umso weni­ger ver­gleich­ba­re Daten. Der für das Per­so­nal-Recrui­ting im gro­ßen Unter­neh­men ver­ant­wort­li­che Per­so­nal-Mana­ger wird sich das leis­ten kön­nen. Im klei­ne­ren Unter­neh­men ist wei­ter­hin der Chef gefor­dert und der hat in der Pra­xis meist auch das Gespür für jeden sei­ner Mit­ar­bei­ter. Aller­dings: Das Risi­ko, das einer aus­schert, wird Ihnen auch die intel­li­gen­tes­te Soft­ware in den nächs­ten Jah­ren nicht abneh­men (kön­nen). Da bringt nur das regel­mä­ßi­ge per­sön­li­che Gespräch ein wenig Sicher­heit – für bei­de Seiten.

Sicher ist, dass man es heut­zu­ta­ge mit einer sol­chen Neue­rung in die digi­ta­len Schlag­zei­len schafft. Über den tat­säch­li­chen Gebrauchs­wert einer sol­chen Soft­ware in klei­ne­ren Unter­neh­men lässt sich aller­dings strei­ten. Als Geschäfts­füh­rer eines sol­chen klei­ne­ren Unter­neh­mens und Chef mit Per­so­nal­ver­ant­wor­tung und Erfah­rung im Umgang mit (schwie­ri­gem) Per­so­nal müs­sen Sie abwä­gen, wel­chen Auf­wand die Fir­ma für die Per­so­nal­ver­wal­tung ver­kraf­tet. Die Gren­ze ist aller­dings spä­tes­tens dann erreicht, wenn die For­de­rung des abwan­de­rungs­wil­li­gen Mit­ar­bei­ters das Gehalts­ge­fü­ge durch­ein­an­der bringt. So weit soll­ten Sie es auf kei­nen Fall kom­men las­sen. Ansons­ten gilt: Man kann über Vie­les reden (Incen­ti­ves, Zusatz­leis­tun­gen, Gehalts­um­wand­lung usw.), aber Rei­sen­de kann man ohne­hin (fast) nicht aufhalten.

 

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