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Volkelt-Briefe

Im Überblick: Wichtige GmbH-Urteile aus 2019 

Als Geschäfts­füh­rer sind Sie ver­ant­wort­lich für die Com­pli­ance im Unter­neh­men. Sie müs­sen „Recht und Gesetz“ kor­rekt umset­zen und die aktu­el­le Recht­spre­chung ken­nen. Gera­de im GmbH-Recht ist hier Vie­les in Bewe­gung. Wir haben wich­ti­ge Neue­run­gen aus 2019 in der fol­gen­den Über­sicht zusammengestellt:

GmbH-Recht Unbe­rech­tig­te Ver­samm­lungs­lei­tung ist kein Anfech­tungs­grund: Nur weil die Gesell­schaf­ter­ver­samm­lung nicht sat­zungs­ge­mäß gelei­tet wur­de, sind dort gefass­ten Beschlüs­se weder nich­tig noch anfechtbar. BGH, Urteil v. 20.11.2018, II ZR 12/17
Vor­sicht bei sat­zungs­durch­bre­chen­den Beschlüs­sen: Fas­sen Sie in der Gesell­schaf­ter­ver­samm­lung einen Beschluss, der im Ein­zel­fall gegen die Vor­ga­ben aus dem Gesell­schafts­ver­trag ver­stößt („punk­tu­ell”), dann ist die­ser wirk­sam – ein for­mal kor­rek­ter Beschluss zur Ände­rung des Gesell­schafts­ver­tra­ges ist dazu nicht not­wen­dig. Wird damit aber eine Vor­ga­be des Gesell­schafts­ver­tra­ges dau­er­haft außer Kraft gesetzt (z. B. Aus­schei­dens­re­ge­lung), muss das als sat­zungs­än­dern­der Beschlusss im Hand. OLG Köln, Beschluss v. 24.6.2018, 4 Wx 4/18
Haf­tung der Gesell­schaf­ter bei der Ver­schmel­zung von Kapi­tal­ge­sell­schaf­ten: Die Gesell­schaf­ter trifft bei der Ver­schmel­zung von GmbHs, die im Wege der Kapi­tal­erhö­hung ver­schmol­zen wur­den, bei Über­be­wer­tung des Ver­mö­gens der über­tra­gen­den GmbH kei­ne sog. Differenzhaftung. BGH, Urteil v. 6.11.2018, II ZR 199/17
Geschäfts­füh­rer ‑Haf­tung Unkennt­nis schützt den GmbH-Geschäfts­füh­rer nicht: Laut Bun­des­fi­nanz­hof (BFH) bestehen kei­ne ver­fas­sungs­recht­li­chen Beden­ken dage­gen, dass der Geschäfts­füh­rer einer GmbH im Haf­tungs­ver­fah­ren mit Ein­wen­dun­gen gegen die Höhe der Steu­er­for­de­run­gen gemäß § 166 AO aus­ge­schlos­sen ist, wenn er der For­de­rungs­an­mel­dung des Finanz­s­amts hät­te wider­spre­chen kön­nen, dies aber unter­las­sen hat. Man­geln­de Kennt­nis­se der Grund­pflich­ten eines Geschäfts­füh­rers einer GmbH ent­schul­di­gen eine Pflicht­ver­let­zung nicht. BFH, Beschluss v. 18.9.2018, XI R 54/17
Pflicht des Geschäfts­füh­rers zu exter­ner Bera­tung: Der Geschäfts­füh­rer han­delt fahr­läs­sig, wenn er sich nicht recht­zei­tig die erfor­der­li­chen Infor­ma­tio­nen und Kennt­nis­se ver­schafft, die er für die Prü­fung benö­tigt, ob er pflicht­ge­mäß Insol­venz­an­trag stel­len muss. Dabei muss er sich – sofern er nicht über aus­rei­chen­de per­sön­li­che Kennt­nis­se ver­fügt –  fach­kun­dig bera­ten lassen. OLG Mün­chen, Urteil v. 17.1.2019, 23 U 998/18, nicht rechtskräftig
Geschäfts­füh­rer ‑Ver­trag Der Seni­or als frei­be­ruf­li­cher Bera­ter: Wird der Seni­or nach dem Aus­schei­den als Bera­ter für die GmbH tätig, wird eine frei­be­ruf­li­che – und damit gewer­be­steu­er­freie – Tätig­keit in der Regel nur aner­kannt, wenn die von den Finanz­be­hör­den ver­lang­ten Qua­li­fi­ka­tio­nen vor­lie­gen,  z. B. als Unter­neh­mens­be­ra­ter mit qua­li­fi­zier­tem Hoch­schul­ab­schluss. Das Finanz­amt (FA) muss die frei­be­ruf­li­che Tätig­keit auch ohne Hoch­schul­ab­schluss aner­ken­nen, wenn der Seni­or sich im Lau­fe der Jah­re eine ver­gleich­ba­re Qua­li­fi­ka­ti­on ange­eig­net hat und das bele­gen kann. FG Köln, 3 K 815/16
Gericht darf nach­ver­trag­li­ches Wett­be­werbs­ver­bot kip­pen: Ist das nach­ver­trag­li­che Wett­be­werbs­ver­bot nach Ort, Zeit und Gegen­stand so weit gefasst, dass die wei­te­re Berufs­aus­übung für den Geschäfts­füh­rer unbil­lig erschwert ist, dann ist die Ver­ein­ba­rung nichtig. OLG Mün­chen, Urteil v. 2.8.2018, 7 U 2107/18

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