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Volkelt-Briefe

Geschäftsführer-Risiko: Verkauf einer Firmen-Beteiligung

Beson­ders risi­ko­be­haf­tet sind Geschäfts­füh­rer-Ent­schei­dun­gen außer­halb der ver­trag­lich fest­ge­leg­ten Ent­schei­dungs­be­fug­nis­se. Das sind z. B. Zustim­mungs­vor­be­hal­te aus dem Gesell­schafts­ver­trag oder aus dem „Kata­log zustim­mungs­be­dürf­ti­gen Geschäf­te“  im Geschäfts­füh­rer-Anstel­lungs­ver­trag. Ver­sto­ßen Sie als Geschäfts­füh­rer gegen sol­che Auf­la­gen, ris­kie­ren Sie eine frist­lo­se Kün­digung und/oder sogar Scha­dens­er­satz­zah­lun­gen. Aus­ge­spro­chen Schwie­rig sind Geschäfts­ab­schlüs­se durch einen Geschäfts­füh­rer ohne Zustim­mung der Gesell­schaf­ter, von denen nicht klar ist, ob sie nur mit Zustim­mung der Gesell­schaf­ter aus­ge­führt wer­den dür­fen. Bei­spie­le: …Bei­spiel 1: Laut Anstel­lungs­ver­trag sind „Immo­bi­li­en­ge­schäf­te” grund­sätz­lich zustim­mungs­pflich­ti­ge Ange­le­gen­heit. Unklar ist aber, ob die Anmietung/Pacht zusätz­li­cher Immo­bi­li­en zur Erwei­te­rung des Geschäfts­be­trie­bes von die­ser For­mu­lie­rung ein­ge­schlos­sen ist.

  • Bei­spiel 2: Der Erwerb bzw. die Ver­äu­ße­rung von Fir­men-Betei­li­gun­gen sind nur mit Zustim­mung der Gesell­schaf­ter mög­lich. Frag­lich ist, ob das auch für den Erwerb von Akti­en (Akti­en­fond) gilt, wenn damit Liqui­di­tät wirt­schaft­lich sinn­voll geparkt wer­den soll.

Der Prä­ze­denz­fall: Der Bun­des­ge­richts­hof (BGH) hat dazu einen Fall ent­schei­den, in dem der Geschäfts­füh­rer ent­ge­gen den Vor­schrif­ten des GmbH-Gesell­schafts­ver­trags den Ver­kauf einer Fir­men-Betei­li­gung ver­an­lass­te – und zwar ohne die eigent­lich erfor­der­li­che Zustim­mung durch die Gesell­schaf­ter. Dem Geschäfts­füh­rer wur­de dar­auf­hin frist­los gekün­digt. Der Geschäfts­füh­rer klag­te dage­gen über alle Instan­zen. Mit Erfolg. Der BGH hält eine frist­lo­se Kün­di­gung für nicht gerecht­fer­tigt. Wört­lich heißt es da: „Holt  der  Geschäfts­füh­rer  einer  GmbH  sat­zungs­wid­rig  die  Zustim­mung  der  Gesell­schaf­ter­ver­samm­lung zur Ver­äu­ße­rung von Betei­li­gun­gen nicht ein, kann ein wich­ti­ger  Grund  zur  frist­lo­sen  Kün­di­gung  sei­nes  Anstel­lungs­ver­trags  feh­len,  wenn beson­de­re Umstän­de den Ver­stoß gegen die inner­ge­sell­schaft­li­che Kom­pe­tenz­ord­nung in einem mil­de­ren Licht erschei­nen las­sen” (Quel­le: BGH, Beschluss v. 10.12.2007, II ZR 289/06).

In ver­gleich­ba­ren Fäl­len spie­len fol­gen­de Punk­te eine Rol­le, die beson­ders geprüft wer­den müs­sen: Zu prü­fen ist, ob die Geschäfts­füh­rungs-Ent­schei­dung sich aus vor­aus­ge­gan­ge­nen Beschlüs­sen und Ein­las­sun­gen der Gesell­schaf­ter ablei­ten lässt. Im Urteil hat­ten die Gesell­schaf­ter in vor­her­ge­hen­den Gesell­schaf­ter­ver­samm­lun­gen den Wil­len geäu­ßert, sich von ein­zel­nen Betei­li­gun­gen (Grund­stü­cken) zu tren­nen (Quel­le: BGH, Beschluss v. 10.12.2007, II ZR 289/06). Als Geschäfts­füh­rer kön­nen Sie sich durch fol­gen­de Maß­nah­men absichern:

  • Prü­fen Sie vor Risi­ko-Geschäf­ten die Pro­to­kol­le der vor­aus­ge­gan­ge­nen Gesell­schaf­ter­ver­samm­lun­gen, ob sich dar­aus Wil­lens­er­klä­run­gen bzw. Hand­lungs­an­wei­sun­gen ergeben.
  • Das gilt auch für Geschäfts­chan­cen, die unter Zeit­druck ste­hen (z. B. Anla­ge­ge­schäf­te, Immobilienerwerb).
  • Ergibt sich aus den Wil­lens­er­klä­run­gen der Gesell­schaf­ter kei­ne Hand­lungs­an­lei­tung, soll­ten Sie die ver­trag­li­chen Vor­ga­ben ein­hal­ten und sich vor­ab die Zustim­mung der Gesell­schaf­ter für die­ses Geschäft einholen.
  • Müs­sen Sie eine Risi­ko-Ent­schei­dung tref­fen, soll­ten Sie anschlie­ßend unver­züg­lich alle Gesell­schaf­ter dar­über infor­mie­ren und die Ent­schei­dung wirt­schaft­lich und stra­te­gisch begrün­den. Im Zwei­fel soll­ten Sie ein zustim­mungs­be­dürf­ti­ges Geschäft nicht veranlassen.
Wich­tig ist, dass Sie Ihr Ver­trags­werk beherr­schen – also sich jeder­zeit dar­über bewusst sind, wel­che Ent­schei­dun­gen sich die Gesell­schaf­ter vor­be­hal­ten. Sie sind also gut bera­ten, wenn Sie bevor­ste­hen­de, im oben genann­ten Sinn kri­ti­sche Ent­schei­dun­gen vor­be­rei­ten, die Gesell­schaf­ter früh­zei­tig ein­be­zie­hen und Ihre Grün­de für eine sol­che Ent­schei­dung sach­lich und wirt­schaft­lich begrün­den. Wich­tig ist auch hier, dass alle Vor­gän­ge rund um eine Ent­sch­dung sorg­fäl­tig und voll­stän­dig doku­men­tiert wer­den (vgl. dazu Nr. 22/2018). Für den beherr­schen­den Gesell­schaf­ter-Geschäfts­füh­rer gilt: Ist die Zustim­mung der Mit-Gesell­schaf­ter vor­ge­ge­ben, soll­te den­noch auf jeden Fall ein for­mal kor­rek­ter Beschluss in der Sache gefasst wer­den. Nur dann ist sicher gestellt, dass unzu­frie­de­ne bzw. wider­spre­chen­de Min­der­heits-Gesell­schaf­ter Sie – im Fal­le eines Ver­mö­gens­scha­dens für die GmbH bzw. für die Gesell­schaf­ter – nicht in die per­sön­li­che Haf­tung neh­men kön­nen.  Prü­fen Sie regel­mä­ßig, ob der Kata­log zustim­mungs­pflich­ti­ger Geschäf­te noch zum Volu­men der GmbH passt.

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