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Volkelt-Briefe

Einsame Entscheidungen: Aus dem „Bauch” ist nicht immer richtig

Ein nicht ganz unty­pi­scher Fall aus der Pra­xis: Ein ehe­ma­li­ger, hoch qua­li­fi­zier­ter Mit­ar­bei­ter … ruft den Geschäfts­füh­rer an und möch­te – zu leicht ver­bes­ser­ten Kon­di­tio­nen – wie­der ein­ge­stellt wer­den. Das passt ganz gut, weil die Stel­le zur­zeit nicht besetzt ist. Des­we­gen ver­ein­bart der Chef ein Gespräch. Dabei bespricht er Details und macht eine ers­te Zusage.

Der Feh­ler: Der Chef hat sich bereits unter Ent­schei­dungs­druck gesetzt, eine Vor­ent­schei­dung getrof­fen – und zwar ohne jeg­li­che Ent­schei­dungs­vor­be­rei­tung. Er hat die Kon­se­quen­zen sei­ner Ent­schei­dung weder mit der Orga­ni­sa­ti­on noch mit den von der Entschei­dung betrof­fe­nen Mit­ar­bei­tern abge­spro­chen als sog. „ein­sa­me“ Ent­schei­dung. Die feh­len­de Ent­schei­dungs­vor­be­rei­tung muss nach­ge­holt wer­den. Die Mit­ar­bei­ter mer­ken schnell, dass es Vor­ab-Abspra­chen gab und sie nur for­mell in die Ent­schei­dung ein­be­zo­gen wer­den. Es ent­steht Ver­trau­ens­scha­den. Der ers­te Schritt zur inne­ren Kün­di­gung ist getan. In der Pra­xis gibt es Fäl­le, in denen durch eine nicht abge­spro­che­ne Ein­stellung eines Mit­ar­bei­ters die gesam­te (hoch­qua­li­fi­zier­te) Fach­abteilung in der Fol­ge kündigte.

Bes­ser geht es so: Eine sys­te­ma­ti­sche Ent­schei­dungs­vor­be­rei­tung umfasst:

  • Wie geht der Chef mit spon­ta­nen Anfra­ge um? (Inter­es­se: JA, Anfor­de­rung von Bewerbungs­unterlagen, Infor­ma­ti­on an die in der Orga­ni­sa­ti­on zustän­di­gen Mit­ar­bei­ter, kei­ne Zusa­gen). Beant­wor­ten Sie die fol­gen­den Fragen:
  • Stim­men die erfor­der­li­chen Füh­rungs- und Fachqualifikationen?
  • Gibt es Gre­mi­en, mit denen die Ein­stel­lung vor­ab abge­stimmt wer­den muss? (Mit-Geschäfts­­­füh­rer, Abtei­lungs­lei­ter, Abteilung)
  • Wel­che Mit­ar­bei­ter sind von der Beset­zung der Stel­le betrof­fen? Wel­che Mit­ar­bei­ter kön­nen zusätz­li­che Infor­ma­tio­nen zur Qua­li­fi­ka­ti­on geben? Wel­che Mit­ar­bei­ter wer­den wann und wie in den Pro­zess der Neu­be­set­zung der Stel­le einbezogen?
  • Ent­steht mit der Ein­stel­lung neu­es Kon­flikt­po­ten­zi­al? (gewünscht, unerwünscht)
  • Ver­mei­den Sie es, Mit­ar­bei­ter in infor­mel­len Ein­zel­ge­sprä­chen unter­schied­lich zu infor­mie­ren. Gehen Sie davon aus, dass alle von der Neu­ein­stel­lung betrof­fe­nen Mit­ar­bei­ter sich unter­ein­an­der über den Stand des Ver­fah­rens informieren.

Buch­ti­tel: Ein­sa­me Entscheidungen

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