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Volkelt-Briefe

10 Jahre AGG: Es kommt noch schlimmer

seit 18. August 2006 ist das All­ge­mei­ne Gleich­be­hand­lungs­ge­setz (AGG) in Kraft. Zu die­sem Jubi­lä­um hat die Anti­dis­kri­mi­nie­rungs­stel­le des Bun­des ein Gut­ach­ten in Auf­trag gege­ben, um nach­zu­prü­fen inwie­weit die mit dem Gesetz beab­sich­tig­ten Zie­le erreicht wur­den. Fazit der Stu­die des Ber­li­ner Büros für Recht und Wis­sen­schaft: „Es muss nach­jus­tiert wer­den“. Auf­hor­chen lässt die For­de­rung der Gut­ach­ter, Ver­bän­den und Betriebs­rä­ten weit rei­chen­de, zusätz­li­che Rech­te ein­zu­räu­men, mit denen sie die Umset­zung der AGG-Vor­schrif­ten in den Betrie­ben stär­ker beein­flus­sen, bes­ser kon­trol­lie­ren und ein­fa­cher gericht­lich nach­prüfen las­sen können. …

Die Gut­ach­ter gehen sogar noch wei­ter: Ähn­lich wie die Frau­en­quo­te oder die Vor­ga­ben zur Ein­stel­lung von Men­schen mit Behin­de­run­gen, wol­len sie für wei­te­re dis­kri­mi­nie­rungs-bedroh­te gesell­schaft­li­che Grup­pen (Migran­ten, Min­der­hei­ten, älte­re Men­schen) Quo­ten­re­ge­lun­gen vor­ge­ben. Pro­blem für klei­ne­re Unter­neh­men: Vie­le kön­nen Quo­ten­vor­ga­ben nicht ein­hal­ten – z. B., weil sie spe­zi­el­le Qua­li­fi­ka­tio­nen brau­chen, für die es kei­ne geeig­ne­ten Bewer­ber gibt.

Die meis­ten Unter­neh­men geben an, dass sich die Vor­schrif­ten aus dem AGG auf das Ein­stel­lungs­ver­fah­ren aus­ge­wirkt haben. So wer­den die For­mu­lie­run­gen in den Stel­len­aus­schrei­bun­gen und im Absa­ge-Schrei­ben neu­tra­ler gefasst bzw. es wird auf die Anga­be von Grün­den ver­zich­tet. Vie­le Bewer­ber hat­ten bis dahin Wert dar­auf gelegt, die Ableh­nungs­grün­de zu erfah­ren, um für wei­te­re Bewer­bun­gen zu ler­nen. Auf die kon­kre­te Aus­wahl der Bewer­bung und die Pra­xis der Stel­len­be­set­zung hat­te und hat das AGG aber bei wei­tem nicht den Ein­fluss, den man sich in der Poli­tik ver­spro­chen hat­te. In der Pra­xis wur­de und wird in der Regel nach Leis­tungs­pro­fil ein­ge­stellt. Die neu­er­li­chen Vor­schlä­ge zum AGG klin­gen so in ers­ter Linie nach mehr Bürokratie.

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