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Volkelt-Briefe

GmbH-Recht: Neue Rechtsprechung zum Stimmverbot

Stimm­rechts­ver­ein­ba­run­gen in der GmbH sind üblich und ver­brei­tet, z. B. wenn sich der Seni­or-Gesell­schaf­ter-Geschäfts­füh­rer ein Son­der­stimm­recht vor­be­hält oder wenn einem Gesell­schaf­ter bestimm­te Veto­rech­te ein­ge­räumt wer­den. Hier­zu gibt es ein­deu­ti­ge recht­li­che Vor­ga­ben (§ 45 GmbH-Gesetz) und zahl­rei­che Recht­spre­chung, die Sie im Ein­zel­fall beach­ten müs­sen und die in der Pra­xis kei­ne wirk­li­chen Pro­ble­me machen. Schwie­ri­ger sind sog. Stimmrechtsausschlüsse. …

In § 47 GmbH-Gesetz sind die Sach­ver­hal­te auf­ge­zählt, in denen dem Gesell­schaf­ter kein Stimm­recht zusteht. In der Pra­xis kommt es bei Stimm­rechts­aus­schlüs­sen oft zu beson­de­ren Kon­stel­la­tio­nen, die so vom Gesetz nicht gedeckt sind und dann von den Gerich­ten ent­schie­den wer­den müs­sen. Dabei ist der Grund­satz, wonach nie­mand Rich­ter in eig­ner Sache sein kann, zu berück­sichtigen (§ 47 Abs. 4 GmbH-Gesetz). Nicht mit­wir­ken dür­fen Sie als Gesell­schaf­ter (-Geschäfts­­führer) bei der Beschluss­fas­sung über:

  • Ihre eige­ne Ent­las­tung (§ 47 Abs. 4 GmbH-Gesetz). Wird Gesamt­ent­las­tung erteilt, sind alle geschäfts­füh­ren­den Gesell­schaf­ter von der Beschluss­fas­sung aus­ge­schlos­sen. Bei Ein­zel-Ent­las­tung kann bei meh­re­ren Geschäfts­füh­rern der ande­re Geschäfts­füh­rer nur abstim­men, sofern kei­ne gemein­schaft­li­che Ver­ant­wor­tung vorliegt,
  • die Abbe­ru­fung des Gesell­schaf­ter-Geschäfts­füh­rers aus wich­ti­gem Grund (vgl. zuletzt grund­sätz­lich dazu BGH, Urteil vom 20.12.1982, II ZR 110/82),
  • die außer­or­dent­li­che Kün­di­gung des Anstel­lungs­ver­tra­ges des Gesell­schaf­ter-Geschäfts­­­füh­rers (BGH, Urteil vom 27.10.1986, II ZR 240/85),
  • die Ein­zie­hung eines Geschäfts­an­teils (§ 34 GmbH-Gesetz),
  • Ihre Befrei­ung von einer Ver­bind­lich­keit, auch für Scha­dens­er­satz­an­sprü­che, Ver­zicht auf eine Ver­bind­lich­keit, Auf­rech­nung, Stun­dung oder Inan­spruch­nah­me als Bürge,
  • die Vor­nah­me eines Rechts­ge­schäfts mit dem Gesell­schaf­ter, z. B. Abschluss von Miet- und Pacht­ver­trä­gen (KG Ber­lin, Urteil vom 8.5.2014, 12 U 22/13), Dar­le­hen, schuld­recht­li­che Ver­trä­ge, Tätig­keit des Tes­ta­ments­voll­stre­ckers über einen GmbH-Anteil unter­liegt dem Stimm­rechts­ver­bot (BGH, Urteil vom 13.5.2014, II ZR 250/12),
  • die Beschluss­fas­sung durch einen GmbH-Gesell­schaf­ter, an dem ein ande­rer Gesell­schaf­ter maß­geb­lich betei­ligt ist und der so sei­nen Wil­len durch­set­zen kann (BGH, Beschluss vom 4.5.2009, II ZR 168/07),
  • die Ein­lei­tung oder Erle­di­gung von Rechts­strei­tig­kei­ten gegen einen Gesell­schaf­ter (auch: die Gel­tend­ma­chung von For­de­run­gen, Mahn­be­scheid, Kla­ge, Zwangs­voll­stre­ckung, Schiedsverfahren).

Als (Gesell­schaf­ter-) Geschäfts­füh­rer kön­nen Sie aber bei Ihrer Bestel­lung und Abbe­ru­fung, bei dem Beschluss zum Abschluss, zur Ände­rung und zur Kün­di­gung Ihres Anstel­lungs­ver­tra­ges mitstimmen.

Beschlüs­se der Gesell­schaf­ter sind von vor­ne her­ein nich­tig, wenn die­se gegen die Vor­schrif­ten des AktG ver­sto­ßen (§ 241 AktG). Dies gilt au ch für die GmbH. Nich­tig­keit heißt: Der Beschluss muss von nie­man­den beach­tet wer­den, er ent­fal­tet kei­ne Rechts­fol­gen, er ist „nich­tig“. Er wirkt wie nicht ergan­gen. Die Nich­tig­keit eines Beschlus­ses wird mit der Fest­stel­lungs­kla­ge (für die GmbH zustän­di­ges Land­ge­richt geprüft. Die Kla­ge kann nur von den Gesell­schaf­tern erho­ben wer­den, nicht aber z. B. von einem Fremd-Geschäfts­­­füh­rer. Ver­klagt wird die GmbH. Als Geschäfts­füh­rer haben Sie die Gesell­schaf­ter unver­züg­lich zu unter­rich­ten, wenn eine Fest­stel­lungs­kla­ge zur Nich­tig­keit eines Beschlus­ses erho­ben wird. Grün­de für die Nich­tig­keit sind: Im oben genann­ten Fall bei einem Ver­stoß gegen eines der Stimm­ver­bo­te, aber auch Ein­be­ru­fungs­män­gel (z. B. wer­den nicht alle Gesell­schaf­ter ord­nungs­ge­mäß zur Gesell­schaf­ter­ver­samm­lung ein­ge­la­den, Frist­ver­säum­nis­se bei der Ladung zur Gesell­schaf­ter­ver­samm­lung, feh­len­de Ein­be­ru­fungs­be­rech­ti­gung, fal­sche Anga­ben bei der Ein­la­dung zur Gesell­schaf­ter­ver­samm­lung, eine unvoll­stän­dig oder zu spät vor­ge­leg­te Tages­ord­nung), Ver­stoß eines Beschlus­ses gegen gesetz­li­che Vor­schrif­ten, Ver­stoß gegen die guten Sit­ten oder feh­len­de recht­li­che Vor­aus­set­zun­gen (z. B. feh­len­des Prü­fungs­tes­tat unter dem Jah­res­ab­schluss einer mit­tel­gro­ßen oder gro­ßen GmbH, Fest­stel­lung des Jah­res­ab­schlus­ses mit anschlie­ßen­der Ent­las­tung des Geschäftsführers).

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