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Volkelt-Briefe

Führungsstil: Ironie und andere ungeeignete Stilmittel

Das könn­te selbst ein alt­ge­dien­ter Kol­le­ge sagen: „Stel­len Sie sich doch nicht so an, ich woll­te nur einen klei­nen Scherz machen“. Anlass: …Der Mit­ar­bei­ter ist ver­är­gert, weil er auf einen Ver­bes­se­rungs­vor­schlag statt einer sach­li­chen Ant­wort nur eine pole­mi­sche Bemer­kung vom Chef bekom­men hat.

Das Pro­blem: Wie bei der Kunst, ist es auch bei Humor, Pole­mik und Iro­nie. Jeder hat ein eige­nes Ver­ständ­nis davon. Man­che Men­schen haben gar kei­nen Zugang zur Iro­nie. Für Afri­ka­ner ist Pole­mik („Unsach­lich­keit“) auch im All­tag ein völ­lig unbe­kann­tes Stil­mit­tel. Ande­rer­seits: Vie­le Men­schen fin­den sich in Donald Trumps Pole­mik wieder.

Die Lösung: Abge­se­hen von den Ver­stän­di­gungs­pro­ble­men und den ver­schie­de­nen Zugän­gen der Men­schen zu die­sen Stil­mit­teln, ist es ein Anlie­gen von Füh­rung, die betrieb­li­che Kom­mu­ni­ka­ti­on auf der Sach­ebe­ne zu füh­ren. Gibt es nur weni­ge Mit­ar­bei­ter und Hier­ar­chie­ebe­nen spricht natür­lich nichts dage­gen, wenn der Geschäfts­füh­rer – einen per­sön­li­chen Bezug zum Mit­ar­bei­ter vor­aus­ge­setzt – auch ein­mal Ent­spannt­heit, Humor und Witz ein­setzt. Im offi­zi­el­len Per­so­nal­ge­spräch, vor meh­re­ren Mit­ar­bei­ter, in Pro­jekt­grup­pen und bei der Wahr­neh­mung reprä­sen­ta­ti­ven Auf­ga­ben für die GmbH gilt der Grund­satz: Als Geschäfts­füh­rer geben Sie die Sach­ebe­ne vor.

Kom­mu­ni­ka­ti­on fin­det statt auf der Sach- und der Bezie­hungs­ebe­ne. Die Ver­mi­schung der Ebe­nen führt aner­kann­ter­ma­ßen zu Kom­mu­ni­ka­ti­ons­pro­ble­men – also zu Ver­stän­di­gungs­pro­ble­men zwi­schen dem Sen­der und dem Emp­fän­ger (z. B. nach dem sog. Eis­berg Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mo­dell in Anleh­nung an Sig­mund Freund). Pole­mik, Iro­nie, Witz und Humor sind Stil­mit­tel auf der Bezie­hungs­ebe­ne. Zu grö­ße­ren Pro­blem kommt es, wenn der Mit­ar­bei­ter bei Ihren Ansa­gen nicht mehr unter­schei­den kann, wel­che Aus­sa­gen der Sach- und wel­che Aus­sa­gen der Bezie­hungs­ebe­ne zuzu­ord­nen sind. Wenn Sie ein sol­ches Stil­mit­tel ver­wen­den, soll­ten Sie das im Gespräch umge­hend „Offen­le­gen“. Etwa: „Um es ein­mal humo­ris­tisch zu sagen“, „manch­mal fällt es selbst mir schwer, sach­lich zu blei­ben“ oder „das dür­fen Sie jetzt bit­te nicht ernst neh­men“. Ansons­ten gilt: Als Geschäfts­füh­rer geben Sie den sach­li­chen Ton vor und sor­gen so dafür, dass die Kom­mu­ni­ka­ti­on mög­lichst gerad­li­nig zum Ziel führt.

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