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Bundeskanzler(innen)-Amt

Recht­zei­tig zum Buß- und Bet-Tag dankt die Kanz­le­rin jetzt flä­chen­de­ckend den Bun­des­bür­gern für ihren groß­ar­ti­gen Ein­satz zur Bewäl­ti­gung der gro­ßen Finanz- und Wirt­schafts­kri­se – mit einer fast sei­ten­gro­ßen und 4‑farbigen Image-Anzei­gen-Kam­pa­gne in allen grö­ße­ren regio­na­len und über­re­gio­na­len Tages­zei­tun­gen. Welch eine groß­ar­ti­ge Ges­te der Dank­bar­keit, der Ehr­furcht und der Ver­beu­gung vor dem Bür­ger und Wäh­ler. Vor dem Men­schen, eine Hom­mage an das Indi­vi­du­um, an den Chris­ten in uns. Dan­ke für so viel Anerkennung.

Aller­dings konn­ten es sich eini­ge in der Redak­ti­on nicht ver­knei­fen, mal zu rech­nen. Bei rund 100 regio­na­len Zei­tun­gen mit wer­be­re­prä­sen­ta­ti­ver Bedeu­tung und sagen wir mal 50 über­re­gio­na­len Zei­tun­gen und Zeit­schrif­ten kos­tet die Akti­on in der Grund­aus­stat­tung Mini­mum sagen wir 2,5 Mio. €. Dazu kom­men Idee- und Agen­tur­kos­ten. Und die Kos­ten für den Tex­ter, der einen fast lite­ra­ri­schen, fremd­wör­ter­frei­en Text abge­lie­fert hat, der sol­che wag­hal­si­gen Sät­ze ent­hält, wie: „Sie (also: Sie) haben sich trotz Sor­gen und Belas­tun­gen nicht beir­ren las­sen – und so etwas geschaf­fen, was noch vor Mona­ten undenk­bar erschien”.  Gesamt­in­vest exakt 2,8 Mio. € – für die Bahn AG wäre das zwar nur ein Pap­pen­stiel wie man so schön sagt – aber fremd­fi­nan­ziert muss man das erst ein­mal hin­be­kom­men. Gra­tu­lie­re.  Ist ja – so das Bundeskanzler(Innen)-Amt auf Anfra­ge – üblich und wur­de auch schon von den Vor­gän­ger-Regie­run­gen so prak­ti­ziert. Unser TIPP: Wenigs­tens der Hotel-Dach­ver­band hät­te sich mit einem klei­nen Zuschuss an der PR-Akti­on ver­bind­lich zei­gen kön­nen – etwa mit einer Fuß­no­te: „Wis­sen Sie eigent­lich, wo die Kanz­le­rin chillt? – in einem guten Hotel“.

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Stille Beteiligung

Pus­te­blüm­chen

Eigent­lich ist es nicht unser Ding, den Bes­ser­wes­si zu machen. Aber heu­te. Zur Sache: Stil­le Betei­li­gung. Typi­scher­wei­se betei­ligt sich da der Geld­ge­ber ohne groß nach außen auf­zu­fal­len oder groß ins Geschäft rein­zu­re­den. Dafür bekommt er für sein Geld kei­ne Zin­sen, son­dern einen Teil vom Gewinn – sofern es einen Gewinn gibt. Und wenn der Geld­ge­ber eini­ger­ma­ßen schlau ist, schreibt er in den Ver­trag rein, um wel­chen Gewinn es geht – hoch­deutsch: wel­che Bemes­sungs­grund­la­ge ver­ein­bart wird. Denn als gute Steu­er­zah­ler wis­sen wir ja, dass man am Gewinn so lan­ge her­um­schrau­ben kann, bis nichts mehr übrig bleibt. Bzw. so wie jeder eini­ger­ma­ßen bewan­der­ter Mana­ger weiß, wie man den Share­hol­der Value in Schwin­del erre­gen­de Höhen treibt – wenigs­ten bis zum nächs­ten Geschäftsjahr.

Schlimm ist, wenn sich der stil­le Geld­ge­ber ver­rech­net. Da kann es schon ein­mal pas­sie­ren, dass der erhoff­te Gewinn aus­bleibt – so wie jetzt der Bund mit sei­ner 16,4 Mrd. € stil­len Betei­li­gung an der Com­merz­bank. Dazu der finanz­po­li­ti­sche Spre­cher Bat­zen­tal (Name v. d. R. geän­dert): „Allei­ne aus der Kür­zung der Vor­stands­ge­häl­ter auf 500.000 € hat­ten wir uns einen Zusatz­ge­winn von eini­gen Mil­li­ar­den errech­net“. Pus­te­blüm­chen. Wer die Grund­re­chen­ar­ten brav beherrscht, kann noch lan­ge kei­ne Bilanz lesen.

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China

Chi­ne­si­scher Luxus-Liner in der Ägäis

Wis­sen Sie eigent­lich, dass sich das welt­weit größ­te Poker-Por­tal fest in chi­ne­si­schen Hän­den befin­det? Was ja an sich kein Wun­der ist, weil sei­ne Gesichts-Phy­sio­gno­mie vor­züg­lich dazu geeig­net ist. Selbst Boris Becker hat­te dem Dau­er­grin­sen nichts ent­ge­gen zu set­zen und hat sich zuletzt resi­gniert in die Besen­kam­mer zurück­ge­zo­gen. Unter­des­sen tippst ja mehr oder weni­ger Jeder auf einem Leno­vo-PC her­um, die grie­chi­schen Ree­de­rei­en gehö­ren dem chi­ne­si­schen Staats­kon­zern Cosco, DED und GTZ räu­men der­weil ganz Afri­ka ohne erkenn­ba­ren Wil­len von Gegen­wehr oder stra­te­gisch erkenn­ba­res Ziel. Und das Alles ist ja erst der Anfang.

Zur­zeit über­legt der Chi­ne­se wie er die Über­schüs­se aus den Geschäf­ten mit der Welt noch Gewinn brin­gen­der anle­gen kann. Insi­der spe­ku­lie­ren dar­auf, dass man sich auf eine Umsatz­ren­di­te von 25 % + ver­stän­digt hat – in den Wett­bü­ros von Kua­la Lum­pur, Hong­kong und Mani­la ste­hen die Erwar­tun­gen in die­sen Minu­ten bei 9,41 : 1,71, also mit durch­aus bes­ten Chan­cen auf Rea­li­sie­rung. Ziem­lich sicher ist, dass das Invest in grie­chi­sche Staats­an­lei­hen locker bei 27 % wenn nicht sogar deut­lich drü­ber liegt. Gera­de noch recht­zei­tig zum Staats­be­such von Prä­si­dent Hu hat Por­tu­gal eine neue Anlei­he zu Schwin­del erre­gen­den Kon­di­tio­nen auf­ge­legt. Und auch der Ire macht sich so sei­ne Gedan­ken. In Deutsch­land über­legt man noch, wie man die Staats­an­lei­he auf den gefor­der­ten Basis­zins brin­gen kann. Da hel­fen wir ger­ne mit einem guten Tipp wei­ter: Offi­zi­ell spa­ren und ansons­ten hem­mungs­los wei­ter machen. Machen was wir können.

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TelDaFax

Gas­markt, nicht frei …

Ein BISS­chen gewun­dert haben wir uns schon, als Tomi Gott­schalk Wet­ten, dass in einem schnö­den Tel­Da­Fax-T-Shirt mode­rier­te. Erst haben wir ver­mu­tet, dass er sei­ner schö­nen schweiz-ita­lie­ni­schen Assis­ten­tin Michel­le Hun­zi­ker ein­fach ein­mal zei­gen woll­te, wie Markt­wirt­schaft in den Öffent­lich-Recht­li­chen gelebt wird. Als dann auch noch Star­gast Micha­el Bal­lack im Tel­Da­Fax-Tri­kot auf­tauch­te, wuss­ten wir: Hier steckt ein Unter­neh­men ganz dick in der Pam­pe. Wir ken­nen das ja schon von Flow­tex und ande­ren Fäl­len. Insi­der mun­keln, dass auch das Geschäfts­mo­dell eines der gro­ßen Auto­mo­bil-Front­schei­ben-Wechs­lers zum Teil dar­auf beruht. Also: Je schlech­ter die Zah­len des­to mehr wird auf die Wer­be­trom­mel gehau­en. So gese­hen deu­te­te das dop­pel­te Geschütz Gottschalk/Ballack auf eine unmit­tel­bar bevor­ste­hen­de Insol­venz hin – und das vor dem ganz gro­ßen Publi­kum bei einer Ein­schalt­quo­te von rund 95 %.

Zeit­gleich wur­den im Publi­kum und vor der Hal­le Tel­Da­Fax-Anmel­de­for­mu­la­re ver­teilt. Jeder Zwei­te unter­schrieb sofort und jeder Drit­te kurz spä­ter. Fol­ge: Weil Tel­Da­Fax von jedem Kun­den sofort 1.000 € Vor­kas­se ein­zieht, schnell­te der Fore­cast bei Tel­Da­Fax noch vor Ablauf der Sen­dung in unglaub­li­che Höhen. Der dama­li­ge Vor­stands-Chef Micha­el Jos­ten jubi­lier­te über sein Kri­sen-Manage­ment. Heu­te – ein paar Mona­te spä­ter – sitzt er in der JVA Bruch­sal – wegen Schnee­ball-Geschäf­ten. Tel­Da­Fax, immer­hin Vor­zei­ge­kan­di­dat für einen wett­be­werbs­fä­hi­gen Ener­gie­markt mit über 500.000 Kun­den, ist nicht mehr zu ret­ten. Da hilft jetzt nur noch der Bör­sen­gang. Wir jeden­falls wür­den zur­zeit nicht dar­auf wet­ten, dass die Strom- und Gas­prei­se sta­bil bleiben.

Alles zum Tel­Da­Fax Schnee­ball-Geschäfts­mo­dell gibt es > hier ankli­cken

Tel­da­fax mel­det Insol­venz an > hier ankli­cken

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Gottes Hand

Haupt­stadt-Bahn­hof 3. Stock

Das Schö­ne an der Sati­re ist, dass man sei­nen Gedan­ken frei­en Lauf las­sen kann – unab­hän­gig von der Wirk­lich­keit, nur ein­ge­schränkt von Straf­recht, Sit­ten­wid­rig­keit und Ver­ant­wor­tungs­be­wusst­sein. Also so ähn­lich, wie es dem 21-Akti­vist geht, wenn er sich aus­malt, wie es zu der nun vor­lie­gen­den Situa­ti­on kom­men konn­te. Etwa mit der Vor­stel­lung, dass sich die kom­plet­te Lan­des­re­gie­rung und der Poli­zei­prä­si­dent schon seit Wochen bevor­zugt nachts kon­spi­ra­tiv in irgend­wel­chen abge­dun­kel­ten Räu­men tref­fen, wo dar­win- und mac­chia­vel­li-durch­drun­ge­ne (quel mot!) Poli­tik-Bera­ter sie auf die Stra­te­gie des Macht­er­halts ein­schwö­ren und sie anschlie­ßend unter der Auf­sicht von win­di­gen PR-Bera­tern a la Hun­zin­ger unter simu­lier­ten Ver­hör-Situa­tio­nen für Inter­views und Talk­shows trai­nie­ren. Bewähr­te Erfolgs­me­tho­de für Landtagswahlen.

Der SPIEGEL hat aber her­aus­ge­fun­den, dass das so nicht stim­men kann. Zum einen war die Lan­des­re­gie­rung nicht kom­plett. Auch der Poli­zei­prä­si­dent fehl­te in den ent­schei­den­den Minu­ten, weil er sei­ner drei­ein­halb jäh­ri­gen Toch­ter Man­dy am Han­dy ver­spre­chen muss­te, das Wochen­en­de zu Hau­se zu ver­brin­gen. Außer­dem konn­te Hun­zin­ger gar nicht anwe­send sein, weil der im Tes­sin sein Klos­ter­wo­chen­en­de mach­te. Also doch eher Duis­bur­ger Zustän­de, wonach es sich um eine Ver­ket­tung unglück­lichs­ter Umstän­de han­delt, für die Gott bzw. Allah zustän­dig ist und nicht etwa irgend­ei­ne han­deln­de Per­son. Wahr­schein­lich war es ja sogar Got­tes Hand selbst – die, die Tore schießt und ver­schlos­se­ne ICE-Türen öffnet.

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Geschmacksache

Lan­gen­scheidt über­setzt profu­mo mit Par­füm oder Duft. Also mit einem für den Betrof­fe­nen durch­aus ange­neh­men Emp­fin­den. Etwas anders dürf­te es dem gleich­na­mi­gen ita­lie­ni­schen Finanz-Mana­ger Ales­san­dro Profu­mo – sei­nes Zei­chens Vor­stands­vor­sit­zen­der des ita­lie­ni­schen Unicre­di­to-Finanz­kon­zerns – gegan­gen sein, als er jüngst von einer Ame­ri­ka­rei­se zurück­kehr­te und am Flug­ha­fen in Mila­no von einem lie­ben Freund dar­über auf­ge­klärt wur­de, dass eini­ge wich­ti­ge Aktio­nä­re sei­ner Bank beschlos­sen hät­ten, ihn vor die Tür zu set­zen – gegen eine Abfin­dung von schlap­pen 40 Mio. €. Heut­zu­ta­ge ja an sich kein unge­wöhn­li­cher Vor­gang. Was die meis­ten aller­dings nicht wis­sen: Es han­delt sich um eine ganz bil­li­ge Retour-Kutsche.

Ange­fan­gen hat­te das Gan­ze bereits vor etli­chen Jah­ren auf der Wiesn. Schon seit Mit­te der Sieb­zi­ger konn­te man Jahr für Jahr mehr und mehr ita­lie­ni­sche Fest­be­su­cher aus­ma­chen, die mit ihren Fiat-Cam­ping-Mobi­len Mün­chens Innen­stadt rund um die The­re­si­en­wie­se wochen­lang zustell­ten. Aller­dings – Sie erin­nern sich – gelang es damals nicht, gleich BMW ganz zu über­neh­men und auch der Ein­stieg ins deut­sche Medi­en­ge­schäft via Pre­mie­re durch eine ber­lus­co­ni-nahe Finanz­grup­pe ging in die Hose. Mit­te der Neun­zi­ger schließ­lich die ers­te Fest­zelt-Über­nah­me durch einen pie­mon­te­si­schen Geschäfts­mann, der statt Maß und Hendl Rot­wein, Pas­ta und Lasa­gne kre­denz­te – der Anschlag auf das mäch­ti­ge Käfer-Impe­ri­um ende­te aber doch eher jäm­mer­lich. Wegen Spa­ghet­ti-voll­ge­stopf­ter Müll­ei­mer und rot­wein­ver­fleck­ter Papier­tisch­tü­cher und Ser­vi­et­ten muss­te der Ita­lie­ner den Rück­zug antre­ten. 2005 gelang dann der gro­ße Coup: Die Über­nah­me der Hypo­ver­eins­bank durch die Unicre­di­to – auf dem Stie­fel jubel­te der Anle­ger, in Bay­ern bean­trag­ten Piz­ze­ri­en Poli­zei­schutz. Jetzt hat Bay­ern zurück­ge­schla­gen: Ex-Hypo-Chef Die­ter Rampl – Münch­ner Kindl – über­reich­te Profu­mo soeben die Ent­las­sungs­pa­pie­re und bestimmt ab sofort, wer in Zukunft das Sagen hat. Wer zuletzt lacht, lacht eben immer noch am besten.

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Reden an die Nation

Der­zeit sind wir ein biss­chen rat­los, wel­ches der vie­len dank­ba­ren The­men wir die­se Woche kom­men­tie­ren sol­len. Zum Bei­spiel, wie kom­pli­ziert es sein kann, sich gegen ein vom Finanz­amt gegen einen Steu­er­zah­ler aus­ge­spro­che­nes Haus­ver­bot zu weh­ren (FG Müns­ter, Urteil vom 30.8.2010, 14 K 3004/10). So weit wir wis­sen, woll­te der Steu­er­zah­ler sei­nem Sach­be­ar­bei­ter nur ein­zi­ges Mal sei­ne ehr­li­che Mei­nung kund­tun, durf­te aber das Finanz­amt nicht betre­ten. Oder, dass eine ein­ge­scann­te Unter­schrift, die anschlie­ßend aus­ge­druckt und dann per Fax an ein Gericht geschickt wird, rein „schrift­form­mä­ßig“ nicht zu bean­stan­den ist (BFH, Urteil vom.22.6.2010, VIII R 38/08). Oder dass unser Außen­mi­nis­ter gehei­ra­tet hat – wozu sich jeg­li­che Kom­men­tie­rung schon aus Rück­sicht­nah­me vor des­sen Pri­vat­sphä­re ver­bie­tet. Wir könn­ten uns aber auch den Satz des Regie­rungs­spre­chers vor­neh­men, „dass die Bun­des­re­gie­rung ver­ste­hen kann, dass vie­le Bür­ger über die Boni-Zah­lun­gen an lei­ten­de Mit­ar­bei­ter der HRE-Bank ver­är­gert sind“. Immer­hin – so viel Ver­ständ­nis hat die Regie­rung ja weiß Gott nicht immer.

Mög­lich wäre auch ein kur­zer Exkurs über die Rede unse­res Finanz­mi­nis­ters vor 400 hoch­ran­gi­gen Ban­kern. Und zwar über die Pas­sa­gen, die im Rede­ma­nu­skript zwar noch stan­den, laut Han­dels­blatt-Recher­che aber beim Vor­trag von Schäub­le aus irgend­wel­chen Grün­den aus­ge­las­sen wur­den, z. B. der Satz: „Es ist gefähr­lich für den Zusam­men­halt der Gesell­schaft, wenn sich bei immer mehr deut­schen Unter­neh­men der Real­wirt­schaft der Ein­druck ver­fes­tigt, dass Tei­le des Kre­dit­ge­wer­bes kein Inter­es­se mehr an der Zusam­men­ar­beit mit ihnen haben“. Da hat sich der Ghost­whri­ter aber ganz schön ins Zeug gelegt. Ange­sichts sol­cher Ereig­nis­se sehen wir uns kaum noch in der Lage, sati­risch eins drauf­zu­set­zen. Es gilt das gespro­che­ne Wort.

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Sarrazin

Zuge­ge­ben. Wir sind schon ziem­lich spät dran mit dem The­ma. Eigent­lich sind ja alle Aspek­te schon durch. Aber: Nach lan­gem Suchen haben wir noch was Neu­es gefun­den. Der jun­ge Sar­ra­zin wuchs in Reck­ling­hau­sen in einem 8‑Per­so­nen-Haus­halt (2 x 4) ohne Radio und Fern­se­hen auf. Kurz nach der Ein­schu­lung ver­brach­te er 8 Wochen (2 x 4) mit Schar­lach im Bett. Im Fach Musik hat­te er eine Gna­den-Vier (auf­fäl­lig: 8 : 2 = 4). Als einer von 4 (auch hier: 8 : 2 = 4) Kan­di­da­ten, die aus der Grund­schu­le zum Gym­na­si­um zuge­las­sen wur­den, bestand der klei­ne Thi­lo die Auf­nah­me­prü­fung als ein­zi­ger. Das VWL Stu­di­um absol­vier­te er in 4 Jah­ren, respek­ti­ve 8 Semes­tern. Und so geht das mun­ter wei­ter. Mer­ken Sie was?

Also haben wir uns mal mit der Sym­bol-Kraft der „4“ aus­ein­an­der­ge­setzt. Und da kommt dann fol­gen­des bei raus: Die Vier ist „das Raum­sche­ma bzw. die Ord­nung der Mani­fes­ta­ti­on, das Sta­ti­sche im Gegen­satz zum Krei­sen­den und Dyna­mi­schen“. In der Bild­spra­che ist die „4“ das Kreuz und ursprüng­lich ein Welt­sym­bol, das die Ver­bin­dung von mate­ri­el­ler Welt (hori­zon­ta­ler Bal­ken) und geis­ti­ger Welt (ver­ti­ka­ler Bal­ken) dar­stellt – es ist die Ver­bin­dung der dua­lis­ti­schen Gegen­sät­ze. Alles Klar? Der Halb­mond ist in dem Sys­tem jeden­falls nicht vor­ge­se­hen. Das ist doch schon mal ein Erklä­rungs­an­satz. Oder, was mei­nen Sie? Wir jeden­falls geben ger­ne zu, dass wir nicht eine Zei­le aus „Deutsch­land schafft sich ab” im Ori­gi­nal gele­sen haben (kei­ne Zeit).

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Stamokap

Marx und Co.

Ken­nen Sie Sta­mo­kap? Nein? Das ist weder in Nor­we­gen noch in der Ark­tis. Viel­mehr han­delt es sich um eine Abkür­zung, was voll­stän­dig so viel bedeu­tet wie Staats-Mono­pol-Kapi­ta­lis­mus. Eine Erfin­dung von Wla­di­mir Iljitsch Lenin – Sie erin­nern sich – das ist der, des­sen Par­ti­sa­nen damals Dok­tor Schi­wa­go respek­ti­ve Omar Sha­rif in Angst und Schre­cken ver­setzt haben.

Damit beschreibt der damals noch jugend­li­che Rus­se die Ver­schmel­zung des Staa­tes mit der Wirt­schaft zu einem ein­zi­gen Klum­pen unter Füh­rung der Finanz­bos­se. Die meis­ten von Ihnen ken­nen ja Gas­prom 04 und all die ande­ren Olig­ar­chen und Tycon­nen. Klei­ner Wer­muts­trop­fen: Seit Juli 2008 haben die 25 reichs­ten Rus­sen zusam­men­ge­nom­men 230 Mil­li­ar­den Dol­lar ver­lo­ren. Sie mer­ken schon, wir bewe­gen uns jetzt lang­sam und ziel­si­cher auf die Ebe­ne der Bil­lio­nen – damit Sie sich schon mal dran gewöh­nen kön­nen, wenn Sie in Zukunft in Ihrer Wirt­schafts­zei­tung öfter Mal Zah­len mit 13 Nul­len lesen.

Zurück zu The­ma: Wir selbst ste­hen hier in Deutsch­land ja unmit­tel­bar vor einem ganz gro­ßen Akti­en­tausch zwi­schen den Phar­ma­un­ter­neh­men und den übrig geblie­be­nen Kran­ken­kas­sen – damit wäre schon mal ein ganz rie­si­ger Bro­ken zu einem ein­heit­li­chen Klum­pen ver­ei­nigt. Dresd­ner und Com­merz­bank sind ja qua­si schon ver­staat­licht, so dass im Prin­zip zusam­men mit der Deut­schen Bank die oben ange­spro­che­ne Finanz­olig­ar­chie ja auch schon in den Grund­fes­ten steht. Die Zusam­men­fas­sung von Schie­nen- Straßen‑, Strom‑, Gas- und Daten­netz etwa unter der Füh­rung von Meh­dorn wür­de da auch pas­sen. So mal als Struk­tur­über­le­gun­gen, damit über­haupt noch jemand weiß, wo das Alles ein­mal hin­füh­ren wird. Aber Gott sei Dank ist das ja Alles nur Theo­rie und hat mit unse­rer wirk­li­chen Wirk­lich­keit höchs­tens am Ran­de zu tun.

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Westerwelle

Ger­ne erin­nern wir uns an den Kult-Film­klas­si­ker „Zur Sache Schätz­chen” und Wer­ner Enke mit sei­nem legen­dä­ren Satz: „Das wird böse enden“ – was ja für den ein oder ande­ren Recken aus der 68-Gene­ra­ti­on dann auch tat­säch­lich so ein­ge­tre­ten ist. Und in etwa die Gefühls­la­ge der Nati­on beschreibt, wenn sie auf Gui­do Wes­ter­wel­le ange­spro­chen wird. Nun sind wir nicht dazu da, sich auf Kos­ten ande­rer lus­tig zu machen oder jeman­den zu belei­di­gen. Das soll der Bou­le­vard machen – wir beschrän­ken uns an die­ser Stel­le schon immer auf die Rol­le des Mah­ners und Visio­närs. Viel­leicht wur­zelt das Pro­blem ja bereits in der Her­kunft – wer möch­te schon frei­wil­lig in einen juris­ti­schen Dop­pel-Haus­halt hin­ein­ge­bo­ren wer­den respek­ti­ve auf­wach­sen. Dage­gen ist eine Leh­rer-Her­kunft reins­tes Zucker­schle­cken. Gui­dos ers­ter Ted­dy war denn auch weni­ger Eigen­tum denn dau­ern­de Last. Kauf und Rück­tritt beherrsch­ten schon sei­ne frü­hes­te Kind­heit. Die Eltern haben sich dann in juris­ti­scher Eigen­re­gie getrennt – d. h. man ver­zich­te­te auf einen Schei­dungs­an­walt, um Kos­ten zu spa­ren und um noch bes­ser mit gezink­ten Kar­ten um das Sor­ge­recht und Unter­halts­an­sprü­che schachern zu kön­nen. Als 6‑Jähriger soll er Mit­schü­ler geschlich­tet und Mit­schü­le­rin­nen Ver­leum­dun­gen unter­sagt haben. Mit 16 muss­te er sein Kin­der­zim­mer vom Vater anmie­ten mit kla­ren Vor­ga­ben zu Ruhe­zei­ten und Schön­heits­re­pa­ra­tu­ren. So gese­hen ist ihm der Wunsch nach Reform des Steu­er­sys­tems prak­tisch in die Wie­ge gelegt. Kon­se­quen­ter­wei­se ist sei­ne Pro­mo­ti­on (Das Par­tei­en­recht und die poli­ti­schen Jugend­or­ga­ni­sa­tio­nen“)  eine scho­nungs­lo­se Abrech­nung mit ver­krus­te­ten Struk­tu­ren. Aller­dings – und die­se Kri­tik darf man uns nicht als Pole­mik aus­le­gen – begnügt sich Wes­ter­wel­le mit dem Theo­re­ti­schen. Was für die Repu­blik ein wah­rer Segen ist.